ZIMLAT, das Zimmerwalder Laser- und Astrometrie-Teleskop, kann die Distanz zu Weltraumschrott-Teilen messen.
Foto: Universität Bern

Erstmals ist es gelungen, ein Stück Weltraumschrott bei Tageslicht zu beobachten. Eigentlich ein ungeliebter Anblick, da Trümmerteile im Orbit zu einer wachsenden Gefahr für Satelliten werden. Die Sichtung bei Tag ist dennoch eine gute Nachricht – bedeutet sie doch, dass man künftig mehr Messdaten gewinnen und bessere Bahnberechnungen vornehmen kann, womit die Unfallrate sinkt.

Die Distanzbestimmung gelang am 24. Juni am Swiss Optical Ground Station and Geodynamics Observatory Zimmerwald mittels eines geodätischen Lasers, wie die Universität Bern nun einen Monat später bekanntgab. Bisher waren die Bahnen orbitaler Trümmer nur vergleichsweise rudimentär zu erfassen, "nur auf einige hundert Meter", sagt Observatoriumsleiter Thomas Schildknecht. Um zu entscheiden, ob ein teures Ausweichmanöver nötig ist, müsste man es aber genauer wissen.

Mehr Messungen, mehr Sicherheit

Und hier kommen die Schweizer Forscher ins Spiel: Ihre "Satellite Laser Ranging"-Methode sei eine wirksame Technologie, um die Bahngenauigkeit auf wenige Meter zu verbessern. "Wir verwenden die Technik am Observatorium Zimmerwald seit Jahren, um Objekte, welche mit speziellen Laser-Retroreflektoren ausgerüstet sind, zu messen. Bis heute ist es nur wenigen Observatorien weltweit gelungen, mit speziellen, leistungsstarken Lasern Distanzen zu Weltraumschrott zu bestimmen", sagt Schildknecht. Zudem waren diese Messungen aus technischen Gründen bis dahin nur in der Nacht möglich.

Der Erfolg am helllichten Tag war nur dank der Kombination von aktiver Verfolgung des Schrott-Teiles mittels einer hochsensitiven wissenschaftlichen CMOS-Kamera mit Echtzeit-Bildverarbeitung und einem digitalen Echtzeit-Filter zur Erkennung der vom Objekt reflektierten Photonen möglich.

"Die Möglichkeit am Tag zu beobachten erlaubt, die Anzahl Messungen zu vervielfachen", sagt Schildknecht. "Es gibt ein ganzes Netzwerk von Stationen mit geodätischen Lasern, welche in Zukunft am Aufbau eines hochpräzisen Bahnkatalogs vom Raumschrott mitwirken könnten. Genauere Bahnen sind in Zukunft das "A und O", um Kollisionen zu vermeiden und die Sicherheit und Nachhaltigkeit im Weltraum zu verbessern." (red, APA, 29. 8. 2020)