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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gab am Freitag ihre jährliche Sommerpressekonferenz.

Foto: Michael Kappeler/Pool via REUTERS

Es ist ein terminliches Highlight im politischen Sommerloch. Jedes Jahr stellt sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Sommerpressekonferenz den Fragen der deutschen Hauptstadtjournalisten. "Aktuelle Themen der Innen- und Außenpolitik" nennt sich die Veranstaltung, was wenig spannend klingt.

Vor fünf Jahren jedoch, am 31. August 2015, sprach Merkel – mit Blick auf die vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland kamen – jenen Satz, der zum berühmtesten ihrer Kanzlerschaft werden sollte: "Wir schaffen das."

Auch am Freitag, als Merkel wieder in der Bundespressekonferenz erscheint, wird dieser Satz bald Thema. Ob Corona sie geschafft habe, will jemand wissen. Merkels Antwort: "Geschafft hat mich nichts. Aber: Gefordert hat mich vieles." Sie möchte die berühmten drei Worte auch nicht wiederholen, da "jede Krise und jede Herausforderung ihre eigene Sprache hat". Stattdessen sagt sie: "Wir haben sehr viel zustande gebracht."

Nur 41 Personen zugelassen

Corona ist natürlich das dominierende Thema dieser Pressekonferenz. Das merkt man schon an der Besetzung im Saal. Normalerweise fasst er 220 Personen. Doch es werden nur 41 zugelassen werden. Und zur Causa prima hat Merkel auch am meisten zu sagen – gut gelaunt, überhaupt nicht erschöpft oder amtsmüde wirkend.

"Das Virus ist eine demokratische Zumutung", sagt sie erneut, es bestimme ihre Arbeit als Bundeskanzlerin. Und das werde im Herbst und im Winter so bleiben. Die Menschen in Deutschland müssten "damit rechnen, dass manches in den nächsten Monaten noch schwieriger wird als jetzt im Sommer". Denn: "Es wird nicht so wie früher, solange wir keinen Impfstoff haben und kein Medikament."

Aber es gebe auch Anlass für Zuversicht, "schlimme Erfahrungen" seien Deutschland erspart geblieben, das Land könne sich, dank seiner Sparsamkeit in den vergangenen Jahren, jetzt, in der Krise, einiges leisten – etwa die Verlängerung der Kurzarbeit.

Drei Schwerpunkte

Sie selbst sieht für die kommenden Monate drei Schwerpunkte in ihrer Arbeit: Man müsse "alles dafür tun", dass Kinder nicht die Verlierer der Pandemie werden, Schule dürfe "niemanden zurücklassen". Wichtig sei zudem, die Wirtschaft "so weit wie möglich" am Laufen zu halten oder wieder zum Laufen zu bringen. Und der gesellschaftliche Zusammenhalt müsse bewahrt werden.

Ob Fehler passiert seien im bisherigen Krisenmanagement, wird Merkel gefragt. "Ich finde, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen entschieden haben." Eines aber räumt sie mit Blick auf die Urlaubsrückkehrer ein: "Wir haben sicherlich in dem Umfang nicht gesehen, dass Menschen in Risikogebiete fahren." Und niemand habe voraussehen können, dass Spanien wieder zu einem Risikogebiet erklärt werde.

Neue Entdeckung Videokonferenzen

Ihr selbst fehlen "spontane Begegnungen", dass man "immer kucken muss, wie verhalte ich mich jetzt". Natürlich habe sich ihre Art des Arbeitens verändert, eine "vollkommen neue Entdeckung" seien Videokonferenzen. Merkels Fazit: "Es geht sehr viel besser, als ich mir das vorstellen habe können." Videokonferenzen mit zehn bis 15 Teilnehmern seien "gar nicht schlechter", als wenn man "alle anderen anreisen lässt". Allerdings sei sie froh, nicht im ersten Jahr ihrer Kanzlerschaft zu sein, sondern die Staats- und Regierungschefs der Welt schon zu kennen.

Es ist vielleicht die letzte Sommerpressekonferenz der Kanzlerin, 2021 wird gewählt, und Merkel will nicht wieder antreten. Ob sie schon Pläne für ihren Ruhestand habe, wird sie auch noch gefragt. Sie sagt: "Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht. Ich werde weiter arbeiten und bin optimistisch, es wird sich was finden." (Birgit Baumann aus Berlin, 28.8.2020)