Sieben Schüsse. Sieben Schüsse in den Rücken von Jacob Blake waren aus Sicht des weißen Polizisten notwendig, um den Schwarzen vor den Augen seiner Kinder außer Gefecht zu setzen. Er ist nun von der Hüfte abwärts gelähmt.

Proteste gegen rassistische Polizeigewalt auf den Straßen Kenoshas waren die Folge, ähnlich wie zuletzt immer wieder nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd Ende Mai. Doch was diesmal noch hinzukam: selbsternannte Bürgerwehren. Ein 17-Jähriger kam unaufgefordert mit einer verbotenen Waffe von Illinois nach Wisconsin, verteidigte dort "Besitz", der nicht seiner war – und erschoss zwei Menschen.

Proteste gegen rassistische Polizeigewalt auf den Straßen Kenoshas.
Foto: EPA/Matt Marton

Die Doppelmoral ist evident, blieb der weiße Verdächtige doch direkt nach der Tat sichtbar bewaffnet auf offener Straße unbehelligt von der Polizei. Erst am nächsten Tag wurde er verhaftet. Der Schwarze wurde nur wegen des Verdachts, er könnte ein Messer zücken, mehrfach angeschossen.

Essenziell wäre, endlich zuzugeben, was ohnehin offensichtlich ist: Es gibt systemischen, strukturellen Rassismus in den USA, er grassiert auch in der Polizei und hat lebensbedrohliche Folgen für Schwarze. Notwendig ist auch die klare Distanzierung von bewaffneten Bürgerwehren. Doch Präsident Donald Trump stellte die Demonstranten auf dem republikanischen Parteitag als gewalttätigen Mob dar – in der Hoffnung, so Angst zu schüren und seine Wahlchancen zu erhöhen. Man kann nur hoffen, dass diese Rechnung nicht aufgeht. (Noura Maan, 28.8.2020)