Foto: SF / Marco Borrelli

Es war nach Elektra und Cosi jetzt nicht gleich die dritte Opernpremiere der diesjährigen Festspiele. So wie Cecilia Bartoli allerdings auch nicht einfach CDs produziert, sondern Konzeptalben, so spult sie Arienprogramme auch nicht einfach ab. Sie kleidet sie im Haus für Mozart in eine Art inszeniertes Konzert. Hinter dem Orchester wird ja nicht nur der Zuschauerraum eines Opernhauses videomäßig abgebildet.

Am linken Bühnenrand richtet ein Butler für Bartoli auch ein Künstlerzimmer ein, in dem es um Perücken- und Robenwechsel geht, während die formidablen Musiciens du Prince-Monaco unter Gianluca Capuano etwa Händels Entre´e des songes funestes (aus Ariodante) mit rasender Eleganz hauchen. Bartoli ist bekannt flexibel. Auch sie beherrscht die virtuose koloraturverliebte Linienführung. Ebenfalls im Programm auch der entschleunigte Ausdruck: Bei Porporas Vaghi amori, grazie amate (aus La festa d’Imeneo) oder bei Lascia la spina, cogli la rosa aus Händels Il trionfo del Tempo e del Disinganno muss Bartoli nur
ihr Vibrato zügeln und es strahlen die Töne poetische Ruhe aus.

Dass sie ihr Programm am Donnerstag gleich zweimal absolvierte, ist bewundernswert. Es ist jedoch nicht überraschend, angesichts jenes Pensums, das Bartoli bei den von ihr geleiteten Pfingstfestspielen, bei denen sie nun um fünf Jahre (bis 2026) verlängert hat, absolviert. 2021 sind sie wieder geplant (21. bis 24. Mai) und bieten im szenischen Bereich Händels Il trionfo del Tempo e del Disinganno (Regie: Robert Carsen). Erstaunlich die konzertante Tosca von Puccini. Dirigent Zubin Mehta steht mit Anja Harteros, Jonas Kaufmann und Bryn Terfel eine Luxusbesetzung zur Verfügung, die auch an der Staatsoper als herausragend gelten würde. Immerhin: Am 3. Mai 2021 werden die Philharmoniker Harteros im Haus am Ring als Tosca begleiten.

Gereifter Dudamel

In Salzburg finalisieren die Wiener am Samstag ihr Salzburggastspiel mit Gustavo Dudamel. Nach dem donnerstägigen Konzert lässt sich sagen: Ein überraschend "erwachsen" wirkender Dirigent zeigte im großen Festspielhaus weniger Hang zum Überschwang um des Effektes willen, als erwartet. Gereift?

Bei Strawinskys L’Oiseau de feu (Feuervogel) wählt Dudamel eher Pastellfarben; Lautstärke und Emotion wirkten kontrolliert. Umso effektvoller wurden die aufflatternden Fluchtversuche des Feuervogels absolviert, also beim plötzlichen Auftauchen des Zauberers. Zwischen Fürsprache der Prinzessinnen und Höllentanz der Untertanen ergab sich indes viel Luft und Raum für geruhsam sich entwickelnde Klangeffekte. Es betraf die clusterartig sich aufbauenden Bläserakkorde, aber auch die überfallsartig hereinbrechenden präzise exekutierten rhythmischen Passagen.

Eröffnet hatte man im Plausch mit Evgeny Kissin und Liszts 1. Klavierkonzert: Den vier, vom markanten Leitmotiv zusammengehaltenen Teilen, begegnete man mit Weitblick im Sinne eines geschlossenen Ganzen. Kissen zeigte sich, wendig dahinhuschend, vor seiner "weichen" Seite, überzeugte mit virtuosen Passagen im Allegro marziale animato. Am 3.9,
wenn das Orchester und Dudamel in Grafenegg gastieren, wird übrigens Rudolf Buchbinder der Pianist sein. (Ljubisa Tosic Heidemarie Klabacher, 29.8.2020)