Fünf Jahre später kann man sagen, dass die Unken in Bezug auf die Umgestaltung der Mariahilfer Straße zwar gerufen haben, aber falsch gelegen sind. Auch der Verfasser dieser Zeilen war mehr als skeptisch: Werden die Verkehrsteilnehmer den Fleckerlteppich aus Begegnungszone-Fußgängerzone-Begegnungszone verstehen? Werden die nächstgelegenen Hauptverbindungen, die Gumpendorfer Straße und die Burggasse, vom Ausweichverkehr völlig verstopft sein? Wird ein Gelenksbus der Verkehrsbetriebe unfallfrei und pünktlich durch das Getümmel fahren können?

Begegnungszone Mariahlifer Straße.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Zumindest zum letzten Punkt kann man sagen: Er probiert es gar nicht mehr. Denn die Wiener Linien änderten die Route. Aber die anderen Befürchtungen, wie auch die Sorge der Unternehmer wegen Geschäftspleiten, wenn die Kundschaft nicht mehr individualmotorisiert vor die Eingangstür rollen kann, haben sich als unbegründet herausgestellt. Im Gegenteil, die Hartnäckigkeit der früheren Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou von den Grünen hat dazu geführt, dass auch anderswo in der Stadt Begegnungszonen gebaut wurden.

Will man etwas kritisieren, dann, dass die Umgestaltung natürlich auch der Klientelpolitik geschuldet war – die grünaffinen Innenbezirke bekamen einen Boulevard, die proletarischen Außenbezirke nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Egal, was die Froschlurche rufen. (Michael Möseneder, 28.8.2020)