Die Salzburger Schauspielerin Verena Altenberger schlüpft in die Rolle der Gangsterbraut Virginia Hill.

Foto: ServusTV/Marco Riebler

Bei den Dreharbeiten zur TV-Dokumentation ist das Filmteam auch auf Gegenwind gestoßen. Einige wollten aus Angst vor der Mafia nicht mit dem Film in Verbindung gebracht werden, erzählt Goiginger.

Foto: ServusTV/Marco Riebler

Verena Altenberger und Michael Dangel mimen das ungleiche Paar in den nachgestellten Szenen der Doku. Zeitzeugen führen durch die Geschichte.

Foto: ServusTV/Marco Riebler

Sie ist eine schillernde Figur in der Zeit der Prohibition in Chicago – Virginia Hill, Cosa-Nostra-Mitglied und Geliebte des Paten Bugsy Siegel. Nach der Ermordung des Gangsters fährt Hill nach Sun Valley, wo sie den Skilehrer Hans Hauser kennen- und lieben lernt. In den 1950er-Jahren flüchtet die Mafiabraut mit dem ehemaligen Skiweltmeister Hauser nach Österreich. Genauer gesagt nach Salzburg auf die Zistelalm. Doch die Vergangenheit holt sie ein, und sie bekommt Besuch von italienischen Kopfgeldjägern.

Über die Salzburger Zeit des ungleichen Paares hat der Salzburger Regisseur des Kinoerfolgs Die beste aller Welten, Adrian Goiginger, einen Dokumentarfilm produziert. Sascha Köllnreitner führte Regie. Bei den Dreharbeiten sei man auch auf Gegenwind gestoßen, schildert Goiginger. "Einige Leute wollten nicht damit in Verbindung gebracht werden, aus Angst vor der Mafia", sagt der Produzent. Im ehemaligen Lokal von Hans Hauser konnte deshalb nicht gedreht werden.

Dreh bei Originalschauplätzen in Salzburg

"Ansonsten haben wir fast alles an den Originalschauplätzen gedreht", sagt Goiginger. Etwa auf der Zistelalm auf dem Gaisberg, wo der spätere Skiweltmeister Hans Hauser aufgewachsen ist, im Heutal in Unken, wo sich Virginia Hill zwei Jahre lang versteckt hatte, oder beim Gasthof zur schönen Aussicht am Heuberg, dem letzten Ort, an dem sie lebend gesehen wurde.

Sowohl Virginia Hill als auch Hans Hauser sind unter dubiosen Umständen umgekommen. Hauser wurde 1976 erhängt in seiner Bar aufgefunden, Hill lag 1966 tot an einem Bachbett am Heuberg – die offizielle Todesursache lautete in beiden Fällen Selbstmord. Was viele Zeitzeugen bis heute bezweifeln.

Akt wurde vernichtet

An der Leiche von Hill soll der Gerichtsmediziner Würgemale entdeckt haben. Die Seite aus dem Obduktionsbericht sei jedoch auf mysteriöse Weise aus dem Akt verschwunden, erzählt Goiginger. Besagter Akt ist am Landesgericht Salzburg nicht mehr vorhanden. Denn der Fall wurde als Selbstmord eingestuft, die Aufzeichnungen daher vernichtet, wie das Filmteam im Zuge der Recherche erfuhr. "Es gibt keinen schriftlichen Beweis mehr, dass etwas nicht gepasst hat", sagt der Produzent.

Die Idee für den Film hatte Goiginger, nachdem er ein Theaterstück über Virginia Hill vom Salzburger Autor Peter Blaikner im Kleinen Theater gesehen hatte. Goiginger holte Sascha Köllnreitner als Regisseur dazu und ging mit der Idee für einen Dokumentarfilm zum Privatsender Servus TV. Mit einem Budget von 200.000 Euro wurde der Film im Vorjahr in Salzburg gedreht.

Die Mafiabraut im Dirndl auf der Alm

Köllnreitner hat für die Doku zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen geführt – darunter auch mit TV-Legende Sepp Forcher, der Hans Hauser einen Tag vor dessen Tod noch getroffen hatte. Der Großneffe von Hauser hatte bei den Dreharbeiten ein besonderes Schmankerl für das Team. Er holte eine alte Kiste mit Fotos und Originalaufnahmen aus den 60er-Jahren hervor. "Darunter war noch nie veröffentlichtes und teils unentwickeltes Filmmaterial", sagt Goiginger begeistert. Zu sehen sei die Familie etwa beim Tretbootfahren oder Virginia Hill im Dirndl mit einem Masskrug in der Hand auf der Zistelalm.

In der Dokumentation schlüpft die Salzburger Schauspielerin Verena Altenberger, die bereits in Goigingers Kinofilm die Hauptrolle spielte, in die Rolle der Mafiabraut. Virginia Hill sei eine "komplexe Frauenfigur, die mutig war", sagt Altenberger bei der Vorpremiere. Michael Dangl mimt bei den nachgestellten Szenen den Skifahrer Hans Hauser, den er als "Stehaufmanderl mit großer Kraft" bezeichnet.

Nach der TV-Ausstrahlung am Sonntag soll die Dokumentation weiterverwertet werden. Es gebe bereits Zusagen für die Ausstrahlung auf Festivals in den USA, sagt Goiginger.(Stefanie Ruep, 01.09.2020)