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Das Parkett wird ab Samstag nicht mehr leer bleiben.

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Orlando – Einen Tag lang blieb es verdächtig ruhig, dann konnte Donald Trump nicht mehr an sich halten. Er wisse "nicht viel" über den Aufstand der Sportler, sagte der US-Präsident schließlich, aber er wisse, dass die TV-Quoten der Basketball-Profiliga NBA "schlecht waren", weil die Menschen ihrer "überdrüssig sind". Außerdem sei die NBA ja so etwas "wie eine politische Organisation geworden, und das ist keine gute Sache". In Wahrheit dürfte es Trump gestört haben, dass der Protest der Sportler vom Parteitag der Republikaner ablenkte.

Da nützte es auch nicht viel, dass die Streikwelle, die am Mittwoch von den Milwaukee Bucks als Reaktion auf die Schüsse eines weißen Polizisten auf den Schwarzen Jacob Blake ausgelöst worden war, schon wieder abebbt. Die NBA erklärte am Freitagabend den Spielerstreik offiziell für beendet, die Play-offs werden bereits am Samstag fortgesetzt.

Wahllokale in NBA-Hallen

"Wir hatten am Donnerstag ein offenes, leidenschaftliches und produktives Gespräch zwischen Spielern, Trainern und Klubbesitzern über die nächsten Schritte zur Vertiefung unserer gemeinsamen Bemühungen und Aktionen für soziale Gerechtigkeit und Rassengleichheit", hieß es in einer Pressemitteilung: "Alle Parteien kamen überein, die Play-off-Spiele am Samstag, den 29. August, wieder aufzunehmen."

Doch was Trump nicht gefallen dürfte, sind die Bedingungen der Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Unter anderem verpflichtet sich jeder Klub, der eine eigene Halle besitzt, seine Arena bei der Präsidentschaftswahl im November zum Wahllokal umzufunktionieren. So soll trotz Corona eine sichere Möglichkeit zur persönlichen Stimmabgabe garantiert sein. Außerdem werden bei den kommenden Play-off-Spielen Werbespots gezeigt, die bei den Wählern das Bewusstsein für den Zugang zu Wahlen und ihre Wahlmöglichkeiten schärfen sollen.

Michael Jordan vermittelte

Die Schlüsselfigur bei den Diskussionen der Spieler über das weitere Vorgehen war allem Anschein nach der wohl größte Basketballer der Geschichte: Michael Jordan. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, nahm "His Airness", Mehrheitseigentümer der Charlotte Hornets und damit auch einziger Schwarzer in dieser Position bei einer NBA-Franchise, zu Chris Paul Kontakt auf: Der Star von Dennis Schröders Klub Oklahoma City Thunder ist der Präsident der NBA-Spielervereinigung. Jordan bot Paul an, die Anliegen der Spieler bei einem Treffen der Klubbesitzer vorzubringen.

Nach Angaben von Sitzungsteilnehmern drängte Jordan beim virtuellen Meeting der Klubchefs seine Kollegen dazu, die Spieler anzuhören, ehe sie Entscheidungen träfen. "Michael ist die perfekte Person in dieser Rolle", sagte ein NBA-Mitarbeiter zu ESPN, "er war ein hochkarätiger Spieler, der Meisterschaften gewonnen hat. Er ist auch Eigentümer eines Teams in einem kleinen Markt. Er besitzt eine große Glaubwürdigkeit bei den Spielern und bei den Eigentümern." Die Klubchefs stimmten bei ihrer Sitzung geschlossen dafür, die Spieler weiter zu unterstützen.

Frauen spielen schon am Freitag

Die Klubbesitzer der NBA haben sich bislang weitgehend aufgeschlossen für die Anliegen der Spieler gezeigt. Sie gestatteten ihnen, in der Blase in Florida mit Botschaften auf den Trikots aufzulaufen. Sie wollen innerhalb der nächsten zehn Jahre 300 Millionen Dollar in Projekte stecken, die die wirtschaftliche Situation Schwarzer verbessern.

Sie beziehen zudem zumindest in der Öffentlichkeit immer wieder klar Position für ihre Spieler wie am Mittwoch die Mehrheitseigentümer der Bucks. In der Sitzung am Donnerstag kündigten sie an, weitergehende Pläne zu entwickeln. Die Neugründung einer gemeinsamen Koalition für Gerechtigkeit am Freitag soll erst der Anfang sein.

Vor der NBA wollte am Freitag bereits die Frauen-Liga WNBA den Spielbetrieb nach zwei Streiktagen wieder aufnehmen. Auch in der Baseball-Liga MLB, in der am Donnerstag sieben von 15 geplanten Spielen ausfielen, sollte es dann wieder nach Plan laufen. (sid, 28.8.2020)