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Robert J. Sawyer: "The Oppenheimer Alternative"

Beinahe Namensvettern: Robert J. Sawyer, Grandseigneur der kanadischen SF, zeichnet ein komplexes Porträt J. Robert Oppenheimers, des wissenschaftlichen Leiters des Manhattan-Projekts. Den quält immer stärker die Frage, ob er der Menschheit einzig als "Vater der Atombombe" in Erinnerung bleiben wird. Doch vielleicht hält die Geschichte noch eine andere Rolle für ihn bereit: Denn Oppenheimers Team entdeckt, dass eine Katastrophe im Inneren der Sonne die Erde zu vernichten droht.

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David Wellington: "Die letzte Astronautin"

Eine mit Horror-Elementen gespickte Hommage an Arthur C. Clarke: So könnte man David Wellingtons jüngsten Roman beschreiben. Der Autor, der seine Karriere mit Zombies begann, lässt hier einen Riesen-Oumuamua im Sonnensystem einschweben. Den gilt es zu erkunden – zu dumm nur, dass es auf der Welt nur noch einen Menschen mit astronautischer Erfahrung gibt. Und das ist just jene Frau, deren Scheitern überhaupt erst zur Einstellung des Raumfahrtprogramms geführt hatte.

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Danny Tobey: "Das Gottesspiel"

Kritiker Gary K. Wolfe konstatierte neulich, dass Künstliche Intelligenzen im Lauf der SF-Geschichte ihre Karriereziele deutlich heruntergeschraubt hätten: Colossus und Skynet strebten noch nach der Weltherrschaft – diejenigen aus der "Matrix"-Trilogie wollten nur frische Batterien. Auch "Gott" aus Danny Tobeys neuem Roman ist bescheiden: Er will nur spielen. Allerdings ist es ein Spiel, an dem Leland Gaunt aus Stephen Kings "Needful Things" seine teuflische Freude gehabt hätte.

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Paul McAuley: "War of the Maps"

Ein bisschen Sense of Wonder gefällig? Kaum etwas eignet sich dafür so gut wie eine gigantische Kunstwelt, die um einen Stern herumgebaut wurde. Vor dieser Mega-Kulisse lässt Science-Fiction-Meister Paul McAuley nun etwas ablaufen, das im Kern einem Western entspricht: Ein Gesetzeshüter folgt der Spur eines Verbrechers durch Wind, Wetter und unwirtliches Land. Manche Erzählmuster sind eben wahrhaft zeitlos – und damit auch noch Milliarden Jahre in der Zukunft zu finden.

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N. K. Jemisin: "Steinerner Himmel"

In einer herkömmlichen Fantasy-Trilogie könnten wir uns mit dem Abschlussband in Händen zurücklehnen, gewiss, dass jetzt alles auf das große Happy End zusteuert. N. K. Jemisins Romane fallen aber in keiner Hinsicht unter "herkömmlich". Und so müssen wir bis zum Schluss zittern, wie sich die Hauptfiguren entscheiden werden: Wollen sie mit ihrer Gabe, tektonische Prozesse zu lenken, die Welt reparieren? Oder werden sie ihr und dem ausbeuterischen System, das sie hervorgebracht hat, endgültig den Todesstoß versetzen?

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Shaun Hamill: "Das Haus der finsteren Träume"

Wer normalerweise keinen Horror liest, der könnte es einmal hiermit versuchen. Im "Haus der finsteren Träume" gehen das Übernatürliche und das Psychologische nämlich so nahtlos ineinander über, dass jedem selbst überlassen bleibt, wie metaphorisch er das Geschilderte betrachten will. Hamills Roman ist vor allem eine Familiengeschichte. Und dank der Turners, die für ihren Lebensunterhalt ein Spukhaus betreiben, aber auch Kontakt zu echten(?) Monstern pflegen, die wohl ungewöhnlichste seit Daryl Gregorys "Die erstaunliche Familie Telemachus".

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Dieter Rieken: "Land unter"

Mitte des 21. Jahrhunderts stehen Teile Deutschlands unter Wasser, nachdem der Meeresspiegel gestiegen ist und die Schutzdämme durch einen Terroranschlag gesprengt wurden. Jahre später glaubt niemand mehr, dass die Hintergründe des Jahrtausendverbrechens jemals aufgeklärt werden könnten – bis es (auf eine nicht durchweg glaubhaft wirkende Weise) doch noch dazu kommt.

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Foto: Himmelstürmer

Peter Nathschläger: "Coda"

Nach "Land unter" jetzt gewissermaßen Land über: Peter Nathschläger verknüpft in seinen Romanen stets schwule Lebenswelten mit Magischem Realismus. Und dessen Effekte können sich sehen lassen – in "Coda" reißen sich die Kanarischen Inseln von ihren Sockeln und entschweben in den Himmel. Wider Erwarten finden sich die Inselbewohner damit aber nicht im Paradies wieder.

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Alister Hodge: "The Cavern"

Wenn man nachts ein unheimliches Geräusch hört – geht man dann nachschauen, woher es kommt? Wenn sich im Boden ein riesiges Loch auftut – steigt man dann in dieses hinab? Nicht, wenn man seine fünf Sinne beisammen hat. Aber die Protagonisten von Horrorgeschichten handeln selten vernünftig. Und so macht hier eine Gruppe australischer Höhlenkletterer eine wahrhaft grausige Entdeckung.

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Alexander Weinstein: "Universal Love"

Schwer zu sagen, was auf diejenigen, die in diese Rundschau geklickt haben, schneller abtörnend wirken wird: das Buchcover, das nach Geschenkpapier aussieht, oder die Information, dass es sich hier um einen Kurzgeschichtenband handelt. Deshalb, liebe Freunde von Ted Chiang und David Marusek: Bitte die Langrezension lesen und erst danach ein Urteil fällen, ihr könntet sonst etwas verpassen!

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Außerdem sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass Max Brooks' herrlich unterhaltsamer Bigfoot-frisst-Bobo-Roman "Devolution" jetzt auch auf Deutsch erhältlich ist. Und ehe wir es uns versehen, ist es Herbst. Den lassen wir unter anderem mit Dennis E. Taylors jüngstem Versuch, sich außerhalb des "Bobiversums" zu bewähren, beginnen. Und vielleicht, im Vorfeld der Schicksalswahl, mit dem einen oder anderen Roman zur Spaltung der USA. (Josefson, 5. 9. 2020)