Die Hälfte der schottischen Wikipedia-Einträge wurden von einem 19 Jahre alten US-Amerikaner verfasst

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Auf Wikipedia ist eine Datenbank von tausenden Einträgen auf Scots zu finden. Sie ist neben Gälisch eine der indigenen Sprachen Schottlands und nicht mehr weit verbreitet. Nun stellte sich heraus, dass 49 Prozent der schottischen Einträge von einem 19-jährigen US-Amerikaner stammen, der kein Scots spricht.

Schlechtes Schottisch

Am Dienstag machte ein Reddit-Nutzer auf die schlechte Rechtschreibung der schottischen Version von Wikipedia aufmerksam. Ein Verfasser der freien Enzyklopädie namens AmaryllisGardner hatte bis 2018 mehr als 20.000 Einträge verfasst und über 200.000 Änderungen vorgenommen. Es handelt sich dabei um einen 19-jährigen US-Amerikaner, der eigentlich kein Schottisch spricht.

Seit dem 12. Lebensjahr schrieb der Teenager Einträge, die meist nur ein paar schottische Wörter beinhalteten und sich nicht an die schottische Grammatik hielten. Es wird vermutet, dass AmaryllisGardner einen Online-Übersetzer verwendete, um Texte aus dem amerikanischen Englisch zu übertragen. Der 19-Jährige wird nun wegen seiner Artikel angegriffen, er zeigt sich schockiert über die Reaktion der Wikipedia-Community, da er all die Jahre dachte, er würde "etwas Gutes tun".

Kritik an Wikipedia

Der Vorfall zeigt auf, mit welchen Problemen Wikipedia im Bezug auf die Richtigkeit mancher Beiträge zu kämpfen hat. Besonders Sprachen von Randgruppen, wie Schottisch, oder Artikel über unbekannte Themen sind anfällig für die Willkür mancher Verfasser. Da AmaryllisGardner früh begonnen hatte zahlreiche Einträge zu veröffentlichen, erhielt er relativ schnell Admin-Rechte, die es ihm ermöglichten Veränderungen von anderen Nutzern, die seine Fehler korrigieren wollten, zu widerrufen.

Debatte

Es wird nun darüber diskutiert, was mit den tausenden Einträgen passieren soll. Da es sich bei Schottisch um eine gefährdete Sprache handelt, liegt die Entscheidung bei der Schottischen Community. Manche bezeichnen die Artikel als "schädlich" für die Kultur und Sprache und verlangen die Löschung sämtlicher Beiträge. Andere wiederum sehen in der Masse von Einträgen eine Chance und schlagen vor sie aufzuarbeiten. "Wir wissen dass dieses Kind sehr viel Arbeit hier hineingesteckt hat, und es hat eine Infrastruktur geschaffen, mit der man arbeiten kann", so Michael Dempster, Leiter des Schottischen Sprachzentrums in Perth zu "The Guardian". (red, 29.08.2020)