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Die Türkei lässt weiterhin das Schiff Oruç Reis nach Gas- und Ölvorkommen in den umstrittenen Gewässern suchen – zum Ärger Griechenlands.

Foto: REUTERS/Yoruk Isik

Es ist wie ein Pingpongspiel, bei dem der Ball, der zurückgeschossen wird, immer schwerer und gefährlicher wird. Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis kündigte im aktuellen Streit um Seegrenzen und Gasvorkommen in der Ägäis an, die Territorialgewässer westlich der griechischen Inseln von sechs Seemeilen auf zwölf Seemeilen auszudehnen.

Dies soll ein Signal an Ankara sein, dass man nicht gewillt ist, den türkischen Anspruch auf Gewässer und die Gasvorkommen zu akzeptieren. Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay sagte zur Ankündigung von Mitsotakis: "Wenn Athens Versuche, seine Hoheitsgewässer zu erweitern, keine Kriegsursache sind, was dann?"

Streitschlichtung

In Griechenland wiederum zweifelt man daran, dass die Türkei überhaupt gewillt ist, eine Klärung und Streitschlichtung zu den Seegrenzen bei einem Internationalen Gericht durchführen zu lassen. Ein solches Schiedsverfahren könnte die Seegrenzen definieren und damit auch Konflikte um Gasvorkommen vermeiden. Die Türkei lässt jedoch weiterhin das Schiff Oruç Reis nach Gas- und Ölvorkommen in den umstrittenen Gewässern suchen.

Zurzeit sieht es aus griechischer Sicht so aus, als wolle Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit der Kriegsrhetorik vor allem innenpolitisch punkten. Am Wochenende betonte er, dass die Türkei "das blaue Heimatland" gegen Eindringlinge verteidigen werde. Mit dem "blauen Heimatland" meint Erdoğan beinahe die Hälfte der Ägäis, auch die Gewässer ganz knapp an den griechischen Inseln, die er für die Türkei beansprucht.

Umstrittene Abkommen

Griechenland und Zypern, die mit der Türkei mehrere Territorialstreitigkeiten offen haben, betrachten das Abkommen zur türkisch-libyschen Wirtschaftszone in der Ägäis als rechtswidrig. Im Dezember vorigen Jahres wurde deswegen sogar der libysche Botschafter aus Griechenland verwiesen. Die Türkei wiederum ist gegen ein ähnliches griechisch-ägyptisches Abkommen.

In den letzten Wochen haben beide Seiten militärische Übungen in der Region durchgeführt. Griechenland wird dabei von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Italien und Frankreich unterstützt. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kündigte am Freitag Sanktionen für die Türkei an, sollte Ankara nicht innerhalb eines Monats die Aggressionen in der Ägäis unterlassen. (Adelheid Wölfl, 30.8.2020)