Die Politikerin Danièle Obono sprach von "rassistischer Scheiße", nachdem sie in einem Magazin als Sklavin mit Ketten um den Hals dargestellt worden war.

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Paris – Die Darstellung einer schwarzen Abgeordneten in Ketten in einem rechtsgerichteten Magazin sorgt in Frankreich für große Empörung. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung wegen des Vorwurfs rassistischer Beleidigung eingeleitet, wie diese am Montag mitteilte. Staatschef Emmanuel Macron rief die Politikerin Danièle Obono von der Linkspartei La France Insoumise persönlich an, um "seine klare Verurteilung jeder Form von Rassismus auszudrücken", wie der Élysée-Palast am Samstag mitteilte.

Obono selbst bezeichnete die Veröffentlichung bereits am Freitag als "rassistische Scheiße" in einem "Käseblatt". Sie erhielt breite Unterstützung aus allen politischen Lagern. "An ihrer Seite im Kampf gegen Rassismus und für den Respekt, der allen gewählten Vertretern der Republik gebührt", erklärte der Präsident der Nationalversammlung, Richard Ferrand.

Regierungschef Jean Castex sprach von einer "empörenden Veröffentlichung" und sagte Obono die Unterstützung der gesamten Regierung zu. Kabinettsmitglied Nadia Hai schrieb auf Twitter: "Der Rassismus ist ein schädliches Übel. Er zerstört. Er ist ein Verbrechen."

Magazin entschuldigte sich

Das Magazin "Valeurs Actuelles" hatte erklärt, die Zeichnung sei im Rahmen der traditionellen fiktiven Sommergeschichten erschienen, in denen Charaktere aus Politik, Kunst oder Medien durch die Zeit reisen. In der aktuellen Ausgabe erlebt Obono "die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei". "Während wir den Anschuldigungen entschieden widersprechen (...), haben wir auch genug Weitblick, um zu verstehen, dass Danièle Obono durch diese Fiktion persönlich verletzt worden sein könnte. Wir bedauern es und entschuldigen uns bei ihr."

Die Organisation SOS Racisme erklärte, in den vergangenen Jahren hätten in Frankreich schon viele schwarze Politikerinnen und Politiker eine "Flut von Hass" erlebt. Im Fall der Darstellung Obonos als Sklavin seien mögliche juristische Konsequenzen zu prüfen. (red, APA, 31.8.2020)