Tiktok findet sich auf fast allen Smartphones von Teenagern. Die App ist populärer als Facebook.

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Tiktok hat sich offensichtlich entschieden. In den kommenden Stunden soll bekannt werden, wer das US-Geschäft der beliebten App aus China übernimmt. Das berichten amerikanische Medien am Montagnachmittag. Der Kaufpreis soll zwischen 20 und 30 Milliarden US-Dollar betragen. Als mögliche Käufer werden Microsoft und Oracle genannt.

Der Deal wurde notwendig, da US-Präsident Donald Trump Anfang August mit einem Verbot der App drohte. Die US-Regierung warnt schon länger vor der angeblichen Gefahr, dass über Tiktok Daten von Amerikanern in die Hände chinesischer Behörden geraten könnten. Es sei überdies ein mögliches Spionagewerkzeug für Peking, heißt es in Washington, deswegen wurde Militärangehörigen verboten, die App auf ihren Dienstgeräten zu installieren. Tiktok versichert, die chinesische Regierung habe keinen Zugriff auf Nutzerdaten und habe dies auch nie verlangt. Die Daten von US-Nutzern würden sowieso in den USA gespeichert und verarbeitet.

Trump und die "rote Gefahr"

Hintergrund der Auseinandersetzung ist der Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China. Trump will unbedingt verhindern, dass China im Wettstreit um Technologien die Oberhand gewinnt, und versucht daher, dessen Einfluss mit aller Macht zurückzudrängen. Auch andere chinesische Konzerne wie der Telekomriese Huawei bekamen dies schon zu spüren. Im Fall von Tiktok wird auch die Gefahr einer politischen Einflussnahme oder Zensur von Inhalten im Sinne Pekings angeführt. Tatsächlich führen Tiktok und Huawei eindrucksvoll vor, wo China technologisch steht. Huawei ist der führende Lieferant für schnellen 5G-Mobilfunk, und Tiktok findet sich auf fast allen Smartphones von Teenagern. Dazu kommt, dass Trump mit dem Feindbild China bei seiner Basis punkten kann, die das Einparteienregime in Peking noch immer als "rote Gefahr" betrachtet. (sum, 31.8. 2020)