Die neue Haltestelle Frankhplatz soll so aussehen und wird die Endstation der U5. Die U-Bahn wird am Karlsplatz starten und bis zum Rathaus die Streckenführung der bisherigen U2 übernehmen.

Foto: Wiener Linien / Johannes Zinner

Die Ausbaupläne für das U2/U5-Linienkreuz.

Grafik: Der Standard

Wien – Es ist eines der Schlüsselprojekte im Bereich Verkehrsinfrastruktur in Wien: In den kommenden Jahren soll mit der U5 eine neue U-Bahn-Linie entstehen und die U2 gen Süden verlängert werden. Die Vorarbeiten für den Milliarden-Bau laufen längst, der Spatenstich ist am 8. Oktober 2018 erfolgt. Baustellen entlang der künftigen Öffi-Streckenführung zeugen bereits davon. Doch die großen Arbeiten für den schweren Tiefbau konnten noch nicht gestartet werden.

Der Hauptgrund sind Verzögerungen bei den Ausschreibungen für diese Bauvorhaben, die den Zeitplan des U2/U5-Linienkreuzes immer weiter nach hinten schieben. Zwar sind Verspätungen bei Baumaßnahmen dieser Größenordnung gerade in Zeiten der Coronavirus-Krise nichts Ungewöhnliches. Wie lange diese Verzögerungen aktuell bereits dauern, wollen die Wiener Linien auf STANDARD-Anfrage aber nicht näher erläutern.

Verspätungen gab es jedenfalls schon vor Corona: So sahen Pläne im November 2017 vor, dass die neue U5 in der bislang fixierten Ausbaustufe bereits im Jahr 2024 zwischen Karlsplatz und der neuen Station Frankhplatz verkehrt (siehe Grafik). Ein Jahr später, im November 2018, gaben die Wiener Linien aber bekannt, dass sie einen großen Teil der Tiefbauarbeiten neu ausschreiben mussten. Als Grund wurden "inakzeptable" – also viel zu hohe – Angebote der Baufirmen genannt. Nach der Notbremse gingen die Wiener Linien von bis zu einem weiteren Jahr Verspätung aus.

Noch keine Ergebnisse

Nur: Ein Jahr und fast zehn Monate später gibt es immer noch keine Ergebnisse. Wie sich das mit dem zuletzt kommunizierten Zeitplan vereinbaren lässt, klären die städtischen Verkehrsbetriebe auf Nachfrage nicht auf. "Die Verhandlungsverfahren mit den Bietern für sämtliche Baulose laufen aktuell auf Hochtouren", heißt es in einer Stellungnahme. "Gleichzeitig braucht eine solide Vorbereitung auch Zeit, um beim Bau keine Überraschungen zu erleben."

Verwiesen wird auf die Corona-Krise, die wie bei anderen Projekten dazu beigetragen hat, dass sich Zeitpläne schwerer halten lassen. "Der Corona-Lockdown war ein enormer Einschnitt, der zu Verzögerungen geführt hat."

Dass die U5 tatsächlich 2025 eröffnet wird, ist also ungewiss. Sie soll von der Station Karlsplatz die bisherige Streckenführung der U2 übernehmen und vom neuen Umsteigeknotenpunkt Rathaus die Station Frankhplatz / Altes AKH ansteuern. Der weitere Verlauf – für den es noch keine finanzielle Einigung zwischen Bund und Wien gibt – sieht eine Verlängerung bis zum Elterleinplatz vor.

Die U2 wird künftig vom Schottentor kommend beim Rathaus abzweigen und über die neuen Haltestellen Neubaugasse, Pilgramgasse und Reinprechtsdorfer Straße zur S-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz führen. Für diese Ausbaustufe wurde zuletzt als Fertigstellungszeitpunkt 2027 genannt. Ebenfalls noch nicht fertig mit dem Bund verhandelt ist der geplante weitere Ausbau Richtung Wienerberg.

Zweijährige U2-Sperre verschiebt sich

Für die Bauarbeiten muss die aktuelle U2 zwischen Schottentor und Karlsplatz für zwei Jahre gesperrt werden, was große Auswirkungen auf den innenstadtnahen Öffi-Verkehr haben wird. Auf der Info-Homepage zum Projekt ist weiter von einer Sperre ab "voraussichtlich 2020" die Rede. Das ist laut Wiener Linien nicht mehr geplant. Ob die Strecke 2021 gesperrt wird, wird auf Nachfrage aber nicht konkretisiert. "Nach Abschluss der Verhandlungsverfahren werden wir zum genauen Zeitplan informieren."

Welche Auswirkungen die Verzögerungen und die Neuausschreibung auf die Kosten des Bauprojekts haben, bleibt noch offen. Fix dürfte nur sein, dass die von der damaligen Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) 2014 genannten Kosten für das U2/U5-Linienkreuz in Baustufe eins von rund einer Milliarde Euro nicht halten werden. Laut internen Unterlagen der Stadt wurde bereits mit Maximalkosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro netto gerechnet – und das bei einer Preisbasis von 2016. Die Wiener Linien selbst haben noch keine Summe genannt.

Abseits des U-Bahn-Projekts wurde am Montag bekannt, dass die U2 mit Schulbeginn am 7. September öfter die Seestadt Aspern ansteuern wird: Werktags wird jeder Zug auch zwischen 13 und 19 Uhr in die Seestadt fahren, bisher war es nur jeder zweite Zug. Im Morgenverkehr zwischen fünf und acht Uhr fährt bereits jeder Zug nach Aspern. (David Krutzler, 1.9.2020)