Fischen ist eine ernsthafte und kontemplative Beschäftigung. Wenn man etwa das wunderschöne Thayatal im nördlichen Waldviertel hinauf paddelt, sieht man am Ufer Männer auf Campingstockerln sitzen, die auf den Fisch warten. Auch interessant, etwas weiter entfernt, auf der Istanbuler Galatabrücke die dicht an dicht stehenden Fischer, wobei man sich fragt, ob die das auch essen, was sie aus der trüben Brühe fischen. Fischlokale sind jedenfalls in der Nähe. Freunde, die in den Genuss des Lachsfischens in Schottland kamen, waren ganz begeistert von der Einheit von Wasser unten mit Wasser von oben, vor allem, wenn man einen "slot" um sechs Uhr früh bekam.

Spiegelkarpfen aus dem Münchsweiher.
Foto: APA/dpa/Nicolas Armer

Aber das ist alles nichts gegen das Ausfischen des Stadtbachs im bayrisch-schwäbischen Memmingen. Das ist, nach Videos zu schließen, eine ganz schön anstrengende Sache, mit richtigem Kampf gegen große Fische. Und das war bisher Männern vorbehalten. Ausschließlich. Immer schon. Tradition und so.

Aber: Eine Tierärztin hat jetzt ein Urteil des Amtsgerichts Allgäu erwirkt, wonach sie nicht wegen ihres Geschlechts ausgeschlossen werden dürfe. Der Fischerverein machte geltend, dass der sogenannte "Fischerkönig" "die höchste Ehre im Leben eines echten Memmingers" sei. Eine Berufung wird erwogen.

Vielleicht war das nicht das günstigste Argument, zumal Frauen bisher schon zugelassen wurden, allerdings nur als "Kübelmädle". (Hans Rauscher, 31.8.2020)