Die telefonische Krankmeldung ist ab 1. September nur mehr für Menschen mit Corona-Symptomen möglich. Dass die Maßnahme nicht generell verlängert wurde, stößt im Gesundheitsbereich teils auf Unverständnis.

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Seit Mitternacht sind die ungarischen Grenzen coronavirusbedingt bis auf einige Ausnahmen geschlossen.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Ungarn hat aufgrund steigender Infektionszahlen mit Dienstag seine Grenzen geschlossen. Die EU-Kommission fordert eine Erklärung dazu.
  • Die EU-Kommission will "in den nächsten Tagen" eine Emfpehlung für ein einheitliches Vorgehen bei Reisebeschränkungen abgeben.
  • Am Linzer Kepler-Universitätsklinikum wurde ein Turnusarzt der Klinik für Lungenheilkunde positiv auf Corona getestet.
  • Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Dienstagvormittag eine "Erklärung" zur Corona-Situation in Österreich abgegeben. Am Dienstag wurden 204 Neuinfektionen gemeldet.
  • Die telefonische Krankmeldung ist ab 1. September nur mehr für Menschen mit Corona-Symptomen möglich. Dass die Maßnahme nicht generell verlängert wurde, stößt im Gesundheitsbereich teils auf Unverständnis.
  • Am 7. September startet in Österreich wieder der Schulbetrieb. Das Bildungsministerium empfiehlt einen soften Einstieg.
  • Auch im Ausland startet allmählich wieder der Schulbetrieb. Frankreich und Bayern setzen auf eine Maskenpflicht, Russland auf Fiebermessen.
  • Am 23. August ist eine infizierte Person mit der Westbahn von Wien nach Salzburg gefahren. Die Gesundheitsbehörde bittet damals Mitreisende um Vorsicht.
  • Hongkong hat Massentests in der Bevölkerung gestartet.
  • Die Verwaltungsrichter erneuern angesichts der Novelle zum Corona-Gesetz ihre Forderung nach einem zeitnahen gerichtlichen Rechtsschutz gegen behördliche Maßnahmen, die die Grundrechte einschränken.
  • Deutschland hat am Dienstag 1.165 Neuinfektionen gemeldet, Israel mit 2.159 einen neuen Rekordwert. In Russland sind mehr als eine Million Infektionen festgestellt worden.

Ungarn hat Grenzen geschlossen, EU fordert Aufklärung

Seit Mitternacht sind die ungarischen Grenzen Coronavirus-bedingt bis auf einige Ausnahmen geschlossen. Auswirkungen wie im Frühjahr, wo Lkw- und Pkw-Staus an den Grenzübergängen zig Kilometer Länge erreichten, seien bisher nicht festzustellen, hieß es Dienstagmittag von der Polizei. Am für den Transitverkehr geöffneten Autobahngrenzübergang Nickelsdorf und am Grenzübergang Klingenbach (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) hat die Grenzschließung für keine Probleme gesorgt.

Die EU-Kommission sieht hingegen ein Problem und hat von Ungarns Regierung eine Erklärung zu den erneuten Grenzschließungen gefordert. Justizkommissar Didier Reynders und Innenkommissarin Ylva Johansson erinnern "an die Bedeutung der Integrität des Schengenraums und der diskriminierungsfreien Anwendung von Grenzmaßnahmen auf alle EU-Bürger". Reynders: "Alle Maßnahmen, die nicht mit diesen Grundprinzipien des EU-Rechts in Einklang stehen, sollten natürlich sofort zurückgenommen werden."

Ungarn hatte am Freitag angekündigt, ab dem 1. September "ausländischen Staatsbürgern die Einreise ins ungarische Staatsgebiet" zu verweigern, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Am Montag teilte die EU-Kommission in Brüssel mit, von Ungarn nicht über diese Pläne informiert worden zu sein.

EU-Vorsitzland Deutschland will bei einem Botschaftertreffen am Mittwoch einen gemeinsamen Ansatz für Reisebeschränkungen vorschlagen. In einem Diskussionspapier werden insbesondere eine EU-weit einheitliche Bestimmung von Risikogebieten auf Grundlage gemeinsamer Kriterien und Datenlage genannt. Auch einheitliche Quarantänezeiten seien laut Ö1-"Mittagsjournal" ein Thema. Von EU-Diplomaten hieß es, es gehe zunächst darum, zu sehen, ob alle EU-Länder überhaupt für eine gemeinsame Herangehensweise seien.

Ab dem 1. September müssen auch nach Ungarn zurückkehrende ungarische Staatsbürger 14 Tage in Quarantäne bleiben, außer wenn sie zwei negative Coronavirus-Tests während der Quarantäne aufweisen können, die in einem Abstand von zwei Tagen gemacht wurden. Das könnte sich auf die in Österreich arbeitenden Ungarn auswirken: 98.000 sind in Österreich unselbstständig beschäftigt, geht aus den Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) für Juli hervor. Darin sind die meist selbstständig arbeitenden Pflegerinnen oder von Firmen entsandte Handwerker gar nicht enthalten.

Im Personenverkehr zeigt sich vorerst, dass es für Tagespendler keine Probleme gibt. "Herausforderungen" gebe es bei Menschen, die im Rahmen der Arbeit in Österreich übernachten, etwa bei Pflegerinnen oder Erntehelfern, sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Dazu werde sie gemeinsam mit Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) "mit der ungarischen Regierung weiter Gespräche suchen, um eine gute Lösung zu finden", versicherte Schramböck am Dienstag in einer Pressekonferenz.

Turnusarzt am Linzer Kepler-Uniklinikum positiv

Am Linzer Kepler-Universitätsklinikum (KUK) ist am Montag ein Turnusarzt der Klinik für Lungenheilkunde positiv auf Corona getestet worden. Das teilte das Spital am Dienstag mit. Kollegen, mit denen der Mediziner ungeschützt in Kontakt war, seien bereits negativ getestet worden, das Testergebnis einer Patientin stehe noch aus, so die Klinik.

Das Krankenhaus habe umgehend die Rekonstruktion der vergangenen 48 Stunden veranlasst und die Kontaktpersonen an deren Wohnsitzbehörden gemeldet, hieß es in einer Aussendung. Der Arzt habe im Spital nur wenige Kontakte ohne Maske gehabt.

"Wir konnten schnell rekonstruieren, dass der betroffene Kollege in seinem letzten Dienst fast ausschließlich sogenannte geschützte Kontakte hatte, das heißt, dass alle Anwesenden einen Mund-Nasen-Schutz trugen", erklärte Primar Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde. "Lediglich in der Mittagspause ist es zu einem kurzfristigen ungeschützten Kontakt mit zwei anderen Kollegen sowie vier Studenten gekommen. Die beiden Kollegen wurden zwischenzeitlich bereits negativ getestet, die vier Studierenden wurden dienstfrei gestellt und mittlerweile ebenfalls negativ getestet", so Lamprecht.

Zu Mitarbeitern aus anderen Berufsgruppen habe "kein ungeschützter Kontakt" bestanden, ebenso wenig zu stationären Patienten. Allerdings habe eine Patientin im Zuge der stationären Aufnahme Kontakt zum betroffenen Arzt gehabt. Sie sei isoliert und getestet worden und weise bisher keine Symptome auf. Das Testergebnis steht aber noch aus. Dem betroffenen Turnusarzt selbst geht es laut Spital gut. Die Symptome seien bei ihm am Wochenende zu Hause aufgetreten und bereits wieder abgeklungen. Es ist bereits das zweite Mal, dass es im KUK Corona-Alarm gab: Ende Juni hatten sich mehrere Mitarbeiter des Zentrallabors infiziert.

204 Neuinfektionen in Österreich

Für Dienstag haben Innen- und Gesundheitsministerium 204 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet, davon 82 in Wien. Die Zahl der positiven Testergebnisse ist damit auf 27.642 gewachsen. Österreichweit sind bisher 734 infizierte Personen verstorben und 23.565 wieder genesen. Mehr zu den aktuellen Zahlen lesen Sie hier.

Unverständnis für Ende telefonischer Krankmeldung

Die telefonische Krankmeldung ist ab 1. September nur mehr für Menschen mit Corona-Symptomen möglich. Dass die Maßnahme nicht generell verlängert wurde, stößt im Gesundheitsbereich teils auf Unverständnis. Für Patientenanwalt Gerald Bachinger ist das Auslaufen "ein vollkommen falsches Signal". Er versteht nicht, warum man etwas zurücknimmt, das gut funktioniert habe und das von den Patienten gut angenommen wurde. Ärztekammer-Vizepräsident Johanes Steinhart befürchtet eine "bürokratische Wurschtlerei".

Die telefonische Krankschreibung war Mitte März eingeführt worden, um die Menschenmengen in Arztpraxen wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus gering zu halten. Mit Anfang September gilt die Maßnahme allerdings nur mehr für Patienten mit Corona-Symptomen, und zwar bis Ende des Jahres. Alle anderen Erkrankten müssen ab jetzt wieder persönlich in den Ordinationen erscheinen, um sich krankschreiben zu lassen.

Gescheitert ist eine generelle Fortsetzung laut Bachinger am Widerstand der Arbeitgebervertreter in der Österreichischen Gesundheitskasse, die eine missbräuchliche Verwendung befürchtet hätten. Dafür gebe es dem Patientenanwalt zufolge aber "keine Anzeichen".

Bildungsministerium empfiehlt soften Einstieg in Schulbetrieb

Wenn am 7. September in Ostösterreich und eine Woche danach in den übrigen Bundesländern das neue Schuljahr beginnt, sollen die Lehrer es gemächlich angehen. Nach dem von der Corona-Pandemie dominierten Sommersemester sei es bedeutsam, den Schülern in den ersten Schulwochen ein "Gefühl von Sicherheit und Halt" zu vermitteln, heißt es in den "pädagogischen Leitlinien" des Bildungsministeriums.

Gerade am Beginn des Schuljahres soll es "gemeinschaftsstiftende, soziale Aktivitäten" geben, freilich unter Berücksichtigung der aktuellen Hygienebestimmungen. Die Lehrer sollen Rücksicht auf den Stoffumfang nehmen.

In den ersten Schulwochen sollen die Schulen sich in einer Konferenz außerdem auf einheitliche Kommunikationsmittel und Plattformen einigen und klare Kommunikations- und Informationswege festlegen.

Schulstart: Maskenpflicht in Frankreich und Deutschland

Auch im Ausland startet der Schulbetrieb allmählich wieder. In Italien ist die Wiedereröffnung der Schulen nach sechs Monaten ein wichtiger Test. Wochenlang wurde heftig über die Hygiene- und Sicherheitsvorschriften diskutiert. Beschlossen wurde, dass Kinder ab sechs Jahren keinen Mundschutz in der Klasse tragen müssen, wenn ein Meter Abstand zu anderen Schülern eingehalten werden kann. Diese Regel gilt für alle – von den Volksschülern bis zu Maturanten.

Kinder werden jedoch Mundschutz beim Betreten und Verlassen des Gebäudes tragen müssen, und auch wenn sie zur Toilette, in die Kantine oder in den Turnsaal gehen. Die Schulen werden Lehrern Mundschutz und Desinfektionsgel zur Verfügung stellen.

Auch Frankreich und Bayern setzen auf eine Maskenpflicht. In Russland wird allen Beteiligten am Morgen die Temperatur gemessen. In Griechenland wird der Schulbeginn um eine Woche verschoben und dann soll eine strikte Maskenpflicht für alle Schüler und Lehrer gelten.

Virologe Drosten für kürzere Quarantänezeit

In seinem ersten NDR-Podcast nach der Sommerpause hat sich der Berliner Virologe Christian Drosten dafür ausgesprochen, die Quarantänezeit bei Corona-Verdacht auf fünf Tage zu verkürzen, um die Akzeptanz der Bevölkerung für die Maßnahmen zu erhalten. Mit diesem Vorschlag gehe er aber "bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie", merkte Drosten an.

Wer einmal eine Covid-19-Erkrankung überstanden hat, ist nach Ansicht des Virologen – zumindest für die Dauer dieser Pandemie – immun. In Ausnahmefällen könne es zwar zu einer neuerlichen Infektion kommen, die Viruslast sei dann aber so gering, dass man niemanden anstecken könne und keine schwere Lungenentzündung bekommen werde.

Drosten warb auch erneut für das Tragen von Schutzmasken. Trotz einiger Schwächen trügen sie zum Schutz vor einer Corona-Infektion maßgeblich bei.

Aufruf an Westbahn-Fahrgäste auf Strecke Wien–Salzburg

Die Gesundheitsbehörde der Stadt Salzburg hat am Dienstag einen Aufruf an Personen gestartet, die am 23. August mit der Westbahn von Wien, Abfahrt 13.10 Uhr, nach Salzburg, Ankunft 16.30 Uhr, unterwegs waren. Sie sollen ihren Gesundheitszustand beobachten und bei Coronavirus-Symptomen die Gesundheitshotline 1450 anrufen. In diesem Zug saß ein Fahrgast, der positiv auf Covid-19 getestet wurde.

Massentests in Hongkong begonnen

In Hongkong haben die Behörden mit Massentests in der Bevölkerung auf das Coronavirus begonnen. Ziel des am Dienstag gestarteten Programms ist, Millionen von Einwohnern der chinesischen Sonderverwaltungszone zu testen. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Programm soll ein bis zwei Wochen laufen, abhängig vom Interesse in der Bevölkerung.

Seit Samstag meldeten sich rund 500.000 Menschen an. Dies sind allerdings nur etwa sieben Prozent der 7,5 Millionen Einwohner der Metropole. Nach Angaben von Gesundheitsberatern der örtlichen Regierung müssten sich womöglich fünf Millionen Menschen testen lassen, um die derzeitige Ausbreitungswelle des Virus zu beenden.

Vertreter der prodemokratischen Bewegung, darunter der international bekannte Aktivist Joshua Wong, riefen zum Boykott der Tests auf. Die Hongkonger Regierung wiederum beteuerte, dass bei den Tests keine DNA-Proben entnommen und keine Testbefunde an Labors auf dem Festland weitergereicht würden.

Verwaltungsrichter pochen auf schnelleren Rechtsschutz

Die Verwaltungsrichter erneuern angesichts der Novelle zum Corona-Gesetz ihre Forderung nach einem zeitnahen gerichtlichen Rechtsschutz gegen behördliche Maßnahmen, die die Grundrechte einschränken. Das geplante neue Gesetz würde Freiheitsbeschränkungen bis hin zur generellen Ausgangssperre ermöglichen. Deshalb müsse der VfGH die Möglichkeit von raschem einstweiligem Rechtsschutz bekommen.

Mehr als eine Million Infektionen in Russland

In Russland sind mehr als eine Million Infektionen mit dem Coronavirus registriert worden. Pro Tag kommen nach offiziellen Angaben derzeit rund 5.000 neue Fälle hinzu, am Dienstag wurden knapp 4.730 weitere Infektionen registriert. Weltweit liegt Russland damit an vierter Stelle bei den offiziell erfassten Fällen. Die USA verzeichneten mit mehr als sechs Millionen die höchste Zahl an erfassten Infektionen, gefolgt von Brasilien mit rund vier Millionen und Indien mit etwa 3,7 Millionen Ansteckungen.

1.165 Neuinfektionen in Deutschland

Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Dienstag mit 242.381 angegeben – ein Plus von 1.165 seit dem Vortag. Das RKI, das nur die elektronisch übermittelten Zahlen aus den Bundesländern berücksichtigt und seine Aufstellung einmal täglich aktualisiert, registrierte insgesamt 9.298 Todesfälle und damit so viele wie am Vortag. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 216.200.

Zahl der Neuinfektionen in Israel auf Rekordhöhe

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Israel hat einen neuen Höchstwert erreicht. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte, wurden am Vortag 2.159 neue Fälle registriert. Das ist der höchste Eintageswert, der in Israel seit dem Ausbruch der Pandemie registriert wurde. Der bisherige Höchstwert von 2.129 stammte vom 28. Juli. Die Pandemie verlief in Israel auch wegen eines strikten Kurses der Regierung zunächst glimpflich. Nach raschen Lockerungen im Mai schnellten die Fallzahlen jedoch in die Höhe. (APA, red, 1.9.2020)