Foto von der Verhandlung im Dezember 2019: Richard Schmitt, sein Anwalt Dietmar Heck, Richter Jürgen Exner und ein Richteranwärter, Anwältin Maria Windhager und Helge Fahrnberger ("Kobuk").

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Wien – Die Klage von Chefredakteur Richard Schmitt, nach krone.at jetzt bei oe24.at, gegen einen Tweet von "Kobuk"-Medienkritiker Helge Fahrnberger wurde abgewiesen. Das geht aus dem Urteil des Handelsgerichts Wien hervor, das dem STANDARD vorliegt.

Wie berichtet hatte Fahrnberger Schmitt auf Twitter im Juli 2018 anlässlich eines Artikels auf "Kobuk" über die Berichterstattung der "Krone" vorgeworfen, falsch zu berichten, bei Verkehrsthemen gehe die Tendenz sogar Richtung 100 Prozent. Schmitt klagte auf Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung. Schmitt wollte, dass Fahrnberger die Äußerung auf Twitter widerruft, dieses Klagsbegehren wurde jetzt vom Handelsgericht Wien in erster Instanz abgewiesen. Die Kosten für das Verfahren belaufen sich auf rund 6.000 Euro, sie sind von Schmitt innerhalb der nächsten zwei Wochen zu begleichen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, eine Berufung Schmitts ist wahrscheinlich.

Wie Richard Schmitt arbeitet

Fahrnberger wollte vor Gericht aufzeigen, wie Schmitt arbeitet, Jahrzehnte bei der "Kronen Zeitung" und krone.at, zwischendurch bei "Heute" und seit August 2019 bei Wolfgang Fellners "Oe24". Die Klagsbeantwortung verweist etwa auf die Berichterstattung von "Heute" unter Schmitts Führung (bis 2011) über Natascha Kampusch – etwa Paparazzi-Fotos über ihre angebliche "erste Liebe" und aus den Akten über ihre Entführung. Auf seine Berichterstattung über die Radpolitik der Wiener Grünen, auf eine Montage, die einen Grünen-Politiker mit vermummten Demonstranten in Verbindung brachte, auf Fotos von kopftuchtragenden Mädchen in falschem Zusammenhang und auf laut UNHCR falsche Angaben über einen "Grenzsturm" großteils bewaffneter Migranten in Bosnien.

"Der Prozess war relativ arbeitsaufwendig, aber mich tröstet der Gedanke, dass nun erstmals ein Gesamtbild des Journalisten Richard Schmitt sichtbar wird, der, wie er im Prozess selbst zugab, einen manipulativen Umgang mit Fakten pflegt", sagt Helge Fahrnberger zum STANDARD, unter dem Titel "Die Akte Richard Schmitt" veröffentlichte er auf kobuk.at die wichtigsten "Worst of Richard Schmitt"-Fälle, die auch vor Gericht vorgelegt wurden. (red, 1.9.2020)