Nach 22 Tagen wird der Pool am Gürtel wieder abgebaut. Aber nächstes Jahr soll es ein Comeback geben. Möglicherweise an anderer Stelle in der Stadt.

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Der umstrittene Gürtelpool könnte im nächsten Jahr wieder aufgestellt werden. Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) kündigte am Dienstag an, dass die Stadt Wien nun die Kaufoption für das Becken samt technischem Equipment prüfe. Auf jeden Fall soll es weiter gemietet werden. Einen möglichen Kaufpreis wollte sie nicht nennen, bei einer Einigung sollen entstandene Mietkosten vom Kaufpreis abgezogen werden.

"Im Grunde haben wir hier gezeigt, was alternative Stadtplanung möglich macht", so Hebein bei einer Bilanz-Pressekonferenz zu dem Projekt, das im vergangenen Monat heftig in Österreichs Bundeshauptstadt diskutiert wurde. Sie trat gemeinsam mit den Bezirksvorstehern aus Neubau, Markus Reiter (Grüne), und aus Rudolfsheim-Fünfhaus, Gerhard Zatlokal (SPÖ), vor die Kameras. Anders als bei der Eröffnung, fand der Medientermin nicht am Pool statt – kein Wunder, schüttete es an diesem Tag wie aus Kübeln.

Rot-grünes Vorzeigeprojekt

Die anwesenden Politikerinnen und Politiker wollen vor allem eines: der vielen Kritik der vergangenen Wochen den Wind aus den Segeln nehmen. Der Pool sei ein "rot-grünes Vorzeigeprojekt", formulierte es Hebein. Er sei von 15.000 Menschen an 22 Tagen benutzt worden. Insgesamt kamen 25.000 Besucherinnen und Besucher auf das Areal am Wiener Gürtel, auch um das Kultur- und Freizeitprogramm zu nutzen. So habe es dutzende Veranstaltungen und 400 gratis Fahrradchecks gegeben. Hebein erwähnte auch über 700 Medienberichte. Vor allem jene aus dem Ausland seien bemerkenswert gewesen, da lobend über das Projekt geschrieben wurde. "Wieder einmal macht Wien es vor", fasste die Vizebürgermeisterin zusammen.

Für Zukunft gelernt

Hebein hob außerdem hervor, dass das von Kritikern prognostizierte Verkehrschaos nicht eingetreten sei. Im Gegenteil: Man habe auch für die Verkehrsplanung viel aus dem Projekt gelernt und lasse nun Verkehrsberuhigungsprojekte vor Ort prüfen.

Auch die beiden anwesenden Bezirksvorsteher fanden nur lobende Worte für den Pool. Reiter und Zatlokal ist es ein Anliegen, die Barriere zwischen den beiden Bezirken in Zukunft schrittweise abzubauen. In dem Bereich wird sich ihnen zufolge viel tun: In Neubau gibt es bereits das neue Areal des Sophienspitals mit öffentlichen Verweilflächen. Auf der anderen Seite des Gürtels ist es der neue Ikea, der für Umwälzungen sorgen wird. Seine Errichtung wird auch von einem neuen Verkehrskonzept begleitet.

Kritikern richtete Hebein aus, dass ihre Wortmeldungen fehl am Platz seien: "Das sind lauter Menschen, die sich ganzjährig ihren eigenen Pool leisten können." Auch Zatlokal schlug in dieselbe Kerbe. Der 15. Bezirk sei der ärmste und der bevölkerungsdichteste. Die Menschen hätten auch ein Recht darauf, im öffentlichen Raum zu verweilen. Harsche Kritik übte er an der MA 53, die das Aufstellen des Pools im Auer-Welsbach-Park seinen Worten zufolge verhinderte.

Videoreportage von der Gürtelfrische
DER STANDARD

Nicht für Autofahrer, für Menschen

Er stehe zu seinem Satz, den er einmal über das Projekt gesagt hat: "Das ist nicht für Autofahrer, sondern für Menschen gedacht." Es gehe genau darum, die Region für die Menschen lebenswerter zu machen. "Heute kann man den Gürtel nicht sperren. In fünf oder zehn Jahren kann man diskutieren, man weiß nicht, wie es sich entwickelt", blickte er in die Zukunft. Und fand damit für einen SPÖ-Vertreter überraschend deutliche Worte, was die künftige Verkehrsberuhigung in der Stadt betrifft.

Markus Reiter erinnerte daran, dass im Bezirk das Projekt von allen Parteien mitgetragen worden war. Er zeigte sich "enttäuscht über das Verlassen der gemeinsamen Linie" der Oppositionsparteien.

Gleichzeitig lobte er die Zusammenarbeit mit Zlatokal: Eine solche Parteiübergreifende und bezirksübergreifende Kooperation sei "nicht selbstverständlich".

Gesamtkosten unter 200.000 Euro

Hebein betonte, dass die Kosten für das Gesamtprojekt Gürtelfrische West weitgehend eingehalten werden konnten. Veranschlagt waren 150.000 Euro. Durch die große Nachfrage und das positive Feedback habe man die Öffnungszeiten ausgedehnt und das Programm erweitert, weswegen man nun bei 160.000 stehe. "Noch nicht auf dem Tisch liegen" Hebein zufolge die Kosten für die Änderungen bei der Ampelschaltung. Sie geht von einer Summe von 20.000 Euro aus. Bei Vorliegen aller Zahlen wolle man "bis auf den Cent genau" die Abrechnung präsentieren.

Auch wenn die nächste Station des Gürtelpools nun nicht der Auer-Welsbach-Park ist, Hebein kündigte an, dass es eine Fortsetzung geben wird: "Der nächste Sommer kommt bestimmt." Es gebe bereits viele Anfragen, nicht nur aus anderen Bezirken, sondern auch aus anderen Städten, sogar aus dem Ausland. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.9.2020)