Der Präsident besichtigte bei den Unruhen in Kenosha beschädigte Gebäude.

Foto: AFP/MANDEL NGAN

Der Bürgermeister von Kenosha hatte Trump öffentlich darum gebeten, nicht zu kommen.

Foto: AFP/MANDEL NGAN

Unterstützung für den Präsidenten.

Foto: AFP/KEREM YUCEL

Protzest gegen Trumps Besuch.

Foto: AFP/KEREM YUCEL

Kenosha – US-Präsident Donald Trump ist zu seinem umstrittenen Besuch in der nach Schüssen auf einen Afroamerikaner von Unruhen erschütterten Stadt Kenosha eingetroffen. Nach seiner Landung auf einem nahe gelegenen Flughafen am Dienstag machte sich seine Autokolonne auf den Weg in den Ort im Bundesstaat Wisconsin.

Kenosha ist zu einem Brennpunkt der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt geworden. Am Straßenrand versammelten sich sowohl Anhänger als auch Gegner Trumps, die "Black Lives Matter"-Schilder hochhielten. Polizisten in Schutzausrüstung sorgten dafür, dass der Präsidententross freie Bahn hatte.

42 Millionen für öffentliche Sicherheit

Trump stellte mehr Mittel für die öffentliche Sicherheit in Aussicht . Dem gesamten Staat Wisconsin würden 42 Millionen Dollar (35,18 Mio. Euro) für die öffentliche Sicherheit bereitgestellt, erklärte er.

Die Strafverfolgungsbehörden in der Stadt, in der es nach den Schüssen eines weißen Polizisten auf einen Schwarzen zu teils gewaltsamen Protesten kam, würden eine Million Dollar an Bundesmitteln erhalten, sagte Trump nach seiner Ankunft. Zudem sollten die Geschäfte, die durch die Auseinandersetzungen Schaden erlitten hätten, mit fast vier Millionen Dollar unterstützt werden.

Kenosha sei von Krawallen getroffen worden, die "gegen die Polizei gerichtet und anti-amerikanisch gewesen seien", sagte Trump. "Es war kein friedlicher Protest, sondern inländischer Terrorismus."

Keine Zeit für Blakes Familie

Ein Treffen Trumps mit der Familie des in Kenosha durch Polizeischüsse schwer verletzten Afroamerikaners Jacob Blake war nicht geplant.

Ein weißer Polizist hatte den 29-jährigen Blake am 23. August vor den Augen seiner drei kleinen Kinder durch sieben Schüsse in den Rücken schwer verletzt. Der erneute Fall von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner löste Empörung und Proteste aus. Am Rande der Proteste wurden in der vergangenen Woche zwei Menschen erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-jähriger Weißer festgenommen.

"Flugzeug voll Gangster"

Kurz vor seinem umstrittenen Besuch in der Kenosha sorgt US-Präsident Donald Trump mit Mutmaßungen über eine angeblich geplante Aktion gegen den kürzlich abgehaltenen Nominierungsparteitag der Republikaner für Aufsehen. Ein Flugzeug sei "vollkommen beladen" gewesen "mit Gangstern, die diese dunklen Uniformen trugen, schwarze Uniformen mit Ausrüstung und dies und das", sagte Trump in einem in der Nacht auf Dienstag ausgestrahlten Interview des Senders Fox News.

Viele Leute" seien in dem Flugzeug gewesen, "um großen Schaden anzurichten". Sehr viel konkreter wurde Trump nicht. Auch lieferte er keine Belege für seine Behauptungen. Auf die Frage, wo sich das angebliche Ereignis abgespielt habe, lehnte er eine Antwort ab mit Verweis darauf, dass eine Untersuchung laufe.

Heimatschutzministerium schweigt

Welche Regierungsbehörden ermittelten oder um welche Art von "Ausrüstung" es sich handelte, sagte Trump ebenfalls nicht. Die Bundesluftfahrtbehörde FAA verwies Nachfragen an das Weiße Haus, das zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme reagierte. Auch das Heimatschutzministerium äußerte sich zunächst nicht.

Kenosha steht beispielhaft für die Spannungen im Land, die Trumps Regierungszeit prägen. Kritiker werfen Trump vor, die Spannungen gezielt anzuheizen, um sich im Wahlkampf als Garant für Recht und Ordnung in Szene setzen zu können.

Sowohl Wisconsins Gouverneur als auch der Bürgermeister von Kenosha hatten Trump öffentlich darum gebeten, nicht zu kommen, weil sie befürchten, dass die Gegenwart des Präsidenten die Lage zusätzlich anheizen könnte. (Reuters, 1.9.2020)