Ein fünfzeiliges Display mit monochromer Darstellung und 84 x 48 Pixel. Ein Megabyte an Speicherplatz. Keine Internetanbindung oder Kamera. Ein Prozessor, der heute selbst von den billigen Smartphones stehend überrundet wird. Und natürlich Snake 2. Was Nokia am 1. September 2000 ankündigte und im Winter in die Geschäfte und zu den Mobilfunkern brachte, würde heute nur noch Nostalgiker begeistern.

Doch vor zwei Jahrzehnten war das Nokia 3310 ein bewundernswertes Technikpaket und wurde von vielen als Nachfolger des beliebten 3210 heiß erwartet. Dessen kommerziellen Erfolg konnte es zwar nicht schlagen, mit rund 126 Millionen abgesetzten Geräten erreichte es aber Verkaufszahlen, von denen heute viele Smartphone-Hersteller – inklusive Nokia selbst – nur träumen.

Das Nokia 3310 wurde am 1. September 2000 vorgestellt und kam im Verlauf des vierten Quartals in den Handel.
Foto: Wikimedia Commons/Discostu - Public Domain

Robuster Telefonieklotz

Und das Gerät, von Fans retrospektiv gern liebevoll "Ziegelstein" genannt, brachte auch sonst einige gute Argumente mit. Der Akku war mit 900 mAh bemessen und nach heutigen Standards winzig. Das Nokia 3310 kam damit aber bei normaler Verwendung einige Tage aus und im Standby-Modus sogar mehrere Wochen. Mit modernen Smartphones, selbst jenen mit besonders großem Akku, undenkbar. Die verringerte Laufzeit ist ein Tribut des vernetzten Zeitalters, das damals gerade erst am Anfang stand.

Dazu erarbeitete sich das 3310, wie schon sein Vorgänger, ebenfalls den Ruf, sehr robust zu sein. Tatsächlich erwies sich das Kunststoffgehäuse mit den Softouch-Tasten als recht widerstandsfähig gegen Krafteinwirkung. In allerlei Videos wurde das Gerät von Besitzern allen erdenklichen Torturen ausgesetzt, inklusive dem Fall aus teils absurd großen Höhen, besser bekannt als "Drop Test".

Chat und Voice Dialing

Das 3310 war aber nicht nur eine etwas kompaktere Auffrischung des 3210, sondern brachte auch darüber hinaus ein paar Neuerungen mit. Eine davon war der "Mobile Chat"-Modus, ein archaischer Vorfahre heutiger Messenger. Das Feature nutzte zwar SMS, ermöglichte aber den Austausch mit längeren Nachrichten von bis zu 459 Zeichen, also dem dreifachen Volumen einer SMS.

Im Gegensatz zum Vorgänger war erstmals auch eine Voice Dialing-Funktion implementiert. Man konnte Personen aus der Kontaktliste ein beliebiges Wort – nicht zwingend der Name – zuordnen und per Sprachbefehl anrufen. Zudem war es erstmals möglich, anstelle des verbauten Nickel-Metallhydrid-Akkus eine Lithium-Ionen-Batterie zu verwenden, was das Gewicht des Handys etwas verringerte und vor allem aber die Aufladezeit drastisch verkürzte.

Der Erfolg des 3310 blieb freilich Nokia nicht verborgen und dementsprechend lieferte man auch weitere Modelle aus. Etwa das 3315, das erstmals einen Bildeditor für SMS mitbrachte und nach einer voreingestellten Zeit die Tasten automatisch sperren konnte. Erwähnenswert ist auch das 3330, das via WAP 1.1 der Serie eine Internetfunktion bescherte. Und inspiriert vom "unzerstörbaren" Image des 3310 baute Nokia auch das Modell 800 Tough, das dem MIL-STD-810G entsprach und damit auch ganz offiziell geeignet für allerlei fordernde Outdooreinsätze war.

Die aktuelle Neuauflage des Nokia 3310.
Foto: Nokia

Tiefer Fall und Comeback

Nokia war damals eine Macht im Handygeschäft, sollte im gleichen Jahrzehnt aber noch einen herben Absturz erleben. Smartphones begannen, speziell seit dem Launch des iPhone und der ersten Android-Handys, den herkömmlichen Geräten zunehmend den Rang abzulaufen. Doch Nokia ruhte sich lange auf den eigenen Lorbeeren aus und scheiterte dann mit seinen ersten eigenen Smartphones am Markt. Schließlich verbündete man sich mit Microsoft, das mit Windows Phone eine alternative Plattform zu Android und iOS aufbauen wollte, doch auch dieses Unterfangen ging aus verschiedenen Gründen letztlich schief.

Mittlerweile kümmert sich Nokia selbst primär um sein Netzwerkgeschäft. Das von ehemaligen Angestellten gegründete HMD Global hingegen nutzte als Kooperationspartner die Marke, um ein – bislang relativ erfolgreiches – Comeback im Smartphonegeschäft zu geben, wobei man nun auf Android setzt. Für Schwellenmärkte baut man zudem einfachere Handys mit KaiOS.

Freilich zehrt man aber auch heute noch von den Klassikern vergangener Zeiten. Seit 2017 ist auch das Nokia 3310 wieder in einer modernen Überarbeitung am Markt. Diesmal sogar mit Kamera und Internetanbindung. (gpi, 02.09.2020)