Um der fortwährenden Verwechslung mit der Volksrepublik China entgegenzuwirken, ändert der Inselstaat Taiwan das Erscheinungsbild seines Reisepasses. Das erklärte der taiwanesische Außenminister Joseph Wu am Mittwoch in der Hauptstadt Taipeh.

Auf dem neuen Deckblatt des Reisedokuments wird der Name "Taiwan" prominenter hervorgehoben, die Aufschrift "Republic of China" hingegen nur noch in einem Kreis um das Hoheitszeichen Taiwans, den "blauen Himmel mit der weißen Sonne", zu lesen sein.

Der Name "Taiwan" wird künftig prominenter auf dem Reisepasscover des Inselstaates prangen.
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Das bisherige Deckblatt des Reisepasses, auf dem "Republic of China" in großen Lettern im oberen Bereich stand, "Taiwan" hingegen weiter unten, führte regelmäßig zu Verwechslungen mit der Volksrepublik China, die Taiwan die Eigenstaatlichkeit abspricht und die Insel vielmehr als Teil Chinas sieht.

Besonders in Zeiten der Corona-bedingten Einschränkungen ist die Verwechslung mit Festlandchinesen für die Taiwanesen ein Problem – schließlich hatten auch die Einwohner Taiwans wegen des chinesischen Coronavirus immer wieder erhebliche Schwierigkeiten bei der Einreise in andere Länder.

Joseph Wu will die Identität Taiwans stärken.
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Außenminister Wu sagte, seit Beginns des Ausbruchs der Corona-Seuche in der chinesischen Stadt Wuhan sei der Drang der Taiwanesen gestiegen, ihre eigene Identität international zu stärken. Chinas Anspruch, international auch für Taiwan zu sprechen, und der Einfluss Chinas auf die Weltgesundheitsorganisation WHO führten infolge der Corona-Pandemie dazu, dass viele Länder über das demokratische Taiwan dieselben Restriktionen verhängten wie über die diktatorisch regierte Volksrepublik.

Taiwan ist wegen der chinesischen Blockadehaltung nicht Mitglied in der WHO und hat damit weder Zugriff auf Ressourcen und Daten der WHO, kann gleichzeitig aber auch nicht seine eigenen Erfahrungen Einbringen. Im Frühjahr kam es deswegen zu einem Konflikt zwischen der internationalen Organisation unter dem äthiopischen Generaldirektor Tedros Ghebreyesus und der taiwanesischen Regierung.

Taiwans Erfolge bei der Kontrolle der Seuche können sich sehen lassen. Der Inselstaat mit fast 24 Millionen Einwohnern hat weniger als 500 bestätigte Corona-Fälle. Nur sieben mit dem Coronavirus Infizierte starben.

Tschechisches Beispiel

In einem Gespräch mit der Deutschen Welle erklärte Wu, Taiwan werde sich von Pekings Auftreten nicht einschüchtern lassen. Anlässlich des Besuchs des tschechischen Senatspräsidenten Miloš Vystrčil auf der Insel forderte der Außenminister die anderen Staaten der Europäischen Union auf, es der Tschechischen Republik gleichzutun. "Was immer sie tun wollen, um ihre Beziehungen zu Taiwan zu verbessern, ob auf kulturellem, wirtschaftlichem oder politischem Gebiet, sie werden in Taiwan immer offene Türen finden", sagte Wu.

Miloš Vystrčil erhielt im Parlament in Taipeh einen Orden.
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Vystrčil erklärte am Dienstag vor dem Parlament in Taiwan in Anlehnung an John F. Kennedys Berlin-Besuch im Jahr 1963: "Ich bin ein Taiwaner." Chinas Außenminister Wang Ji, der am Dienstag dem deutschen Außenminister Heiko Maas einen Besuch abstattete, drohte Vystrčil daraufhin, er werde einen "sehr hohen Preis zahlen". (Michael Vosatka, 2.9.2020)