Insgesamt war im Februar als Teil eines Pakts zwischen den USA und den Taliban die Freilassung von 5.000 Häftlingen vereinbart worden.

Foto: EPA / Afghanistan National Security Council

Kabul – Die afghanische Regierung hat nach eigenen Angaben fast 200 Taliban-Kämpfer aus einem Gefängnis in Kabul entlassen. Sie will damit den Weg für die aufgeschobenen Friedensverhandlungen zur Beendigung des seit fast zwei Jahrzehnten tobenden Krieges am Hindukusch frei machen, wie ranghohe Regierungsvertreter am Mittwoch bekräftigten.

Die Anfang der Woche freigelassenen Islamisten sind Teil einer Gruppe von mehreren hundert Taliban-Insassen, die zum harten Kern der Extremisten gezählt. Sie werden für schwere Anschläge, etwa jenen in der Nähe der deutschen Botschaft in Kabul vor drei Jahren, verantwortlich gemacht werden. Die afghanische Regierung hatte lange gezögert, diese Extremisten auf freien Fuß zu setzen. Doch die Taliban bestanden darauf als Bedingung für die Aufnahme von Verhandlungen.

Friedensgespräche via USA

Insgesamt war im Februar als Teil eines Pakts zwischen den USA und den Taliban die Freilassung von 5.000 Häftlingen vereinbart worden. Im Gegenzug sollten die Extremisten Gefangene aus ihrer Gewalt freigeben, so auch diesmal, als sie nach Angaben von ranghohen Regierungsvertretern sechs Mitglieder der afghanischen Sondereinsatzkräfte ziehen ließen.

Ein Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, deutete an, dass auch die restlichen 120 noch inhaftierten Taliban im Laufe des Tages freikommen könnten. "Wir wollen den Gefangenenaustausch abschließen, damit wir mit dem Friedensprozess so bald wie möglich anfangen können." Ein Sprecher des Hohen Rats für Nationale Aussöhnung kündigte an, eine Regierungsdelegation werde am Donnerstag nach Katar fliegen, um Friedensgespräche vorzubereiten.

Der Gefangenenaustausch war als Vorbedingung für innerafghanische Friedensgespräche in ein Abkommen aufgenommen worden, das die USA mit den militant-islamistischen Taliban am 29. Februar in Doha unterzeichnet hatten. Die afghanische Regierung in Kabul war nicht daran beteiligt, weil die Taliban damals direkte Gespräche abgelehnt hatten. (APA, 2.9.2020)