Sanierungen helfen nicht nur dabei, die Wohn- und Lebensqualität in alten Wohnhäusern zu erhöhen. Die Verbesserung der schlechten Energiebilanz ist auch ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz.

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"Dichte ist kein gutes Wort", begann Andreas Hofer, Architekt und Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 in Stuttgart, seinen Vortrag auf dem 67. STANDARD-Wohnsymposium. "Nähe ist doch viel schöner." Doch egal wie man es nennt, auch er kam nicht darum herum zu sagen: Konservieren und Verdichten (oder Vernähern) gehören zusammen.

Dabei hatte der Schweizer für die gründerzeitliche Stadtstruktur Wiens eher schlechte Nachrichten. Hier sei nicht viel Verdichtungspotenzial da. Was man machen könne: Wasserkreisläufe nutzen und Begrünungen forcieren, dann würde das Leben in der Stadt in dem sich erhitzenden Klima erträglicher werden. Nicht alle waren dieser Meinung (siehe Artikel).

Paradebeispiele hatte er daher eher aus anderen Regionen mitgebracht. So zum Beispiel die Gemeinde Zug in der Schweiz und ihr Projekt Circulago. Dabei wird das Wasser des Zuger Sees dafür verwendet, die Häuser per kalte Fernwärmeleitung und unter der Stadt verteilten Wärmepumpen zu heizen. Das langfristige Ziel ist es, die Stadt Zug in die 2000-Watt-Gesellschaft zu führen, einer energiepolitischen Vision, die den Energiebedarf jedes Erdenbewohners auf durchschnittlich 2000 Watt maximieren soll.

Mehr an Lebensqualität

Doch auch hierzulande gibt es Projekte, die herausstechen. So zum Beispiel die Sanierungen der Neuen Heimat Tirol, die Geschäftsführer Markus Pollo auf dem Symposium vorstellte. Dabei handelte es sich um alte Südtiroler Siedlungen, die aufgrund ihrer miserablen Energiebilanz wieder auf Vordermann gebracht werden mussten und dadurch, unter anderem auch dank größerer Balkone oder "verlängerter Wohnzimmer", wie Pollo sie nannte, an Wohn- und Lebensqualität gewonnen haben.

Dass solche Sanierungen auch in Wien stattfinden, zeigte Werner Auer, Bereichsleiter Sanierung im Wohnfonds Wien. Er sprach sich ebenfalls für eine Mischung aus "Erhalten und Schaffen" aus und begründete dies mit der Pflicht, guten Bestand zu erhalten.

Eines dieser Beispiele sei RenoBooster. Im Rahmen dieses von der EU mit 1,9 Millionen Euro geförderten Projekts soll bis November 2022 eine zentrale Anlaufstelle für Wohnhauseigentümer bei Fragen rund um die Renovierung entwickelt werden. Denn neben den Förderungen sei es vor allem auch der Serviceaufwand, der Eigentümer davon abhalten würde, zu sanieren.

Aufzugsgesetz als Vorbild

Darüber hinaus brauche es aber auch ordnungspolitische Maßnahmen, sagte Auer, um den Bestand weg von fossilen Energien zu bekommen. "Die Aufzüge in Wien sind ein gutes Beispiel." 2006 verabschiedete der Wiener Landtag ein Aufzugsgesetz, das beispielsweise vorschrieb, Innentüren nachrüsten zu müssen. Hier hätte es auch anfangs Querelen gegeben, mittlerweile seien aber alle Aufzüge in Wien auf einem aktuellen Stand. "So muss es auch mit fossilen Energien gehen."

Zu guter Letzt sei es wichtig, immer auch auf den Menschen zu achten. Besonders bei groben Sanierungen sei es unumgänglich, auch die Sorgen der Bewohner ernst und in die Planung mit aufzunehmen. (Thorben Pollerhof, 3.9.2020)