Eines der neuen Bauprojekte am Kärntner Wörthersee.

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Eine neue Anlage in Steinbach am Attersee.

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Bürgerinnen und Bürger in Kärnten fordern in einem Seenvolksbegehren den Erhalt der letzten freien Seezugänge.

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Am Pibersteinsee in Köflach in der Steiermark will ein Investor rund 140 Wohnungen errichten.

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Wien – "Wir sind ein Tourismusland und verkommen immer mehr zu einem Betongoldland, Kärnten ist nur mehr ein Investment", sagt eine Kärntnerin in der ORF-"Schauplatz"-Reportage "Kampf um den See", zu sehen am Donnerstag, 21.05 Uhr in ORF 2. Immobilien an heimischen Gewässern sind heiß begehrt, öffentliche Seezugänge oft Mangelware.

Die ersten Reihen sind schon lange im Besitz von Millionären. Jetzt sind die Plätze dahinter in der zweiten und der dritten Reihe an der Reihe. Besonders beliebt sind Immobilien am Wörthersee und auch am Attersee. Aber auch an kleineren und weniger bekannten Seen sind die schönsten Plätze zu Spekulationsobjekten geworden, wie Nora Zoglauer in ihrer Reportage berichtet. Gesprochen hat sie mit betroffenen Bürgern, Politikern und auch mit Investoren.

Politik als Handlanger

"Irgendwann kauft einer den ganzen See, es ist ja jetzt schon alles privatisiert", sagt ein langjähriger Kapitän, der am Wörthersee mit Touristen unterwegs ist. Er kennt dort alle Ecken, weiß, wem welche Villen gehören, und hat den Immobilienboom der letzten Jahre hautnah miterlebt. Bürgerinitiativen kämpfen gegen diese Verbauung und setzen sich für den Erhalt der letzten geschichtsträchtigen Villen rund um den Wörthersee ein.

Diese alten Häuser werden abgerissen und durch moderne Appartementanlagen ersetzt – meist für Zweitwohnbesitzer, die oft nur wenige Wochen im Jahr hier wohnen. Immer mehr Hotelbetriebe und Pensionen werden an Investoren verkauft, teils mit fragwürdigen Umwidmungen und Methoden, wie Zoglauer berichtet. "Die Politik ist ein Handlanger von denen, die anschaffen", sagt ein Mitglied einer Bürgerinitiative, Vertrauen in Politiker hat er nicht, "sie gehen in die Knie". Der Kärntner Landesrat Daniel Fellner arbeitet an einer Novellierung der Raumordnung. "Zweitwohnsitze sind ab einer gewissen Weise der Tod des Tourismus", sagt er. Investorenvertreter würden Gemeinden oft einschüchtern, man müsse den Gemeinden den Rücken stärken.

Zweitwohnsitze als Wirtschaftsfaktor

Auch am Attersee ist der Ärger bei Bürgern wegen Immobilienprojekten groß. In Steinbach wurden gerade Blöcke mit 24 Wohnungen gebaut, angeblich wurden die meisten Wohnungen an Ortsfremde verkauft. Aber Zweitwohnsitze sind für Bürgermeisterin Nicole Eder kein Problem, "das ist ein großer Wirtschaftsfaktor".

Aber nicht nur große, prestigeträchtige Seen wie der Wörthersee oder der Attersee sind vom Bauboom betroffen. Am steirischen Pibersteinsee will ein Investor 140 Wohnungen errichten. Als sich eine Bürgerinitiative dagegen formierte und Unterschriften sammelte, um dieses Vorhaben zu verhindern, ließ der Besitzer den See kurzerhand für die Bevölkerung sperren. Der öffentliche Zugang zum See ist jetzt nicht mehr möglich. (red, 3.9.2020)