Die Corona-Krise hat weltweit Maut- und Telematikprojekte zum Stillstand gebracht. Nun zieht Kapsch erste Konsequenzen.

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Wien – Corona fährt beim Maut- und Telematik-Arm der Kapsch Group voll ein. Kapsch Trafficcom (KTC) baue aufgrund des schleppenden Geschäftsganges rund 400 Arbeitsplätze ab, erfuhr DER STANDARD aus informierten Unternehmenskreisen.

Auch an die 40 Mitarbeiter in Österreich könnten betroffen sein, der Großteil des Beschäftigtenabbaus finde aber in ausländischen Gesellschaften des Telematikspezialisten statt. Zu den Sorgenkindern gehört der KTC-Ableger in Sambia. Da ist Kapsch mit 51 Prozent Hälfteeigentümer der Intelligent Mobility Solutions Limited und bei einem Riesenprojekt für Road Safety Enforcement engagiert. Im Vorjahr hatte selbiges der KTC bereits eine außertourliche Abschreibung von 27 Millionen Euro beschert. Das Riesenprojekt sei gefloppt, der Kunde zahle nicht. Daher werde der Auftrag nicht weitergeführt, schildern Insider die vertrackte Situation, und in dem im südlichen Afrika gelegenen Land offenbar die Zelte abgebrochen.

Transformationsprogramm

Ein KTC-Sprecher bestätigte keine Details, verwies aber auf das angelaufene Transformationsprogramm, das Umstrukturierungen unvermeidbar mache, um in zukünftige Wachstumsbereiche investieren zu können. Global würden rund 250 Arbeitsplätze abgebaut, das entspreche bei einem Beschäftigtenstand von 5100 rund fünf Prozent der Mitarbeiter. Weitere rund 150 Stellen will man reduzieren, indem externe Consultants reduziert und freie Stellen nicht nachbesetzt würden.

Baustelle Südafrika

Als zweite Baustelle gilt Südafrika, das von der Corona-Pandemie massiv betroffen ist. Da gehe schlicht nichts mehr, heißt es. Die dortige Landesgesellschaft Kapsch Trafficcom South Africa Holding dürfte geschlossen werden.

Projektverzögerungen gibt es Corona-Krisen-bedingt in sehr vielen Ländern. Bei Vorlage der Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 im August hatte Kapsch-und KTC-Chef Georg Kapsch von einer "Schwächephase" gesprochen, in der sich das Unternehmen nach dem Auslaufen zahlreicher Großprojekte befinde. So gab es für den Betrieb des landesweiten Mautsystems in Tschechien keinen Folgeauftrag. Auch das nach einem EuGH-Urteil beendete Mautprojekt in Deutschland belastet das Geschäft – hier kämpft Kapsch um Schadenersatz.

In die Verlustzone gerutscht

Im ersten Vierteljahr (per 30. Juni) hatte der börsennotierte Mautsystemanbieter KTC einen Umsatzeinbruch um fast 26 Prozent auf 138,5 Millionen Euro (gegenüber dem Vorjahreszeitraum) gemeldet. Das operative Ergebnis (Ebit) war von 4,6 Millionen Euro auf minus 11,6 Millionen Euro eingebrochen. Das Periodenergebnis ist von 2,5 Millionen Euro auf minus zehn Millionen Euro abgerutscht. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2019/20 hat KTC zunächst gekürzt, nun aber komplett gestrichen. Die Hauptversammlung ist am 9. September. (Luise Ungerboeck, 3.9.2020)