Henrik beim Knutschen.

Foto: RTL 2

Just an jenem Tag, an dem das heimische Qualitätsportal Oe24.at mit "Sterben Männer aus? Y-Chromosom ist Schrott!" titelt, tritt man beim deutschen Qualitätssender RTL 2 den Beweis an, dass die These vom schwer lädierten Gonosom möglicherweise so weit hergeholt gar nicht ist. Zumindest, wenn man die männlichen Phänotypen beobachtet, die der Sender für die dritte Auflage seines soziologischen Experiments "Love Island" in eine Villa auf Mallorca verfrachtet hat, alle vorab Corona-negativ-getestet und damit – zumindest in dieser Hinsicht –unbedenklich.

Aber lassen Sie uns kurz die Koordinaten abstecken. Männer treffen auf Frauen. So weit, so bekannt. Wer nicht kopuliert, fliegt. Ja, richtig gelesen, kopulieren, nicht kooperieren: Nur Paare, hier "Couples", kommen weiter. Der Rest muss wieder in sein tristes Extensions- und Fit-Inn-Leben zurück; all das ist also so was wie die instagrammable Version der Zwangsheirat. Entsprechend tanzen die Sexualhormone der Y-Chromosom-Träger ab Minute eins Lambada. Ein kleiner Eindruck, was sich unter deren Fontanellen tut? Bitte sehr: "Bei mir bekommt die Frau ein All-Inclusive-Paket." (Marc) "Meine Partnerin sollte auf einer Skala von eins bis zehn eine zwölf sein." (Luca) "Meine Oberarme sind mein Statussymbol." (Josua) "Mein Penis ist mein schönster Körperteil." (Henrik)

Die Frauen sind entsetzt. Aber nur kurz. Es steht schließlich eine "Paarungszeremonie" an (ja, das heißt hier echt so) – und wer keinen Typen hat, ist raus. Das macht kompromissbereit. Und lässt befürchten, dass auch so manches X-Chromosom schwere Defekte aufweist. Aber hey, aussterben ist vielleicht nicht die schlechteste Option. (Nana Siebert, 3.9.2020)