Zuletzt fuhr Williams hinterher.

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London – Triumphe und Tragödien, viel Drama und am Ende ein rasanter Absturz – die Familie Williams hat viel erlebt in der Formel 1. Sir Frank Williams führte sein Team in den 80er-Jahren an die Spitze des Sports, später starb in seinem Auto der legendäre Ayrton Senna. Und noch viel später wurde der einst stolze Rennstall zum belächelten Hinterherfahrer, zum Besenwagen der Formel 1.

In all diesen Jahren – 43 waren es genau – hatte stets die Familie das Sagen. Doch damit ist jetzt Schluss. Nach dem Großen Preis von Italien am Sonntag (15.10 Uhr/ORF1und Sky) tritt Claire Williams als Teamchefin ab, 2013 hatte sie ihren Vater beerbt. Damit endet eine Ära, es bleibt nur noch der ikonische Name. Vor zwei Wochen schon hatte das US-amerikanische Investment-Unternehmen Dorilton Capital den Rennstall übernommen.

Zukunft gesichert

"Die Zukunft des Teams ist nun gesichert", sagte Claire Williams, "und es ist der richtige Moment für uns, den Sport zu verlassen. Wir waren mehr als vier Dekaden dabei, wir sind unglaublich stolz auf die Erfolge und auf unser Vermächtnis."

Im Mai 1977 war Williams erstmals in der Formel 1 gestartet, mit sieben Titeln in der Fahrer-WM und neun Siegen in der Konstrukteursmeisterschaft gehört das Team zu den Institutionen der Königsklasse.

Topstars wie Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost oder Senna trugen die Farben. Die schwärzeste Stunde des Teams schlug am 1. Mai 1994, Ayrton Senna starb nach einem Unfall in Imola. "Viele gaben uns die Schuld dafür. Als hätten wir der Welt ein Gemälde von Michelangelo gestohlen", sagte Frank Williams später rückblickend.

Jacques Villeneuve bishert letzter Williams-Weltmeister

Letzter Weltmeister des Teams war 1997 der Kanadier Jacques Villeneuve, so richtig bergab ging es aber erst Jahre später. Ab 2008 rutschte Williams immer mal wieder weit zurück in der WM-Wertung, seit 2018 ziert der einstige Branchenführer nun durchgehend das Ende des Feldes.

Der Niedergang hatte viel mit fehlendem Geld zu tun. Williams kam zuletzt gerade so über die Runden, machte sich abhängig von Großsponsoren (Martini) oder Gönnern (Lawrence Stroll), nachhaltig stabiler wurde es dadurch nicht.

Dies soll sich unter Dorilton Capital ändern. Nicht nur der Name bleibt, auch die Zentrale im englischen Grove wird erhalten. Ab der kommenden Saison führt die Formel 1 eine Kostenobergrenze ein, die das Feld nach Jahren der Dominanz durch Mercedes, Ferrari und Red Bull wieder ausgleichen soll.

"Dies mag das Ende der Ära als familiengeführtes Team sein", sagte Claire Williams: "Aber es ist der Beginn einer neuen Ära für Williams Racing." (sid, 3.9.2020)