In Israels Schulen wurde auf die Bedrohung reagiert, etwa durch niedrigere Schülerhöchstzahlen in den Klassen – und Maskenpflicht.

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Jerusalem – Lange wähnte man sich in Israel, dem Vorzeigeland der frühen Phase der Corona-Pandemie, in trügerischer Sicherheit. Schneller und entschlossener als anderswo hatte die Regierung von Benjamin Netanjahu auf die neuartige Krankheit reagiert – auch Österreichs Kanzler Sebastian Kurz will vom israelischen Ministerpräsidenten gewarnt worden sein. Tatsächlich gelang es in Israel, die Ansteckungsraten anfangs gering zu halten. Nun ist alles anders.

Um der zuletzt massiv steigenden Infektionszahlen Herr zu werden, wählte Israels Corona-Beauftragter Ronni Gamzu am Donnerstag schließlich ein martialisches Vokabular: "Dies ist eine Nachricht an ganz Israel. Schluss mit Hochzeiten. Schluss mit Massenansammlungen. Hört auf, die Regeln in Restaurants oder an anderen Orten zu brechen. Ganz Israel befindet sich im Krieg. Es tut mir leid, dass ich emotional werde. Aber das ist ein entscheidender Moment."

Nie zuvor seit Beginn der Pandemie hatten sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Jerusalem so viele Israelis mit dem Coronavirus infiziert wie am Mittwoch, dem 2. September: zum ersten Mal überhaupt mehr als 3.000. Und auch am Donnerstag waren es noch mehr als 2.000.

Neuer Lockdown

Nun will die Regierung der sogenannten zweiten Welle entschieden einen Riegel vorschieben – mitunter auch durchaus wörtlich: Am Montag sollen neue Lockdown-Maßnahmen in 30 besonders betroffenen Ortschaften die weitere Ausbreitung des Virus eindämmen. Die Bewohner sollten dann ihre Häuser nur in dringenden Fällen verlassen, etwa zum Lebensmittel- oder Medikamenteneinkauf, heißt es. Notfalls würden die Maßnahmen auch polizeilich durchgesetzt, kündigte die Regierung an.

Insgesamt wurden in Israel bisher 124.455 Infektionen registriert, 985 Menschen sind in dem Neun-Millionen-Einwohner-Land an oder mit dem Virus verstorben. Vor allem in den arabischen sowie den ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaften ist die Infektionsrate hoch. (red, 4.9.2020)