Alois Knabl: "Es ist eine ganz andere Liga als noch vor ein paar Jahren".

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Bermuda, Yokohama, Montreal, Abu Dhabi. Es sind nicht gerade die hässlichsten Flecken der Erde, auf denen die World Triathlon Series 2020 stattfinden hätte sollen. Die besten Hybrid-Athleten im Schwimmen, Radfahren und Laufen sind das Jetset-Leben gewöhnt, es verleiht dem Sport einen elitären Flair.

"Das trifft sicher zu", sagt Alois "Luis" Knabl, Österreichs aktuell bester Triathlet über das Image seiner Berufsgruppe dem STANDARD. "Es ist aber mehr bei Ironman-Rennen der Fall. Einzelne Starter kommen dort mit sündhaft teuren Zeitfahrrädern und sind teilweise besser ausgestattet als die Profis." Knabls Spezialdisziplin, die olympische Distanz, ziehe weniger Großverdiener an.

Dennoch reist der Tiroler etwa mit dem Nationalteam ins Trainingslager nach Thailand – oder zu Wettkämpfen in der Karibik. "Das kostet wirklich einen Patzen", sagt er und verweist auf seine Unterstützer: Privatsponsoren, Bundesheer und der nationale Verband. Vor allem der Status als Olympiaathlet minimiert das finanzielle Risiko. Sein Ticket für Tokio 2021 hat Knabl bereits fix.

Extreme Dichte

Wegen Corona gibt es in der Saison 2020 allerdings kein Rennen in Bermuda und auch kein Drama in Yokohama. Sämtliche Events mussten abgesagt werden. Mit einer Ausnahme: In Hamburg wird am Samstag zum ersten Mal seit vielen Jahren der Weltmeister in einem einzigen Rennen gekürt.

In der Weltrangliste wird Knabl auf Platz 23 geführt. Der Gewinn einer Medaille wäre ein kleines Wunder, er traut sich an guten Tagen aber eine Platzierung unter den ersten zehn zu. "Die Dichte an der Spitze ist extrem, es ist eine ganz andere Liga als noch vor ein paar Jahren", sagt Knabl.

Der Sport sei im Aufschwung, denn das Zuschauerinteresse steigt von Jahr zu Jahr, genauso wie die Preisgelder. Zudem tragen innovative, TV-taugliche Formate wie in der sogenannten Super League dazu bei, neue Fans für den Sport zu gewinnen.

Das erste Rennen dieser Serie nach der Corona-Pause stand ganz im Zeichen der Sicherheit. Es fand in einer Schwimmhalle in Rotterdam statt. Nach mehreren Längen stiegen die Athleten aus dem Wasser und auf stationäre Rennräder. Über eine App wurde die Tretleistung und damit das gesamte Rennen in die virtuelle Welt übertragen.

In der echten Welt wechselte das Teilnehmerfeld nach der Radstrecke auf die andere Seite des Hallenbads und gingen auf Laufbänder in die – erneut virtuelle – letzte Disziplin. "Es war ein Stück weg von der Realität, für die Standortbestimmung war es ganz gut", sagt Knabl. "Das Format treibt die Spannung auf die Spitze: Es gibt viele Führungswechsel. Sobald du nur fünf Sekunden verlierst, bist du weg vom Fenster."

Becken fehlt

Knabl trainiert sieben Tage in der Woche, in der er rund 100 Kilometer läuft, 30 Kilometer schwimmt und zwischen 300 und 500 Kilometer radelt. Er verbraucht dabei so viele Kalorien, dass er auf Mikronährstoffe setzt. Normale Ernährung würde seinen Kalorienbedarf nie ganz decken.

"Triathlon verbindet drei Grundsportarten, die beinahe jeder schon einmal gemacht hat", erklärt Knabl seine Faszination für den Sport. "Wäre ich Profischwimmer, müsste ich 14 Mal pro Woche ausschließlich ins Becken. Der Gedanke ist abschreckend."

Bei seinem Stützpunkt in Innsbruck fehlt es ihm an Infrastruktur. "Dass die Stadt kein 50-Meter-Hallenbecken hat, ist traurig", sagt Knabl. Deshalb setzt er sich auch dafür ein, dass diese Lücke geschlossen wird. Auch der Breitensport würde von einer Schwimmhalle profitieren.

Während des Tiroler Lockdowns war freilich an kein Schwimmtraining zu denken. Manche Profis stellten sich Plantschbecken im Garten auf und trainierten mit einem Seilzug, bekamen dadurch aber Schmerzen im Knie oder in der Schulter. Knabl verzichtete auf Experimente: "Ich bin ein guter Schwimmer und finde mein Wassergefühl schnell wieder".

Dieses braucht er auch bei der WM in Hamburg. Mit Lukas Hollaus und Lukas Pertl stehen zwei weitere Österreicher am Start. Bei den Frauen führt Lisa Perterer als aktuelle Nummer 13 der Welt ein österreichisches Trio an, das Julia Hauser und Therese Feuersinger komplettieren.

Am Sonntag steigt die WM-Mixed-Staffel. Sämtliche Athleten mussten einen negativen PCR-Test und ein ärztliches Attest vorweisen. Das Rennen findet ohne Zuseher an der Strecke statt und ist von der Altstadt in den weniger frequentierten Hamburger Stadtpark verlegt worden. (Lukas Zahrer, 4.9.2020)