Telfs – In der 15.000-Einwohner-Gemeinde Telfs im Tiroler Oberland kam es am Donnerstagabend zu einem politischen Eklat während der Gemeinderatssitzung. Angelika Mader von der nichtregierenden ÖVP-Fraktion – die ÖVP-nahe Liste "Wir für Telfs" hält die absolute Mehrheit – hatte einen Antrag auf die Entlassung eines vermeintlichen Mitarbeiters der Gemeinde Telfs eingebracht. Begründet wurde dies damit, dass "wir selbst über hervorragende Mitarbeiter verfügen". Schon länger herrscht im Gemeinderat dicke Luft unter den Fraktionen.

Der Antrag wurde mit "Telfer Blut – Für Telfs heißt aus Telfs" betitelt, was im Gemeindesaal für heftige Diskussionen sorgte. Der Mitarbeiter stammt aus einer anderen Tiroler Gemeinde, was dem ÖVP-Mitglied ein Dorn im Auge war. Ihr gehe es um das "Wohl der Telfer Familien", betont sie im STANDARD-Gespräch. Sie entschuldigt sich dennoch für die "unglückliche" Verwendung und die Interpretationen, die diese Diktion hervorgerufen hat. "Es war wirklich nicht meine Absicht, in diese Richtung zu agieren", sagt Mader.

Foto: Christoph Walch

Rücktrittsaufforderung

Für den Telfer ÖVP-Gemeindeparteiobmann, Johann Ortner, ist jedenfalls eine Grenze überschritten. "Wer sich einer solchen Sprache bedient, dem fehlt entweder jede historische Sensibilität, oder aber er möchte bewusst provozieren. Beides ist inakzeptabel und mit den Werten und Grundsätzen der Volkspartei nicht vereinbar. Ich fordere Mader deshalb auf, die ÖVP-Gemeinderatsfraktion umgehend zu verlassen", ließ Ortner am Freitagnachmittag via Presseaussendung mitteilen.

Auch Martin Malaun, Landesgeschäftsführer der Tiroler Volkspartei, distanzierte sich : "Diese Diktion ist jenseitig und ohne Wenn und Aber zu verurteilen." Sie beschädige mit solchen Äußerungen den Ruf der Volkspartei. "Ich erwarte mir, dass Mader von sich aus die Konsequenzen zieht und aus der Fraktion ausscheidet", so Malaun.

Empörung und Distanzierung

Vizebürgermeister Christoph Walch von den Grünen hatte den Antrag aus dem öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung veröffentlicht. Laut Walch "hat so eine Diktion in einer Gemeindestube nichts verloren". Er sagte dem STANDARD, dass der Gemeinderat nicht direkt für den Mitarbeiter verantwortlich sei und der Antrag somit gar nicht zur Abstimmung kam. "Wenn, dann wäre er aber ohnehin hochkant abgelehnt worden", so Walch.

"Wir für Telfs"-Gemeinderat Klaus Schuchter sprach auf Twitter ebenfalls von einer "unglaublichen und beschämenden" Aktion. Er distanziere sich als Gemeinderat "auf das Allerschärfste von solch einer Diktion". (faso, 4.9.2020)