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Tausende Frauen demonstrierten am Samstag in Minsk.

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Minsk – Am Samstag haben in Belarus (Weißrussland) erneut tausende Frauen gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko demonstriert. Sie zogen zu Fuß durch die Hauptstadt Minsk und schwenkten weiß-rot-weiße Fahnen, viele trugen Blumen bei sich. Zu dem sogenannten "Marsch der Frauen" hatte die Opposition aufgerufen. Auch in anderen Städten der Ex-Sowjetrepublik protestierten am Samstag viele Frauen.

Am Vormittag waren vor allem Studenten in der Stadt unterwegs, die sich zu einer "Solidaritätsaktion" zusammengeschlossen hatten. Es gab auch wieder Festnahmen. Genaue Zahlen waren zunächst nicht bekannt. Auf Videos war zu sehen, wie Uniformierte einige friedlich demonstrierende Studenten brutal in Minibusse zerrten. Auch am Vortag wurden Dutzende Menschen von der Polizei mitgenommen. Rund die Hälfte der Festgenommenen müsse mit einer Strafe rechnen, teilte das Innenministerium mit.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Wesna nahmen die Sicherheitskräfte an einer Universität Demonstranten brutal fest. Einige Studenten sangen friedlich vor den Hochschulen und forderten die Freilassung von politische Gefangenen. Das Bildungsministerium kündigte deshalb an, die Kontrollen an den Universitäten zu verstärken.

Weiteres Mitglied des Koordinierungsrates ausgereist

In des ist eine weitere prominente Oppositionelle aus Belarus ausgeresit. Olga Kowalkowa befindet sich im Nachbarland Polen, wie der Sprecher des Koordinierungsrates bestätigte. Details und Hintergründe ihrer Ausreise nannte er nicht. Kowalkowa werde sich bald selbst dazu äußern, hieß es. Das Gremium werde wie gewohnt weiterarbeiten.

Kowalkowa ist eine Vertraute der Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja und ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen friedlichen Machtwechsel in dem osteuropäischen Land erreichen will. Tichanowskaja war nach der umstrittenen Wahl unter Druck der Behörden in das EU-Land Litauen geflüchtet.

Deutschland droht Lukaschenko

Angesichts des Machtkampfes in dem osteuropäischen Land drohte der deutsche Außenminister Heiko Maas mit einer Verschärfung von Strafmaßnahmen gegen Lukaschenko. "Wir erkennen als Europäische Union die Wahl nicht an und haben Sanktionen beschlossen. Diese setzen wir jetzt um. Wenn Lukaschenko nicht reagiert, wird es weitere Sanktionen geben", sagte Maas der "Bild am Sonntag".

Zugleich stellte Maas klar, was er von der Führung in Minsk erwartet: "Ich fordere von Lukaschenko, dass er mit der Opposition verhandelt, dass die Wahl wiederholt wird, dass Lukaschenko sofort damit aufhört, friedliche Demonstranten einzusperren und zu misshandeln, dass er die Menschenrechte und die Pressefreiheit achtet." (APA, red, 5.9.2020)