Eigentlich hätte Sandra Ciesek Beipackzettel schreiben sollen.

Foto: imago images/rheinmainfoto

Der Sommer ist fast schon gegangen, doch Corona leider geblieben. Im Herbst, da sind sich Virologen und Politiker einig, wird uns die Pandemie noch stärker beschäftigen.

Eine gute Nachricht ist für viele: Der Virologe Christian Drosten informiert jetzt wieder im preisgekrönten "Corona-Podcast" des Norddeutschen Rundfunks (NDR).

Er tut dies künftig nicht mehr alleine, sondern wechselt sich alle zwei Wochen mit Sandra Ciesek ab. Sie leitet das Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum in Frankfurt am Main und ist Professorin für Medizinische Virologie der Frankfurter Goethe-Universität.

Internistin in Klinik

Am Dienstag wird die 42-Jährige ihre Premiere absolvieren und, wie der NDR hofft, "eine gute Ratgeberin sein". Denn Ciesek hat mehrere Jahre als Internistin gearbeitet. "Ich komme aus der Klinik und kenne den Patienten gut", sagt sie selbst. Dies soll die wissenschaftliche Perspektive des Grundlagenforschers Drosten ergänzen.

Wichtig sei ihr, Menschen etwas zu erklären, "die nicht Biologie oder Medizin studiert haben", sagt sie in einem Interview mit der Zeit. Oft schon habe sie Patienten "schwierige Zusammenhänge" darlegen müssen. Ciesek: "Das muss einem liegen, man muss sich aber auch auf die Menschen einlassen können."

Medikamenten-Forschung

Die Fähigkeit, gut erklären zu können, hatte Ciesek schon in ihrer Schulzeit. Ein Test zur Berufsberatung ergab bei ihr, dass sie gut geeignet sei, Beipackzettel für Medikamente zu verfassen.

Es kam anders. Die aus Goslar (Niedersachsen) stammende Ciesek studierte in Göttingen und Hannover Medizin und befasste sich mit der Forschung an Viren, die Hepatitis C auslösen.

Derzeit forscht sie an Medikamenten gegen Covid-19 und geeigneten Teststrategien. Schon im Februar gelang ihr der Nachweis, dass auch symptomfreie Personen Träger und somit Überträger des Virus sein können.

Sie ahnte damals schon, dass es zu einer Pandemie kommen würde. Doch dass alle Schulen schließen, konnte sich die Mutter einer Tochter nicht vorstellen. Aber sich zu irren, findet sie nicht schlimm, schließlich würden auch Wissenschafter jeden Tag dazulernen.

Nicht gerne geht sie übrigens in Talkshows. Denn: "Ich sehe Talkshows nicht als geeignetes Format, um mich als Wissenschafterin einzubringen. Die Leute werden da wegen der Position eingeladen, die sie vertreten, nicht wegen ihrer Expertise." (Birgit Baumann, 7.9.2020)