Das war vielleicht ein Paukenschlag 2013, als Jaguar unter dem neuen indischen Eigentümer Tata den F-Type aus dem Hut zauberte. Was war das denn? Ein reinrassiger Sportler, wahlweise offen (Roadster) oder geschlossen (Coupé), der sich mit den Besten seiner Klasse messen konnte, manchen Gegner sogar alt aussehen ließ. Dabei noch eine geradezu klassische Schönheit. Mit diesem quer durch Kundschaft und Medien als fulminanter Neuzugang apostrophierten Fahrzeug begann der kometenhafte Wiederaufstieg der Marke.

Mit dem T-Roc Cabrio hat VW endlich wieder ein Cabrio im Angebot.
Foto: Stockinger
Und Jaguars F-Type bleibt ein potenter Schönling.
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Und heute, 2020? Der F-Type kommt frisch vom Facelift, hat zusätzlich an (Assistenz-)Technik reinbekommen, was reingehört, auch dieses ganze Vernetzungsklimbim und ein virtuelles Kombi-Instrument, ist dabei aber ganz selbstverständlich jenes Hochemotikum geblieben, das er von Anfang an war.

Wer auch immer vor diesem Auto steht, kriegt glänzende Augen, gell, Charly?, und wer es dann auch noch (erstmals) fährt, wischt sich danach vielleicht verstohlen eine Zähre von der Wange, eine der Freude.

Maximaler Fahrspaß

Hinter P450 Cabriolet RWD steckt eine Maschine, die akut vom Artensterben bedroht ist und in unseren Foren bestimmt ihre Kritiker finden wird, trotz preisbedingt homöopathischer Verbreitung: V8-Kompressor mit fünf Litern Hubraum, 450 PS. Außerdem: Hinterradantrieb.

Die Briten haben das alles professionell auf maximalen Fahrspaß abgestimmt, die 8-Gang-Automatik von ZF gibt die Leistung derart spontan (und schneller als bisher) an die Antriebsräder weiter, dass man zum Kennenlernen zunächst besser bedächtiglich am Gaspedal agiert, sonst quittiert der Jag das sofort mit einem lustigen Schwanzeln.

Kenner und Könner gehen mit dem F-Type gerne auch auf den Rundkurs, das nochmal nachgebesserte Fahrwerk – laut Jaguar neue Federn, Dämpfer, Stabilisatoren und verstärkte hintere Achsschenkel – ist über jeden Zweifel erhaben.

Und der Kofferraum ist erwartungsgemäß überschaubar, wenn auch via Rückbank vergrößerbar.
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Der F-Type kommt frisch vom Facelift, hat zusätzlich an (Assistenz-)Technik reinbekommen, was reingehört, auch dieses ganze Vernetzungsklimbim und ein virtuelles Kombi-Instrument, ist dabei aber ganz selbstverständlich jenes Hochemotikum geblieben, das er von Anfang an war.
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Und da die Ingenieure sich die Luftströme ganz genau angesehen haben, lässt sich der Wagen auch bei Autobahntempo bedenkenlos offen fahren. Von unsereinem sowieso, aber auch von Menschen, bei denen eine Frisur zu verwüsten wäre, beim Kollegen Thorben zum Beispiel.

Pionier und Nachahmer

JLR (Jaguar Land Rover) war übrigens auch Pionier auf einem anderen Feld. 2016 brachten die Engländer, immer für eine schräge Idee zu haben, mit dem Range Rover Evoque den ersten aufgeschnittenen SUV auf den Markt. Das Gaudium ist leider schon wieder Geschichte, vom Neuen ist keine solche Version mehr geplant, aber das Beispiel sorgte für Nachahmer. Einen. VW.

Das T-Roc-Cabrio, um das es geht, ähnelt dem Evoque in Aussehen und Abmessungen sogar verblüffend. Man darf gespannt sein auf die Nachfrage, weil unterhalb des gehobenen Preissegments der Cabrio- und Roadster-Boom ja vorbei ist, Ausnahmen wie Mazdas MX-5 bestätigen nur die Regel. Die Zeiten werden (bier)ernster, puritanischer, da braucht es gar keinen Klerus dazu, und das schlägt sich eben auch fahrzeugkategorisch nieder.

Grafik: Der Standard
Grafik: Der Standard

Jedenfalls, mit dem T-Roc Cabriolet hat VW, nachdem auch noch der offene Golf und der Beetle überhaupt verschwunden sind, erstmals wieder ein solches Spaßgerät im Angebot. Ein ganz entspanntes Fahrzeug übrigens, das zum Cruisen einlädt und zum genießerischen Ziehen durch die schönen Heimatlande.

Bis 30 km/h lässt sich das Verdeck – wie beim F-Type eines aus Textil – öffnen und schließen, hinten fänden im Prinzip auch noch zwei Insassen Platz, wir haben aber das Windschott montiert und damit Covid-19-regelkonform den Auflauf bzw. die Ausfahrt von Massen un terbunden. Wie beim Jaguar zieht so die Zugluft, sofern auch die Fenster oben sind, selbst bei flotterer Fahrt unverrichteter Dinge weiter.

Was wir vermisst haben, ist ein sonst bei Cabrios häufig anzutreffender Schalter, mit dem sich alle Fenster auf einmal öffnen/schließen lassen. Außerdem verschlechtert dieser Nackenwulst, der die Dachkonstruktion aufnimmt, ein wenig die Sicht nach hinten. Und der Kofferraum ist erwartungsgemäß überschaubar, wenn auch via Rückbank vergrößerbar. Praktisch. Weniger praktisch: Die Klappe (mit Heckspoiler) öffnet nicht sonderlich weit, da wirkt die Klappenunterkante mitunter anstößig. Boing... (Andreas Stockinger, 17.9.2020)

Zweite Meinung(en):

Mit dem T-Roc Cabrio von VW wird der Abschied vom Sommer noch härter. Denn nichts wünscht sich der Lenker, die Lenkerin dieses Fahrzeugs mehr, als möglichst rasch wieder ohne "Kopfbedeckung" unterwegs sein zu können. Automatisch nimmt man den Fuß vom Gas, auch wenn der Benziner tadellos beschleunigt: Nicht entspannt zu sein fällt in diesem Gefährt schwer. Einzig der Griff nach den Sicherheitsgurten ist gewöhnungsbedürftig; die sind gar weit hinten angebracht. Die komfortablen Sitze entschädigen dafür umso mehr. (stro)

Fast schon ehrfürchtig sitzt man im neuen F-Type und hört dem Grollen des Motors beim Muskel spielenlassen zu. Das Facelift hat es in sich, und besonders im direkten Vergleich mit dem bisherigen Modell fragt man sich, wie ein F-Type je ohne die seitlich geschwungenen Frontscheinwerfer auskommen konnte. Aber auch von innen und besonders beim Fahren macht er einen Heidenspaß, selbst wenn man ihn nicht bis zum Grenzbereich ausreizt. Dieses Auto hat zwei Seiten, mehr dazu in meinem persönlichen Testbericht online. (poll, 17.9.2020)