Auch in Australien sorgte die Ankunft des Homo sapiens für das Verschwinden zahlreicher Tierarten.

Illustr.: APA/AFP/NATURE PUBLISHING GROUP / Peter Trusler

Freiburg – Nicht nur der Klimawandel, vermutlich jegliche Form von großräumiger Veränderung der Umwelt durch den Menschen führt dazu, dass Tier- und Pflanzenarten aussterben. Aktuell geschieht dies in einem enormen Tempo. Begonnen hat diese Entwicklung nicht erst in historischer Zeit: Bereits seit dem Beginn des Jungpleistozäns vor 126.000 Jahren sorgt die Menschheit dafür, dass Arten von der Erde verschwinden, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Ein internationales Forschungsteam um Daniele Silvestro von der Universität Freiburg in der Schweiz bestimmte anhand von Fossilienfunden und statistischen Modellen, wie der Mensch das Verschwinden von Säugetieren seit dem Jungpleistozän beeinflusst hatte. Dieses geologische Zeitalter begann vor etwa 127.000 Jahren und endete vor 11.784 Jahren mit dem Holozän. Während diesem Zeitalter starben viele große Säugetierarten wie das Wollnashorn und der Säbelzahntiger aus.

Klimaveränderungen von geringer Bedeutung

Die Autoren stellten fest, dass sich die Zeitpunkte der identifizierten Aussterbeereignisse zu 96 Prozent mit der Ankunft des Homo sapiens erklären lassen. Das Klima hingegen spielte – wenn überhaupt – eine untergeordnete Rolle. "Mammuts zum Beispiel haben vor der letzten Eiszeit viele Eiszeiten überlebt, und es gibt keinen klimatischen Grund, warum sie heute in Sibirien nicht überleben könnten", sagte Silvestro.

So nahmen etwa auch die Aussterberaten im Jungpleistozän in Australien vor der Ankunft des Menschen nicht zu – obwohl das Klima damals großen Schwankungen unterlegen war. Später verschwanden alle landlebenden Säugetierarten mit einem Gewicht von über 100 Kilogramm, etwa der Beutellöwe und das Riesenmoschusrattenkänguru.

Aussterberaten steigen bis 2100

Die Simulationen deuten darauf hin, dass die Aussterberaten bis im Jahr 2100 die natürliche Rate um das 30.000-fache übertreffen könnte. Die im Fachjournal "Science Advances" veröffentlichten Prognosen seien zwar schockierend, lägen aber in einem realistischen Bereich, so die Autoren. "Die Zeit drängt, denn jede verlorene Art ist ein unwiderruflicher Verlust eines Teils der Naturgeschichte unseres Planeten", ergänzte Mitautor Tobias Andermann von der Universität Göteborg.

Gegenwärtig sind rund eine Million der acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit vom Aussterben bedroht. Das zeigte der Bericht des Weltbiodiversitätsrats von vergangenem Jahr. Darin kam ebenfalls zum Ausdruck, dass der Mensch die Verantwortung für den Niedergang der Natur trägt. (red, APA, 7.9.2020)