Zum 12. Mal veranstalten Elvyra Geyer, Maria Oberfrank und Zigi Mueller-Matyas die MQ Vienna Fashion Week.

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Schulter an Schulter auf den Zuschauerrängen: So sieht es normalerweise während der Wiener Fashion Week aus.

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STANDARD: Mussten Sie lange überlegen, ob Sie heuer die Vienna Fashion Week veranstalten?

Geyer: Eine Veranstaltung wie die Vienna Fashion Week sollte immer stattfinden. Nur wenn man uns stoppt, machen wir‘s nicht mehr. In Zeiten von Corona ist es besonders wichtig, ein Zeichen für die lokale Mode zu setzen. Nach dem Lockdown wusste ja erst einmal niemand, in welche Richtung es geht. Nachdem schnell klar wurde, dass Kulturinstitutionen auch wieder öffnen können, haben wir gesagt: Wir machen's auch!

STANDARD: Hat Corona die Verbraucher für lokale Mode sensibilisiert?

Geyer: Das Interesse an lokalen Labels ist tatsächlich größer geworden. Sie können von der momentanen Situation profitieren. Man fährt derzeit nicht mehr einfach so ins Ausland, um zu shoppen, man tut das vielleicht eher im eigenen Land.

STANDARD: Haben Sie über Alternativen wie eine digitale Fashion Week oder eine Freiluftveranstaltung nachgedacht?

Geyer: Um eine Freiluftveranstaltung zu machen, müssten wir nur das Dach wegnehmen. Das wäre theoretisch möglich. (lacht) Die digitale Variante kommt für uns nicht infrage. Wir glauben, dass man Mode einfach live sehen muss, erleben muss, wie sich ein Kleid bewegt. Ein Screening ohne Zuschauer würde für uns nicht funktionieren. Man kann nicht sagen, dabei gewesen zu sein. In Wien steht für die Endverbraucher doch sehr stark der Event im Vordergrund.

STANDARD: Normalerweise herrscht im Modezelt ein dichtes Gedränge: Wie vermeiden Sie das?

Geyer: Es gibt im Zelt diesmal keine Tribüne, es werden nur Sessel aufgestellt. Für die Zuschauer gibt es nummerierte Sitzplätze, die im Schachbrettmuster vergeben werden – wie im Theater bleibt zwischen den Besuchern immer ein Platz frei. Die Menschen tragen Maske. Der Laufsteg ist leicht erhöht. Bislang haben im Modezelt 700 Menschen Platz gefunden, heuer werden es maximal 500 Leute sein. Wenn nur Einzelpersonen kommen, die wir nicht zusammensetzen können, sind es 350.

STANDARD: Mit Umsatzeinbußen ist also zu rechnen.

Geyer: Ja klar, aber wir haben damit noch nie Geld verdient. Wir rechnen auch damit, dass viele Leute Angst haben werden zu kommen. Am wichtigsten ist, dass sich die Menschen bei uns in Sicherheit fühlen.

STANDARD: Gibt es heuer auch internationale Gäste?

Geyer: Wir zeigen einige Kollektionen aus Thailand. Die Designer selbst sind nicht vor Ort, sie werden per Videobotschaft dazugeschaltet, die Mode wurde geschickt.

STANDARD: Sind Modenschau und Laufsteg überhaupt noch zeitgemäß?

Geyer: Ich sehe noch kein Konzept, das die Modenschau ablösen könnte. Wir haben in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit einer digitalen Show gesammelt. Das Problem: Man sieht die Mode nicht. Wenn sich der Stoff am Körper bewegt, ist das immer etwas anderes als ein 3D-Modell. Die Stimmung, das Flair einer Fashion-Show werden nicht in deine Küche transportiert. (Anne Feldkamp, 7.9.2020)

Die MQ Vienna Fashion Week findet vom 7. bis 12. September vor dem Wiener Museumsquartier statt.

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