Die Grünen bemühen sich, und die Richtung stimmt: Autoverkehr muss weniger werden, das ist klimapolitisch unumgänglich und für die Lebensqualität unerlässlich. Unter Vizebürgermeisterin Birgit Hebein wurden Radwege verbreitert, und die Entscheidung zwischen Baum und Parkplatz fällt nicht mehr automatisch zugunsten des Blechs. Vor Schulen gibt es temporäre Fahrverbote, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen und den Zubringerverkehr mit Autos zu unterbinden. Alles grundvernünftig.

Vor Schulen gibt es temporäre Fahrverbote, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen.
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Deshalb ist es unverständlich, dass im zweiten Wiener Bezirk eine neue Schule für 1200 Schülerinnen und Schüler geöffnet wird, ohne dass die Schulwege sicher wären. Doch anstatt den Gefahren wirksam zu begegnen, amtsschimmelt es bloß, und Hebein lässt ausrichten: Bisher sei ja auch nichts passiert. Das klingt zynisch und entspringt wohl verworrenen Zuständigkeiten, die es in Wien schwierig machen, sichere Schulwege zu gewährleisten.

Aber muss tatsächlich erst wieder etwas passieren, um die Sicherheit von Kindern über den Verkehrsfluss zu stellen? Vier Schulkinder sind 2019 auf Wiener Schulwegen zu Tode gekommen. Wo liegt da die Schmerzgrenze der Grünen?

Doch auch die Sozialdemokraten sind gefordert. Schließlich verlautbarten sie im Juni gemeinsam mit den Grünen, Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt machen zu wollen. Sichere Schulwege wären da eigentlich das Mindeste. (Karl Fluch, 8.9.2020)