13,8 Prozent aller ausländischen Arbeitskräfte waren im Juli ohne Job.

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Zwar wird der Integrationsbericht 2020 bis zu seiner Präsentation unter Verschluss gehalten. Ein paar Informationen sickerten aber schon vorab durch. So geht es im Bericht auch darum, wie sich die nunmehr rund zwei Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich auf dem Arbeitsmarkt schlagen.

Und da lautet das Fazit des Integrationsministeriums: Es könnte besser sein. Zwar ist die Arbeitslosenquote von Ausländern 2019 leicht auf knapp elf Prozent gesunken, die Corona-Krise hat die Situation aber wieder deutlich verschärft. 13,8 Prozent aller ausländischen Arbeitskräfte waren im Juli ohne Job – und das bei einer Arbeitslosenquote von insgesamt knapp über neun Prozent.

Ein Augenmerk des Integrationsberichts, liegt auf der Flüchtlingskrise 2015, die sich heuer zum fünften Mal jährt. (Was sonst noch im Integrationsbericht steht, lesen Sie hier). Insgesamt wurden seit 2015 etwa 200.000 Asylanträge gestellt, rund 118.000 Menschen haben Schutz erhalten. "Österreich hat zwischen 2015 und 2017, also in der Hochphase der Krise, EU-weit pro 100.000 Einwohner den meisten Flüchtlingen Schutz gewährt", wird in dem Bericht hervorgehoben.

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) fordert von Einwanderern auch Bereitschaft, sich zu integrieren.
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Bulgarien mit hohem Zuwachs

Allerdings wäre es falsch, die Fluchtbewegungen der vergangenen Jahre als Grund für die hohe Arbeitslosigkeit unter Ausländern auszumachen. Denn ein Blick in die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigt, dass die Arbeitslosigkeit bei Zuwanderern aus EU-Ländern in Osteuropa viel stärker angestiegen ist als bei Geflüchteten. Bei Menschen aus dem Irak stieg die August-Arbeitslosenquote im Jahresvergleich nur um 32 Prozent an, bei Syrern sogar nur um 26,5 Prozent. Unter Rumänen in Österreich war die Arbeitslosigkeit im August allerdings um 63,5 Prozent höher als im Vorjahr, bei Ungarn um 66,3 Prozent und bei Bulgaren sogar um 69 Prozent.

Dass gerade so viele Osteuropäer wegen Corona ihren Job verloren haben, hat zwei Gründe: Erstens arbeiten sie vermehrt in Sektoren, die besonders hart von der Krise getroffen wurden – wie im Tourismus und im Transport. Zweitens gehören sie oft zur Randbelegschaft, wie Rainer Eppel vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) erklärt. Gerade Rumänen und Bulgaren können erst seit 2014 frei nach Österreich migrieren: Für sie gilt am Arbeitsmarkt oft "last in first out", wie Michael Landesmann, Arbeitsmarktexperte am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WiiW), erklärt.

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Flüchtlinge in Schulung

Dass sich die Flüchtlingskrise 2015 nicht deutlicher in Arbeitslosigkeit niederschlägt, kommt für den Ökonomen nicht überraschend. Flüchtlinge kommen nicht ins Land, um gleich eine Arbeit zu suchen, so Landesmann: Oft machen Geflüchtete zuerst eine Schulung oder lernen die Sprache, bevor sie in den Arbeitsmarkt eintreten. Auch rechnet nicht jeder Ankömmling damit, auch längerfristig in Österreich zu bleiben. Mit anderen Worten: Die Migranten der letzten Flüchtlingswelle sind am Arbeitsmarkt zu einem guten Teil noch inaktiv. Deshalb scheinen sie auch nicht unter den vorgemerkten Arbeitslosen auf.

Sehr wohl scheinen dort aber Gruppen auf, die im Zuge früherer Migrationsbewegungen ins Land gekommen und schon länger im Arbeitsmarkt aktiv sind. Und dort ist die Arbeitslosigkeit recht deutlich angestiegen – bei Afghanen lag die August-Arbeitslosigkeit etwa um 50 Prozent höher als im Vorjahr. Unter Türken stieg die Arbeitslosigkeit um 42,3 Prozent.

(Wie sich Geflüchtete seit 2015 am Arbeitsmarkt geschlagen haben, lesen Sie hier).

Arbeitslose Deutsche

"Integration ist ein Prozess, der Jahrzehnte andauert", fasst Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) die Ergebnisse des Berichts zusammen, der freilich weit mehr umfasst als den Arbeitsmarkt: "Neben den umfangreichen Angeboten durch den Staat braucht es deshalb auch die Bereitschaft der Zuwanderer, sich zu integrieren."

Einen recht deutlichen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit gab es auch bei einer Gruppe, die zumindest sprachlich bestens integriert ist: den Deutschen. Im August war die Arbeitslosigkeit unter deutschen Staatsbürgern um knapp 43 Prozent höher als im Vorjahr. Experten vermuten, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit der Delle im Tourismus zu tun haben könnte – dort werden deutsche Muttersprachler gebraucht. (Aloysius Widmann, 8.9.2020)