Der Verpackungsmüll grassiert trotz Pfandsystems in Deutschland.

Foto: Imago

Eine "Gebühr" für Getränke? Es gab Zeiten, da wähnte so mancher Deutschland dem Untergang nahe. "Der Schwachsinn kennt an der Stelle keine Grenzen", ätzte Angela Merkel, damals noch CDU-Chefin und Oppositionsführerin, 2003 im Bundestag. Doch längst zahlt auch die Kanzlerin, wenn sie bei ihrem Stamm-Einkaufsmarkt den Wagen füllt, selbstverständlich Pfand auf Getränkedosen und Plastikflaschen.

17 Jahre lang gibt es dieses in Deutschland bereits. Eingeführt wurde das Pfand auf Dosen und Plastikflaschen 2003 von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder. Es gilt noch heute, nebst dem Atomausstieg, als das Prestigeprojekt des damaligen Umweltministers Jürgen Trittin (Grüne).

Dosenabsatz schrumpfte

Ex und hopp, also kaufen, trinken, wegwerfen (oft auf der Straße, im Wald oder der Bahn ), das war bis dahin das Motto vieler Konsumenten. Doch als dann Pfand fällig war, sank der Anteil der Getränkedosen rapide. 2002 hatten die Deutschen nach Angaben des "Forums Getränkedose" noch 7,5 Milliarden von diesen Blechbüchsen gekauft, 2003 waren es nur noch 300 Millionen.

Allerdings bremste nicht allein das Pfand den Verkauf. Viele Märkte warfen die Dose aus dem Sortiment, weil sie keine teuren Rücknahmeautomaten aufstellen wollten. Diese waren für die noch zahlreicheren Plastikflaschen fällig, und da herrschte erst Chaos, weil nicht alle Läden alle Flaschen zurücknahmen. Seit 2006 gibt es eine Rücknahmepflicht, auch wenn Dose oder Flasche zuvor woanders gekauft wurden.

Umwelthilfe fordert Aufschlag

Die Höhe des Pfands ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Auf Einweg-Getränkeverpackungen von Bier, Mineralwasser, Erfrischungsgetränken und alkoholhaltigen Mischgetränken wird 25 Cent erhoben.

Die Pfandhöhe ist in Deutschland in vielen Ländern unterschiedlich.
Foto: Imago

Von der Einwegpfandpflicht ausgenommen sind Milch, Wein, Spirituosen, Frucht- und Gemüsesäfte. Das Pfand für Mehrwegflaschen – egal ob aus Glas oder PET – beträgt meist 15 Cent, bei Bier nur acht Cent.

Trotz des Pfandsystems liegt die Mehrwegquote in Deutschland nur bei 42 Prozent, laut Verpackungsgesetz soll sie aber 70 Prozent erreichen. Die schwache Quote lastet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den großen Discountern Aldi und Lidl an, die gar keine Mehrwegflaschen anbieten.

DUH-Experte Thomas Fischer fordert daher: "Die Politik muss alle Abfüller und Anbieter dazu verpflichten, Mehrwegsysteme anzubieten. Darüber hinaus sollte es für alle Einwegflaschen zusätzlich zum Pfand einen Aufschlag von 20 Cent geben, der nicht erstattet wird." (Birgit Baumann aus Berlin, 8.9.2020)