Die Corona-Neuinfektionen in der Wiener Uno-City reißen nicht ab: Nun wurden sieben neue Covid-19-Fälle registriert, meldeten die Uno-Organisationen am Montagabend in einer Mitteilung.

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Die Mund-Nasenschutz-Maske. Sie dürfte wohl das Symbol des Jahres 2020 werden.

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Einsitzer-Sessellifte wären optimal für den heurigen Winter. Viele gibt es davon allerdings nicht mehr.

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Das Wichtigste im Überblick:

  • Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich dafür ausgesprochen, Skigebiete im Winter offenzuhalten. Er will Schulen und Wirtschaft nicht gegeneinander ausspielen.
  • In Österreich kam es in den vergangenen 24 Stunden zu 520 Neuinfektionen (Stand 09.30 Uhr). 340 davon kamen aus Wien. Gesundheitsminister Anschober will den Anstieg analysieren.
  • Einen Bericht der Kronen Zeitung, nach dem die Impfung gegen Covid-19 für alle in Österreich gratis sein soll, will das Gesundheitsministerium dem STANDARD so nicht bestätigen. Jeder, der sich impfen lassen möchte, solle aber auch die Möglichkeit dazu haben.
  • Einem Bericht des Kurier zufolge sollen Wiener Wirte im Zuge eines neuen Corona-Hilfspakets, ihre Sommerschanigärten auch im Winter stehen lassen dürfen. Demnach wird die SPÖ dazu am Donnerstag einen Initiativantrag im Gemeinderat einbringen.
  • In der Wiener Uno-City reißen die Neuinfektionen nicht ab. Nun wurden sieben neue Covid-Fälle registriert.
  • Gewerbe und Handwerk verlieren heuer mindestens elf Milliarden Euro Umsatz.
  • In dieser Woche wird der Corona-Bonus für Familien ausbezahlt.
  • ÖBB-Chef Matthä will mit "günstigen Preisen und besseren Mobilitätsangeboten" Fahrgäste auf die Schienen zurückholen.
  • Die steirische Kages feuert eine Ärztin, die die Corona-Maßnahmen kritisierte.
  • In speziellen Situationen kann es zu einer Maskenpflicht in Schulen auch während des Unterrichts kommen.
  • Frankreich will die Quarantäne auf sieben Tage halbieren. Der französische Gesundheitsminister will damit mehr Akzeptanz der Maßnahmen erreichen

    Den Tagesüberblick vom 7.9. lesen Sie hier.

Kurz will im Winter Skigebiete und Schulen offenhalten

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will im Winter sowohl die Schulen als auch die Skigebiete offen halten. "Wir müssen in allen Bereichen unseres Leben versuchen, ein so normales Leben wie möglich zu führen", betonte Kurz am Dienstag in Ljubljana bei seinem ersten bilateralen Auslandsbesuch seit der Corona-Krise. "Wintertourismus und Skifahren werden möglich sein", kündigte er an.

Auf die Frage, ob man nicht gleich die Skigebiete schließen sollte, damit die Schulen im Herbst vielleicht ein paar Tage länger offen bleiben können, meinte der Kanzler: "Ich würde nicht gerne die Schulen und die Wirtschaft gegeneinander ausspielen." Die Schule laufe heuer "anders ab", aber es sei "wichtig, dass sie stattfindet". Das eingeführte Prozedere in den Schulen sei zwar "für viele Kinder und Eltern eine Belastung". Es habe aber das "Ziel, dass die Schulen geöffnet bleiben und nicht ein neuerlicher Lockdown stattfinden muss".

520 neue Infektionen (Stand 09.30 Uhr)

Die Zahl der österreichweiten registrierten Neuinfektionen ist am Dienstag (Stand 09.30 Uhr) bei 520 innerhalb der vergangenen 24 Stunden gelegen. Dabei kamen 340 als neu ausgewiesene Infektionen aus Wien dazu, die jedoch laut dortigem Krisenstab zum Teil auf ältere Testergebnisse zurückzuführen sind, die nun ergänzt wurden.

In den vergangenen beiden Tagen waren die Neuinfektionen, die aus Wien vermeldet worden sind, mit 64 Fällen am Sonntag und 75 am Montag vergleichsweise niedrig ausgefallen – insgesamt steigen sie aber.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat angekündigt, diese Zahl einer Analyse zu unterziehen. Entscheidend sei die Frage, ob es sich hier um einen einmaligen " erklärbaren Peak – nach längerer Stabilität – oder um einen steigenden Trend handelt".

"Es war zu erwarten, dass mit September und den Folgemonaten die Pandemie noch einmal an Tempo aufnimmt. Es ist dies jetzt eine entscheidende Phase", sagte Anschober in einem Statement.

Sieben neue Fälle bei Wiener Uno-Organisationen

In der Wiener Uno-City wird man des Coronavirus nicht Herr. Nun wurden sieben neue Covid-19-Fälle registriert, meldeten die Uno-Organisationen am Montagabend in einer Mitteilung. Sechs davon seien Mitarbeiter der Atomenergieagentur (IAEA/IAEO), eine Person arbeite im Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UnoDC).

Damit ist die Zahl der Coronavirus-Infektionen in der Uno-City insgesamt auf 32 gestiegen, davon seien 24 bereits wieder genesen. Außerhalb Wiens seien weitere fünf Mitarbeiter der in Wien ansässigen Uno-Organisationen betroffen.

Corona-Bonus für Familien wird ausbezahlt

Die türkis-grüne Bundesregierung schüttet diese Woche den im Juni auf einer Regierungsklausur angekündigten Corona-Bonus für Familien aus. Ein Antrag ist nicht notwendig. Jedes Kind, für das Familienbeihilfe bezogen wird, wird berücksichtigt. In Summe werden 678 Millionen Euro ausgeschüttet.

Die 360 Euro pro Kind werden wie die Familienbeihilfe indexiert. Das heißt, rund 137.000 Anspruchsberechtigte mit im Ausland lebenden Kindern erhalten mehr oder weniger als die 360 Euro, je nach den Lebenshaltungskosten im jeweiligen Land.

Bericht: Wiener Wirte sollen Schanigärten auch im Winter öffnen dürfen

Laut einem Bericht des Kurier, sollen Wiener Wirte im Zuge eines neuen Corona-Hilfspakets, das am Donnerstag präsentiert werden soll, ihre Sommerschanigärten auch im Winter stehen lassen dürfen. Demnach wird die SPÖ dazu am Donnerstag einen Initiativantrag im Gemeinderat einbringen.

Anders als es die Regelung seit 2017 vorsah sollen in diesem Winter all jene Wirte, die einen Sommerschanigarten hatten, diesen auch in den Wintermonaten stehen lassen dürfen – und zwar in der gleichen Größe, egal, ob Sessel und Tische auf dem Gehsteig oder auf einem Parklet stehen. Die Gastgärten müssen auch nicht über Nacht weggeräumt werden. Allerdings müssen die Wirte die Winterschanigärten neu beantragen.

Gewerbe und Handwerk verlieren elf Milliarden Euro Umsatz

Als "ungewisse Fahrt durch den Coronanebel" bezeichnet die Obfrau der WKÖ-Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster, die aktuelle Lage für ihre Branche. Bis Jahresende werde sich der Umsatzverlust der über 230.000 Unternehmen auf 11 Mrd. Euro summieren, eine zweite Welle sei da noch gar nicht einkalkuliert. Scheichelbauer-Schuster drängte erneut auf eine Neuauflage des Handwerkerbonus.

Besonders hart trifft es Betriebe im Kreativ- und Designbereich wie die Eventbranche sowie Firmen im Gesundheits- und Wellnesssektor, darunter Fußpflegerinnen, Kosmetiker und Masseurinnen. Etwas besser sei die Situation bei Friseuren, die ab Mai von Nachholeffekten profitierten, sagte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria.

ÖBB-Chef Matthä will Fahrgäste zurückholen

Derzeit fahren nur rund die Hälfte der üblichen Passagiere Zug – folglich erwartet ÖBB-Chef Andrä Matthä heuer einen Umsatzverlust von 800 Mio. Euro auf die Staatsbahn zukommen. Kunden will er mit günstigen Preisen und besseren Mobilitätsangeboten für die letzte Meile zurückgewinnen, geht aus einem Interview mit der Zeitung "Kurier" (Dienstag) hervor. Es geht laut dem Manager um Scooter, Fahrräder, Sharing-Autos – alles soll man via App buchen können, um vom Zielbahnhof ans endgültige Ziel zu gelangen.

Der Umsatzeinbruch erklärt sich auch aus einem massiv gesunkenen Güterverkehrsaufkommen wegen der Corona-Krise. Der trifft die Cargotochter der Staatsbahn RCA. 2019 erzielten die ÖBB einen Umsatz von 4,405 Milliarden Euro.

Ärztin gefeuert

Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) hat am Dienstag eine corona-kritische Ärztin entlassen. Die Frau war mehrfach – etwa bei Demonstrationen – aufgetreten und hatte sich öffentlich gegen die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie gestellt. Nach einer Patientenbeschwerde und zwei verpassten Gesprächsterminen mit der KAGes-Führung muss sie nun gehen.

Die KAGes hatte die Medizinerin vergangene Woche dienstfrei gestellt und für Montag einen Gesprächstermin angesetzt. Zu diesem war die Ärztin aber nicht erschienen, ebenso auch nicht zum Ersatztermin am Dienstag. Deshalb sei die KAGes gezwungen, "eine Würdigung der Vorwürfe ohne Stellungnahme der Ärztin vorzunehmen". Bereits im Sommer hatte es eine Ermahnung gegeben. Die neu dazugekommene Patientenbeschwerde habe im Gegensatz zu damals nun aber direkt einen Vorfall am Arbeitsplatz betroffen. "Dieses Verhalten hat das Vertrauen in die Mitarbeiterin nachhaltig erschüttert, weshalb von Seiten des Dienstgebers die Entlassung und somit die sofortige Beendigung des Dienstverhältnisses ausgesprochen wurde", so die KAGes in einer Aussendung.

Die Ärztin ist der Meinung, die Schutzmasken, die vor einer Übertragung des Coronavirus schützen sollten, hätten nur den Sinn, die Bürger zu demütigen. Covid-19 stelle keine Gefahr für einen großen Anteil der Bevölkerung dar. Der beste Infektionsschutz ist ihrer Einschätzung nach ein ordentlicher Arbeitnehmerschutz: Wer krank ist, soll einfach zu Hause bleiben. Die Frau war zuletzt für die SPÖ im Gemeinderat einer Grazer Umlandgemeinde, ehe sie aus der Partei austrat und als "wilde" Mandatarin in der Gemeindestube verblieb.

Befristet ist auch Maskenpflicht im Unterricht möglich

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat zwar wiederholt eine Maskenpflicht während des Unterrichts ausgeschlossen. In speziellen Situationen können die Bildungsdirektionen allerdings für einzelne Schulen eine generelle Maskenpflicht im ganzen Schulgebäude und über den gesamten Schultag anordnen. Die in der Covid-19-Schulverordnung fixierte Maßnahme ist auf maximal zehn Tage begrenzt.

Vorgesehen ist sie etwa, wenn es an einer Schule konkrete Verdachtsfälle unter Schülern gibt und noch auf das Testergebnis gewartet wird, oder wenn Schüler Kontakt mit Corona-Verdachtsfällen oder bestätigten Fällen hatten.

Frankreich überlegt mit Quarantäne-Verkürzung

Frankreich will die Quarantänezeit für Infizierte und ihre Kontaktpersonen von derzeit 14 auf sieben Tage reduzieren. Gesundheitsminister Olivier Veran kündigte für Freitag einen Kabinettsbeschluss dazu an. Der wissenschaftliche Beirat der Regierung habe der Verkürzung zugestimmt, sagte er am Dienstag dem Radiosender France Inter.

Mit der Verkürzung will die Regierung eine bessere Akzeptanz der Selbstisolation erreichen: "Ein großer Anteil der Franzosen hält sich nicht an die Quarantäne", sagte der Gesundheitsminister. In Deutschland wird über eine ähnliche Maßnahme diskutiert. Die Gesundheitsminister der EU-Staaten hatten sich vergangene Woche bereits darauf verständigt, die Quarantänezeit für Rückkehrer aus Risikogebieten von 14 auf zehn Tage zu verkürzen.

Die weltweiten Corona-Infektionen im Überblick

(red, APA, 8.9.2020)