Wien – Der Corona-Krise zum Trotz hat am Montagabend mit der Verleihung der Austrian Fashion Awards (AFA) die Vienna Fashion Week begonnen. Die Auszeichnung des Kulturministeriums ging an Susanne Bisovsky, deren Label heuer auch sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Den Modepreis der Stadt Wien nahm Christina Seewald entgegen. Beide Auszeichnungen sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert.

Der "Outstanding Artist Award für experimentelles Modedesign" des Kulturministeriums zählt zu den Staatspreisen der Republik Österreich. Heuer wurde er zum fünften Mal vergeben: Die in Linz geborene und in Wien aufgewachsene Susanne Bisovsky widmet ihre textilhistorisch inspirierten Entwürfen der "schönen Wienerin" und dem "Wiener Chic". Ihr Salon findet sich in der Beletage einer ehemaligen Seidenmanufaktur in Neubau: Am Brillantengrund in der Seidengasse 13 wird entworfen, anprobiert und vieles auch gefertigt.

Mode aus Österreich, Performance mit Botschaft: Die Inszenierung der geförderten Labels im Rahmen einer Performance wurde heuer künstlerisch von Adia Trischler verantwortet.
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Kunstvolle Auflösung von Klischees

Die Auszeichnung würdigt Susanne Bisovskys innovativen Beitrag zum zeitgenössischen Modeschaffen, mit dem sich ihr Label abseits des Mainstreams international etabliert habe. "Seit 30 Jahren lotet Susanne Bisovsky in ihrer Arbeit die Grenzen zwischen Tradition und Avantgarde aus, indem sie kunstvoll Klischees von Tracht und Folklore auflöst", hieß es in der Begründung der Jury. Wichtig sei ihr selbst ein zeitloser Stil jenseits des modischen Kurzzeitgedächtnisses, betont die Modemacherin immer wieder.

Susanne Bisovsky wurde heuer mit dem "Outstanding Artist Award für experimentelles Modedesign" des Kulturministeriums ausgezeichnet. Hier Outfits während der Präsentation am Montagabend.
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"Susanne Bisovsky lotet in ihrer Arbeit die Grenzen zwischen Tradition und Avantgarde aus", hieß es in der Begründung der Jury.
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Die Stadt Wien versteht ihren jährlichen Modepreis als Starthilfe für jüngere Labels auf internationalem Niveau. Die gebürtige Grazerin Christina Seewald gründete erst 2019 ihr Stricklabel unter eigenem Namen. Die Jury sieht sie "in einem einzigartigen Spannungsfeld zwischen Loungewear und Tailoring" und lobte die Konzentration auf Handwerkskunst und lokale Produktion.

Christina Seewald erhielt den Modepreis der Stadt Wien.
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Modewoche trotzt Corona

Wegen Corona dauert die zwölfte Ausgabe der Modewoche nur bis Samstag, das Rahmenprogramm wurde reduziert, ebenso die Anzahl der Personen: Während in den vergangenen Jahren bis zu 1.000 Besucher das Modezelt beim Museumsquartier füllten, sollen es diesmal jeweils weniger als halb so viele sein, zudem bleibt jeder zweite Platz im Sinne des Abstandhaltens leer. Es gibt Stationen mit Desinfektionsmitteln und zum Fiebermessen, vorherige Registrierung und Maskenpflicht für alle, auch für die Models abseits des Laufstegs. Einige Modeschöpfer haben den Mund-Nasen-Schutz aber ohnehin schon in ihre neuen Kollektionen eingebaut.

Alles fast wie immer: Die Gäste posierten vor der Stellwand – heuer allerdings mit Maske.
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"In Zeiten wie diesen ist es umso wichtiger, zusammenzuhalten und die Kapazitäten zu bündeln", betonten AFA-Direktorin Camille Boyer und das Veranstalterteam der Modewoche, Elvyra Geyer, Zigi Mueller-Matyas und Maria Oberfrank von "creative headz". Die Modewoche, ein wichtiges "Lebenszeichen" der heimischen Designerbranche, komplett ausfallen zu lassen sei keine Option gewesen. Die Planung wurde laufend an die epidemiologische Lage angepasst. (APA, red, 8.9.2020)

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