Boris im weißen Rollkragenpullover, Boris im grauen Sakko, Boris in der Steppjacke. Einst war er das Bobele, dann der Bumm-Bumm-Boris, der nie aus den Schlagzeilen verschwand. Frauen, Affären, Werbespots, Pleitemeldungen, man kann Boris Becker wirklich nicht vorwerfen, ein Langweiler zu sein. Jetzt entwirft der Tennisprofi im Ruhestand Männermode, die "seinem Charakter entspricht".

Dafür hat sich der Mann, der vor ziemlich genau 35 Jahren Wimbledon gewann, mit dem Mannheimer Unternehmen Fashion Concept zusammengetan. Und seine erste Herbstkollektion "für Männer zwischen 25 und 45" herausgebracht. Tennissocken und Schweißbänder sucht man vergeblich. Die Kollektion des ehemaligen Tennisprofis besteht erstaunlicherweise aus allem, was ein Mann (womöglich in der Midlife-Crisis) so braucht, wenn er nicht weiter auffallen will: Chelsea Boots, Lederjacken, Poloshirts, gedeckte Farben, alles durchschnittliche Retailer-Ware zwischen 50 und 280 Euro. Oder, um es mit den Worten des Unternehmens Fashion Concept zu sagen: "Alle Männer, die gerne schlau, aber auch bequem sind, folgen seinem ikonischen Lebensstil."

Klar ist aber auch: Würde nicht so manches Stück den Schriftzug "Boris Becker" tragen, man würde den Ex-Tennisprofi und den Lebemann hinter der Kollektion nicht vermuten.

Boris Becker bei der Vorstellung seiner Modekollektion Ende August in Düsseldorf.
Foto: imago images/Apress
Über 100 Stücke beinhaltet seine Linie – von Kleidung über Schuhe bis Taschen.
Foto: imago images/Apress

Man kann nur erahnen, dass die Farblosigkeit der Kollektion Strategie ist. Erinnert sie nicht an die Hemden und Bundfaltenhosen, die der 17-Jährige aus Leimen damals Mitte der 80er-Jahre abseits des Tennisplatzes trug? Und hat nicht bereits Björn Borg auf ähnlich clevere Art und Weise Unterwäsche, Schuhe, Taschen, Brillen und Parfums verschachert? Der schwedische Tennisstar bewies, dass eine solche Unternehmung ganz ohne ihren Namensgeber funktionieren kann. Die Boris-Becker-Kollektion (abgekürzt mit einem klingenden "BB") als Einkommensquelle in der Not? Diese Nachricht dürfte zumindest der weltweit verzweigten Familienbande des Tennisspielers Freude bereiten.

Der frischgebackene Wimbledon-Sieger Boris Becker wird im Juli 1985 vor dem Rathaus mit Mutter Elvira und Vater Karl-Heinz in Leimen empfangen.
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Vielleicht ist der Mann, der von den Deutschen nie als "unser Boris" vereinnahmt werden wollte, aber auch einfach klug genug, mit seiner Midlife-Crisis-Mode nicht allzu viel über sich erzählen zu wollen. Und ob Beckers Botschaft bei den schlauen und bequemen Männern da draußen ankommt, werden wir dann im kommenden Jahr sehen. Eine Frühjahrskollektion ist schon in Planung. (Anne Feldkamp, 10.9.2020)