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Die Pyramiden von Meroe, der einstigen Hauptstadt des Königreichs Kusch, werden von einem Nil-Hochwasser bedroht.

Foto: REUTERS/Mohamed Nureldin Abdallah/

Bei Pyramiden denkt man zu allererst an das altägyptische Pharaonenreich. Eine andere afrikanische Großmacht hat allerdings noch mehr Pyramiden hervorgebracht: Das Königreich Kusch im Norden des heutigen Sudan war ab dem Mittleren Reich mit Unterbrechungen 500 Jahre lang ägyptische Kolonie. Erst im siebten Jahrhundert vor unserer Zeit gelang es der Kultur in Nubien, sich zu emanzipieren und mit der Verlegung der Hauptstadt nach Meroe aus dem Schatten Ägyptens zu treten. Das Reich hatte bis etwa 350 unserer Zeit Bestand, zerbrach aber schließlich unter dem Eindruck einer Völkerwanderungen, die vermutlich Klimaveränderungen, Überweidung und Erosion ausgelöst haben, und dem Erstarken des altäthiopischen Reichs Aksum am Roten Meer.

Das zuletzt auf Rekordhöhen gestiegene Nil-Hochwasser bedroht nun jedoch die rund 2000 Jahre alten Überreste von Meroe, darunter auch einige Pyramiden. Um zu verhindern, dass die Fluten die Ruinen der einstigen Hauptstadt des Königreichs Kusch beschädigen, habe ein Archäologenteam Barrikaden aus Sandsäcken errichtet und begonnen, Wasser aus der Stätte zu pumpen.

Schutzmaßnahmen könnten nicht ausreichen

Das berichtete der Leiter der von der sudanesischen Regierung beschäftigten französischen Archäologen, Marc Maillot. Das Nil-Hochwasser habe in diesem Jahr einen außergewöhnlich hohen Pegel erreicht, sagte Maillot. "Derzeit ist die Lage unter Kontrolle, aber wenn der Pegel weiter steigt, reichen die Schutzmaßnahmen nicht aus". Nach seinen Angaben ist die rund 200 Kilometer nördlich von Khartum gelegene Stätte normalerweise einen halben Kilometer vom Fluss entfernt.

Nach Rekordüberschwemmungen mit fast hundert Toten hatte die sudanesische Regierung vergangene Woche einen landesweiten dreimonatigen Notstand ausgerufen. Nach Angaben der Behörden erreichte der Blaue Nil, der in der Hauptstadt mit dem Weißen Nil zusammenfließt, den höchsten Pegel seit Beginn der Aufzeichnungen vor über einem Jahrhundert. Maillot zufolge sind auch andere antike Stätten von den Überschwemmungen bedroht. (red, APA, 8.9.2020)