In Innsbruck sollen die Maßnahmen der Stufe Gelb bereits ohne die offizielle Ampelschaltung umgesetzt werden.

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Der Impfstoff von Astra Zeneca befindet sich bereits in späten klinischen Studien, nun gibt es eine Impfpause.

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Das Wichtigste im Überblick:

  • Österreich hat am Mittwoch 502 Neuinfektionen in den letzten 24 Stunden vermeldet, davon 258 in Wien.
  • Das Pharmaunternehmen Astra Zeneca setzt seine Covid-19-Impfstoffstudie wegen Sicherheitsbedenken aus. Bei einem Probanden in Großbritannien waren schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten.
  • Die Corona-Ampel dürfte am Freitag in Innsbruck auf Gelb schalten. Die entsprechenden Maßnahmen werden vorab freiwillig umgesetzt, heißt es von Landeshauptmann Platter.
  • Die Regierung hat bei den Corona-Hilfen nachgeschärft, sieht einen Bildungsbonus für Arbeitslose vor und erhöhte die Gelder für den Familienhärte- und Künstlersozialversicherungsfonds.
  • Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat die Opposition zu einem Gesundheitsausschuss am 17. September eingeladen. Thema soll die Novelle zu den Corona-Gesetzen sein, die massive Kritik erntete.
  • EU-Abgeordnete finden scharfe Worte für Finanzminister Blümel und dessen Kritik an der EU-Kommission.
  • Deutschland hält die pauschale weltweite Reisewarnung bis Ende September aufrecht.
  • Tschechien meldete am Mittwoch 1.164 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden – so viele wie noch nie an einem Tag.
  • New Yorker Restaurants dürfen ihre Innenbereiche wieder öffnen.

Den Tagesüberblick vom 8. 9. lesen Sie hier.

502 Neuinfektionen in Österreich

Für Mittwoch hat das Innenministerium 502 Corona-Neuinfektionen für Österreich gemeldet, 258 davon betrafen Wien. Damit gab es österreichweit bisher 30.583 Erkrankte. 747 infizierte Personen sind bisher verstorben und 25.764 wieder genesen. Aktuell befinden sich 197 Personen aufgrund des Virus in krankenhäuslicher Behandlung, davon 36 auf Intensivstationen.

Aktuelle Zahlen zum Coronavirus

Mögliche Ampelschaltung und freiwillige Maßnahmen in Innsbruck

Mit Innsbruck dürfte am Freitag eine weitere Stadt auf der Corona-Ampel auf Gelb geschaltet werden. Davon gehen jedenfalls die Stadtführung und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) aus. "Ich habe mit Gesundheitsminister Anschober über die Entwicklung in Innsbruck gesprochen. Die Sorge ist da, weil die Infektionszahlen gestiegen sind. Auch Bürgermeister Willi geht davon aus, dass die Ampel auf Gelb springen wird", sagte Platter bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Man werde die vorgesehenen Maßnahmen in Innsbruck deswegen schon jetzt freiwillig umsetzen. Das bedeutet Maskenpflicht in Geschäften und Schulen, die Personenbeschränkungen für Veranstaltungen und Ähnliches. Platter appelliert an alle Tiroler, dass sie das Virus weiter ernst nehmen sollen und dementsprechend handeln.

Bürgermeister Georg Willi (Grüne) zufolge wurde bereits vergangene Woche darüber diskutiert, Innsbruck auf Gelb zu schalten. Tirolweit waren in den vergangenen 24 Stunden 69 Neuinfektionen gemeldet worden. In Innsbruck waren vorerst 152 Personen infiziert. Die Kommission kommt jeweils am Donnerstag zusammen, um über die Ampelschaltungen zu entscheiden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) geht trotz steigender Infektionszahlen am Mittwoch nicht davon aus, dass die Corona-Ampel in Wien oder einem anderen Gebiet auf Orange gestellt wird. Zudem kündigte er mehr Transparenz bei den Entscheidungskriterien der Kommission an.

Kritik von EU-Abgeordneten an Blümel wegen Corona-Hilfen

Die Kritik von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) an der EU-Kommission, die beim neuen Fixkostenzuschuss für Unternehmen weitere Informationen einfordert, stößt einigen EU-Abgeordneten sauer auf. Blümel treibe "ein Spiel auf dem Rücken der Europäischen Union", kritisierte SPÖ-Delegationsleiter Andreas Schieder am Mittwoch in einer Onlinediskussion.

Als "peinlich und unfassbar daneben" kritisierte die Neos-Europaabgeordnete Claudia Gamon Blümels Kritik an der EU-Behörde. In den Raum zu stellen, dass die EU-Kommission die Rettung von Unternehmen blockiere, sei "brandgefährlich". Die EU-Kommission prüfe die Hilfen im Schnellverfahren. Dies bedeute aber nicht, dass es keine Regeln mehr gebe. Der grüne Europaabgeordnete Thomas Waitz bezeichnete es als "unglücklich", dass Blümel mit seinen Aussagen "einen Regionalwahlkampf führt", obwohl klar sei, dass der ÖVP-Spitzenkandidat nach der Wien-Wahl sein Mandat nicht annehmen werde.

Astra Zeneca setzt Corona-Impfstoffstudie aus

Bei dem in Spätstudien befindlichen Covid-19-Impfstoffkandidaten des Pharmakonzerns Astra Zeneca werden einem Medienbericht zufolge Nebenwirkungen vermutet. Die Studie des experimentellen Impfstoffs werde nach dem Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen bei einem Probanden in Großbritannien ausgesetzt, berichtete die Website "Stat News" am Dienstag unter Berufung auf eine Sprecherin des Unternehmens.

Der unter AZD1222 bekannte experimentelle Impfstoff befindet sich in Großbritannien, Brasilien und Südafrika in späten klinischen Studien und gilt als einer der führenden Kandidaten für eine wirksame Impfung. Auch Österreich hat sich im Rahmen des EU-Beschaffungsprogramms sechs Millionen Dosen des Impfstoffs von Astra Zeneca gesichert.

Regierung schärfte bei Corona-Hilfen nach

Die türkis-grüne Regierung hat beim Ministerrat am Mittwoch Nachschärfungen bei den Corona-Hilfsmaßnahmen beschlossen. So wird ein Bildungsbonus für Arbeitslose, die sich auf Mangelberufe umschulen lassen, geschaffen. Das Modell sieht vor, dass Personen, die im Rahmen der Corona-Arbeitsstiftung ab Oktober 2020 Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen für mindestens vier Monate absolvieren, künftig zusätzlich zum Arbeitslosengeld einen Bildungsbonus in der Höhe von 180 Euro erhalten. Das entspricht laut Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP) einer durchschnittlichen Erhöhung des Arbeitslosengelds um 19 Prozent.

Bei der Sonderbetreuungszeit werden Unternehmen entlastet. Ab sofort wird diese Unterstützung seitens des Bundes zur Hälfte finanziert. Bisher hat der Bund ein Drittel der Kosten für Sonderbetreuung übernommen. Der Familienhärtefonds wird von 60 auf 100 Millionen Euro aufgestockt, der Covid-19-Fonds des Künstlersozialversicherungsfonds (KSVF) von fünf Millionen Euro auf zehn Millionen Euro. Künstler, die weder beim Härtefallfonds der WKÖ noch bei der Überbrückungsfinanzierung für Selbstständige antragsberechtigt sind, können hier eine Einmalzahlung von bis zu 3.000 Euro erhalten.

Gesundheitsausschuss zu Gesetzesnovelle geplant

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat zu einem Gesundheitsausschuss am 17. September eingeladen. Thema soll die Novelle zu den Corona-Gesetzen sein, die massive Kritik erntete. Die Oppositionsparteien wurden von den Grünen über das Angebot informiert. Der Termin sei nun "in Verhandlung", hieß es. FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl warf Anschober dabei erneut vor, Bedenken aus dem Begutachtungsverfahren und der Opposition zu ignorieren.

Deutschland: Pauschale weltweite Reisewarnung gilt bis Ende September

Die von Deutschland ausgegebene pauschale Reisewarnung für fast alle gut 160 Länder außerhalb der EU und des grenzkontrollfreien Schengenraums wird nach dem 30. September enden. Vom 1. Oktober an soll es nach einem Beschluss der Regierung in Berlin dann auf die Lage in den einzelnen Staaten zugeschnittene Bewertungen geben.

Höchstwert von 1.164 Neuinfektionen in Tschechien

Das Coronavirus breitet sich in Tschechien im Rekordtempo aus. Wie die Gesundheitsbehörden Mittwochfrüh bekanntgaben, wurden in den vergangenen 24 Stunden 1.164 Neuinfektionen bestätigt. Der bisherige Tageshöchstwert lag bei 796. Inzwischen gilt landesweit wieder Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln – in Prag zudem in Geschäften und Einkaufszentren.

Auf Rekordhöhe ist damit auch die Zahl der aktiv Infizierten (9.272). Die meisten davon hätten einen milden Verlauf der Krankheit, viele seinen asymptomatisch, hieß es. Beobachter sehen einen Zusammenhang der Infektionen mit der Urlaubssaison, ist doch Kroatien das beliebteste Urlaubsland der Tschechen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte bereits am Dienstag von einer besorgniserregenden Entwicklung in Tschechien gesprochen und auf eine konsequente Rückverfolgung und Isolierung gedrängt.

New Yorker Restaurants dürfen Innenbereiche öffnen

Restaurants in der Millionenmetropole New York dürfen ihre seit März geschlossenen Innenbereiche Ende des Monats wieder für Gäste öffnen. Ab dem 30. September dürfe wieder innen bestellt und verzehrt werden, teilten Bürgermeister Bill de Blasio und Gouverneur Andrew Cuomo am Mittwoch mit.

Es gelten aber strenge Auflagen – etwa Kapazitätsbeschränkungen für Gäste auf rund ein Viertel, zwei Meter Abstand zwischen den Tischen, Fiebermessungen am Eingang sowie Abstands-, Masken- und Hygieneregeln.

Die Außenbereiche der Gastronomie dürfen bereits seit einigen Wochen wieder geöffnet sein. Auch etwa Casinos, Einkaufszentren, Fitnessstudios und Museen dürfen seit kurzem unter strengen Auflagen wieder öffnen.

Der Bundesstaat und vor allem die Millionenmetropole New York waren im Frühjahr ein Epizentrum der Pandemie gewesen. Inzwischen haben sich die Zahlen aber auf niedrigem Niveau stabilisiert. (APA, red, 9.9.2020)