Ein Rennen in Mugello zu Michael Schumachers Hochzeiten im Ferrari – das wär's gewesen. 145.881 Testkilometer spulte der deutsche Formel-1-Rekordweltmeister im berühmten roten Rennwagen während seiner Zeit bei der Scuderia ab. Ganz viele davon auf dem Autodromo Internazionale del Mugello, nördlich von Florenz gelegen – eine hügelige, malerische Landschaft in der Toskana.

So schaut's aus.
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Für die aktuelle Generation der Motorsport-Königsklasse wird Mugello nun am Wochenende eine ganz neue Erfahrung. Zum ersten Mal macht die Formel 1 dort in dieser Woche überhaupt für einen WM-Lauf Station – und das auch nur wegen der Coronavirus-Pandemie. Im Notkalender ist es eines von insgesamt drei Rennen in diesem Jahr in Italien. Normalerweise wären Serien-Champion Lewis Hamilton und Co. nur in Monza gefahren, nun folgen nach dem klassischen Grand Prix von Italien am vergangenen Sonntag auch noch WM-Läufe in Mugello und Imola.

Fans!

Dazu kommt es in der Toskana nicht nur zum bereits 1.000. GP von Ferrari, sondern zu einer Saisonpremiere, wird es doch das erste Rennen mit einer limitierten Zuschaueranzahl sein. Bis zu 2.880 Fans dürfen von Freitag bis Sonntag jeweils an der Strecke dabei sein. Möglich ist das nur durch ein umfassendes Hygienekonzept, bei dem Sicherheit und Gesundheit aller Anwesenden im Vordergrund stehen.

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14 Kurven bietet der 5,245 Kilometer lange Kurs, der in erster Linie den aktuell weit hinterherfahrenden Ferrari-Piloten bestens bekannt ist. Die Strecke gehört dem italienischen Automobil-Hersteller, der rund 120 Kilometer entfernt seinen Hauptsitz hat. Der deutsche Ex-Weltmeister Sebastian Vettel und sein monegassischer Teamkollege Charles Leclerc absolvierten in diesem Jahr dort in einem älteren Wagen bereits Testfahrten.

Zu schwach

Dass Ferrari angesichts dieses Vorteils endlich in die Erfolgsspur findet, darf bezweifelt werden, zu schwach ist die Motorleistung der Scuderia aus Maranello im Vergleich mit der Konkurrenz von WM-Dominator Mercedes und der Honda-Power von Red Bull oder AlphaTauri. Das Zweier-Team der "Bullen" durfte in Monza sogar den Sensationssieg des Franzosen Pierre Gasly bejubeln, während es für Ferrari mit einem Doppelausfall im Heimrennen den nächsten Tiefschlag setzte.

"Es ist nicht so, dass man wahnsinnig viel erwarten kann", meinte Vettel, der Ferrari mit Saisonende verlassen wird und in der WM mit mageren 16 Zählern aus acht Rennen als 13. bereits 148 Zähler hinter WM-Leader Lewis Hamilton liegt. "Ich hoffe, dass wir in Mugello eine bessere Ausgangslage haben. Aber das heißt nicht, dass wir um das Podest kämpfen."

Abgewatscht

Stolz.
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Italiens Presse geht schon seit längerem mit dem Traditionsteam besonders hart ins Gericht. Die Scuderia werde derzeit von Teams und Autos besiegt, "die man im Heiligtum Maranello nicht einmal parken lassen würde", schrieb etwa die Zeitung "Corriere della Sera" am Montag.

Mugello-Topfavorit ist somit Hamilton, der nur aufgrund von Missmanagement seines Teams in Monza über Rang sieben nicht hinausgekommen war. Auf dem Weg zur Egalisierung der Schumacher-Rekordmarke von sieben Titeln will der 35-jährige Brite nun am Sonntag seinen bereits 90. Grand-Prix-Triumph feiern und die komfortable WM-Führung von 47 Punkten auf seinen finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas weiter ausbauen. Schumachers Bestmarke von 91 Erfolgen könnte Hamilton dann schon beim nächsten Rennen am 27. September in der russischen Olympia-Stadt Sotschi einstellen. (APA, 9.9.2020)