Die CyberArts-Ausstellung im Oö. Kulturquartier in Linz zeigt als Leistungsschau des Prix Ars Electronica dessen Gewinner. Über 25 Positionen sind zu sehen, welche Anstrengung heuer dahintersteckt, von Online-Jurys bis zu Aufbauarbeiten, die von den Künstlern per Skype überwacht wurden, sieht die Besucherin nicht. Dafür anregende Positionen zu Klimawandel, Demokratie und Künstlicher Intelligenz.

Im ersten Stock begrüßt eine Arbeit der mit dem Sonderpreis als Visionary Pioneer of Feminist Media Art ausgezeichneten VALIE EXPORT: "Sie hat das aktionistische Potenzial von Medien früh erkannt", erklärte Ars-Electronica-Direktor Gerfried Stocker bei einer Presseführung am Mittwoch die Wahl. Wie Martin Sturm, Leiter des OK im oö. Kulturquartier, hob er hervor, wie fantastisch es sei, eine vollständige Ausstellung zeigen zu können.

"Be Water"

Weiter geht es im ersten Geschoß mit einem Raum, der ganz der Kategorie Digital Communities gewidmet ist. Eine leuchtend gelbe Wand präsentiert das Siegerprojekt "Be Water by Hong Kongers" für den Protest gegen ein von Peking beabsichtigtes Gesetz, das es unter bestimmten Umständen erlauben sollte, Bürger von Hongkong – ehemals britische Kolonie mit Sonderstatus – an China auszuliefern. Digitale Technologien spielten dabei eine Schlüsselrolle. Erstmals wurde eine anonyme Gruppe ausgezeichnet, deswegen wurde die Goldene Nica in die Ausstellung integriert. Die weiteren Arbeiten wurden mit einem Farbcode versehen, anhand dessen man erkennen kann, worum es geht, etwa "politisches Engagement", "Wissenstransfer" oder "Wirtschaft".

Die Siegerarbeit der Computer Animation ist Miwa Matreyeks "Infinitely Yours", eine Mischung aus Animation, Schattenbildern und Performance mit der Silhouette der interagierenden Künstlerin. Sie schickte ihre aktuellste Aufnahme nach Linz, die sie mit wachsendem Babybauch zeigt – umso eindringlicher das Thema: Klimawandel, wie der Mensch mit den Ressourcen der Natur umgeht. Aber auch die Schönheit des Lebens werde gezeigt, sagte Emiko Ogawa, die den Prix organisiert und die CyberArts mit Genoveva Rückert kuratierte.

"Hello Someone"

Im zweiten Obergeschoß findet sich die Siegerarbeit in der Kategorie "Interactive art+" der US-Amerikanerin Lauren Lee McCarthy. In "Hello someone" ließ sie über drei Monate Menschen in den Wohnungen ausgewählter Teilnehmer "Alexa" spielen. Über Computer konnten sie zum Beispiel das Licht aus- und anschalten, Musik spielen und anderes machen, was die intelligenten Helfer sonst tun. Mittels angebrachter Hardware sahen sie auch, was die virtuellen Assistenten sehen. Es gehe der Künstlerin nicht darum, aufzuzeigen, dass wir "Alexa" nicht benutzen sollten, sondern um den Unterschied zwischen Menschen und Künstlichen Intelligenzen, so Ogawa. Menschen könnten sich entscheiden, wie sie ihre Menschlichkeit zeigen.

Weitere ausgestellte Projekte dieser Kategorie sind "Appropriate Response" von Mario Klingemann, der Künstliche Intelligenz quasi Glückskeks spielen lässt. 120 Buchstaben an der Wand klackern wild durcheinander, kniet man sich an ein Pult davor, ordnet eine KI die Buchstaben zu mehr oder weniger sinnvollen Aussagen wie "after all, time is nature's gift and history's". Frederik Duerinck bedient sich der KI um ein – anhand eines Fragebogens – individualisiertes Parfum herzustellen, aus 38 Ingredienzien in Linz, sonst sind auch bis zu 200 möglich. Ebenfalls ausgezeichnet wurde "Shadow Stalker" der Special featured Feminist Media Artist Lynn Hershman Leeson. Ihr Film skizziert u.a. die vorhersagende Polizeiarbeit.

Genoveva Rückert betonte, dass so viele Werke wie sonst – allerdings oft ohne Künstler – in Linz seien und verwies auf den Rundgang per Video, der auf den Social-Media-Auftritten der Oö. Landes-Kultur-GmbH sowie über die Ars-Electronica-Homepage zu sehen sei. Täglich um 20.30 Uhr gibt es im Kunstkino ein best-of der Einreichungen in der Kategorie Computer Animation zu sehen. Die Sieger und Arbeiten aus der Jugendkategorie U19 des Prix sind im JKU-Campus ausgestellt. (APA, 9.9.2020)