Der Sinn der Wirtschaft liegt darin, Wohlstand und Sicherheit für alle zu erzeugen und Menschen dabei miteinander zu verbinden. Doch die Wirtschaft hat sich zu einem Monster entwickelt, das wenige sagenhaft reich macht, viele in Armut zurücklässt und dabei den Planeten zerstört." Das ist der Befund des Chocolatiers Josef Zotter, des Sonnentor-Gründers Johannes Gutmann und des gelernten Investmentbankers und Gründers der Gesellschaft für Beziehungsethik Robert Rogner. In ihrem Buch "Eine neue Wirtschaft – Zurück zum Sinn" zeigen die drei Auswege aus dieser Situation. Denn eine Veränderung der Wirtschaft könne nur in jedem Unternehmer, in jedem Manager und in jedem Mitarbeiter selbst entstehen, glauben sie.

Wie alles begonnen hat

In dem Buch zeigen die drei Unternehmer die historischen Komponenten auf, die der heutigen Wirtschaft ihren ursprünglichen Sinn genommen hat und zur "Monsterwirtschaft" wurde. Von der neolithischen Revolution über die Erfindung des Geldes bis zur Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009, die gezeigt hat, wohin diese Monsterwirtschaft führt, reicht dabei der Bogen. Die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik werden genauso angesprochen wie das Dogma des uneingeschränkten Wachstums, das die Wirtschaft noch immer antreibt.

Vom großen Ganzen werden die Entwicklungen immer wieder auf die kleinste wirtschaftliche Einheit, den Menschen, heruntergebrochen. Um weiter bestehen zu können, erzeugt die Monsterwirtschaft großen Druck, immer mehr zu wollen, zu produzieren und zu konsumieren. Menschen, die unter diesem Druck wegbrechen, gelten als schwach, schreiben sie.

Sie liefern aber auch Erklärungen, warum dennoch so viele dieser Monsterwirtschaft folgen, sie als alternativlos ansehen und sich dem System unterwerfen. Die Versprechungen seien verlockend, gehen aber nur für sehr wenige in Erfüllung. Dass es so nicht mehr weitergehen könne, ist der einhellige Tenor und auch die Motivation für die Publikation. Entstanden ist ein Manifest für ein neues Wirtschaften, das sich wieder stärker nach dem Sinn orientiert und weniger vom Kapitalmarkt getrieben wird. Corona sei dafür eine gute Chance. Der Shutdown habe die Wirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert, jetzt sei ein guter Zeitpunkt, neue Wege zu beschreiten.

Raus aus dem Hamsterrad

Die Alternativen, die Zotter, Gutmann und Rogner skizzieren, existieren bereits, sie reichen von den Kommunen der Hippies über die Gemeinwohlökonomie bis zum Green New Deal. Doch die Grenzen dieser Alternativen scheinen nach wie vor Macht und Gier zu sein. Wie lassen sie sich trotzdem durchsetzen? Es geht gemäß Eine neue Wirtschaft darum, den Sinn des eigenen Lebens, den inneren Auftrag, der jedem Menschen in dieses Leben mitgegeben wird, zu entdecken und zu erfüllen. Wer das tue, werde nicht nur eins mit sich selbst und damit erfolgreicher und glücklicher sein, so das Versprechen, sondern auch eins mit seiner Umgebung und mit dem Planeten. Und wenn viele ihren inneren Auftrag entdecken und erfüllen, entstehe ganz von selbst eine neue Wirtschaft.

Anhand ihrer eigenen Lebensläufe zeigen sie, welche Stationen sie durchlaufen mussten, um den Sinn für ihr eigenes Leben zu finden, und wie dieser Sinn ihr wirtschaftliches Handeln verändert und geformt hat. Damit sich die Wirtschaft umfassend verändert und sie ihren Sinn wiederfindet, fordern sie eine "spirituelle Revolution". Der erste Schritt dabei sei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um sich von dem befreien zu können, was die Monsterwirtschaft und Konsumgesellschaft jedem von uns aufdrängt. (Gudrun Ostermann, 10.9.2020)

Johannes Gutmann, Robert Rogner, Josef Zotter, "Eine neue Wirtschaft – Zurück zum Sinn". € 20,– / 160 Seiten. Edition a, Wien 2020.