Auch Österreichs größter Gletscher, die Pasterze, bleibt vom Trend nicht ausgespart: Sie geht um etwa 50 Meter pro Jahr zurück.
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Überall in den Alpen befinden sich die Gletscher auf dem Rückzug: Das bilanzieren Forscher aus vier Ländern, die ausgehend von Satellitendaten die Eisbedeckung in den Alpen gemessen haben. Das Ergebnis: In den vergangenen zwölf Jahren ist die Fläche der Gletscher um 13,2 Prozent geschrumpft, das entspricht einem Rückgang von etwa 44 Quadratkilometern.

Die Studie basiert auf Daten, die von den beiden Sentinel-2-Satelliten gesammelt und von der Europäischen Weltraumagentur ESA zur Verfügung gestellt wurden. Ausgewertet wurden sie mit Hilfe eines Algorithmus, der Gletscherbilder identifizieren kann, von Forschern der Staatlichen Universität Mailand, der Universitäten von Zürich und Grenoble sowie des Innsbrucker Unternehmens ENVEO IT.

Gezählt wurden im Alpenraum 4.395 Gletscher mit einer Gesamtfläche von 1.806 Quadratkilometern. 49,4 Prozent davon befinden sich in der Schweiz, 20 Prozent in Österreich, 18 Prozent in Italien und 12,6 Prozent in Frankreich.

Zeitübergreifender Vergleich macht sicher

Eine besonders starke Schmelze wurde bei Gletschern in der norditalienischen Region Lombardei festgestellt: Hier schrumpften sie um 1,6 Prozent pro Jahr. Ein symbolträchtiges Beispiel für den Trend ist der Gletscher Forni auf 3.100 Meter, der größte Gletscher der Ortler-Alpen. Ihn gibt es im Grunde gar nicht mehr: Wegen der Schmelze ist er in drei Teile zerfallen, die nicht mehr miteinander verbunden sind, berichteten die Forscher.

Erweitert man den Zeitrahmen, wird der Eisverlust noch deutlicher: Der Vergleich mit einer Studie aus dem Jahr 1960 zeigte, dass sich die italienischen Gletscher seitdem um 200 Quadratkilometer reduziert haben. Dies entspricht einer Fläche wie jener des Lago Maggiore (oder zwei Dritteln des Neusiedler Sees). (red, APA, 11.9.2020)