Stefano Feltri präsentierte am Mittwoch das Projekt einer neuen liberalen Tageszeitung für Italien unter dem Titel "Domani".

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Österreich hat "Heute", Italien bekommt ein – damit nicht recht vergleichbares – "Morgen": Am 15. September startet in Italien eine neue Tageszeitung, eine Seltenheit im Jahr 2020 und einem vielerorts schrumpfenden Markt. Ihr Chefredakteur und Manager Stefano Feltri erklärte Mittwoch per Zoom das linksliberale Projekt "Domani" eines italienischen Multimillionärs.

Carlo De Benedetti (85) war Industrietycoon (etwa mit Olivetti, zeitweise auch CEO von Fiat) und Medienmulti mit der nationalen, liberalen und meinungsstarken Tageszeitung "La Repubblica" und "L'Espresso". Anfang 2020 hat Benedettis Familie die von dessen Söhnen nicht sehr erfolgreich geführte, aber noch immer größte italienische (Print-)Mediengruppe Gedi mit "La Repubblica" und der Turiner "La Stampa" für 113 Millionen Dollar verkauft. John Elkann, Erbe des Agnelli-Familienclans, kaufte die Gruppe. Und er will die "Repubblica" neutraler und in der politischen Mitte positionieren, berichtete "Domani"-Chef Feltri am Mittwoch in einer vom Wiener Ausbildungszentrum Fjum und dem Presseclub Concordia organisierten Zoom-Präsentation.

Liberale Stimme

Patron De Benedetti nimmt deshalb nun wieder Geld in die Hand, um eine neue liberale Zeitung zu gründen. Zehn Millionen will er in den Start investieren, weitere zehn Millionen sollen eine Stiftung dotieren, die Benedettis Anteile übernehmen und das Blatt als Herausgeberin weiterführen soll.

Die Tageszeitung soll es zwar gedruckt geben für einen Euro pro Ausgabe, aber die Printausgabe soll im Gegensatz zu anderen Blättern des Landes nicht im Fokus stehen, "sondern der einzelne Artikel, wo immer er zuerst veröffentlicht wird", sagt Feltri.

"Domani" sei die erste Zeitung nach dem Prinzip "Digital zuerst", sagt der Zeitungsgründer: "In Italien ist das revolutionär."

Professionell interessiert und zahlungsbereit

Die Zeitung soll täglich jedenfalls 16 Seiten und 20 bis 25 Artikel umfassen. Online gibt es zwei Zonen: frei zugängliche Kurzfassungen in jeweils drei Punkten, Bullet Points. Ausführlichere Texte wollen bezahlt werden: Den Tageszugang gibt es um einen Euro, 20 Euro soll das Digitalabo im Monat kosten, durchaus vergleichbar mit anderen italienischen Zeitungen, sagt Feltri. 138 Euro sind für das Abo derzeit veranschlagt.

Feltri hofft auf professionell interessierte Menschen, die sich das nach seinen Worten relativ teure Digitalabo quasi leisten müssten – Sprecher von Politikerinnen, PR-Berater nennt er als Beispiele. Das seien nur ein paar Tausend, die aber zahlungsbereit. (fid, 10.9.2020)