Bei der Buch Wien (11.–15.11) ist man gegenüber dem STANDARD von der jüngsten Ankündigung der Frankfurter Buchmesse, heuer aufgrund von Reisebeschränkungen und Quarantäneauflagen auch für Gäste aus Europa ganz auf Aussteller in den Messehallen zu verzichten und den Event nur digital abzuhalten, nicht beunruhigt. Wegen der weniger internationalen Ausrichtung träfen Reisebeschränkungen sie nämlich kaum.

95 Prozent der Aussteller kämen aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz und ein ebenso großer Anteil der Besucher stamme aus Wien oder dem Großraum, sagt Buch-Wien-Geschäftsführer Patrick Zöhrer im Gespräch. Insgesamt hätten sich heuer also nur 25 Prozent weniger Aussteller angemeldet – In Frankfurt waren es 90 Prozent minus. Man habe die Messe zudem räumlich luftiger geplant als zuletzt, Kojen seien etwa größer.

Ausstellerfreundliche Regelungen

Eine Besucher-Benchmark gibt es heuer nicht. Mit Wirtschaftlichkeit rechnet bei der Buch Wien diesmal nämlich keiner. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels als Muttergesellschaft investiere dieses Jahr kräftig in die Messe, denn wichtig sei, dass die Aussteller von dem Auftritt profitieren und ausreichend Kontakt mit Publikum haben, so Zöhrer. Dazu gehört auch, dass den Verlagen im Fall einer doch seitens der Behörden veranlassten Absage bis zum letzten Aufbautag 100 Prozent der Teilnahmegebühren rückerstattet werden.

Hilfreich ist angesichts der Corona-Ampel und ihrer Besucherobergrenzen, dass man nicht als Kulturveranstaltung gilt, sondern einer Regelung für fach- und Publikumsmessen unterliegt, die eher an Einkaufszentren orientiert ist. Das hatte man gewollt und erreicht, da eine Ausstellung in einer Messehalle ähnlich sei wie die Situation in einem Einkaufszentrum.

Ein eigenes Präventionskonzept der Buch Wien wird in den kommenden Wochen bei der Behörde eingereicht, die dann die Maximalbesucherzahl festlegt. Bis die Ampelfarben greller werden und gesetzliche Personenobergrenzen schlagend. So niedrig wie für Kulturveranstaltungen liegen die laut Auskunft aus dem Gesundheitsministerium aber nicht.

Die Branche klagt

Während andere Großveranstaltungen im Zuge von Corona rasch abgesagt wurden, hantelte man sich bei der Frankfurter Buchmesse (14.–18. 10.) von Einschränkung zu Einschränkung. Etwa hatten viele große Verlage ihre Teilnahme abgesagt, um der Messe dann immerhin einen Gemeinschaftsstand zuzugestehen. Seit Dienstagnachmittag ist aber auch dort der Zweckoptimismus am Ende. Schon früh in der Pandemie war eine virtuelle Parallelstruktur geplant worden, auf die man nun nach Absage der realen Messestände setzt: Per Plattform sollen Verlage aus aller Welt Lizenzen handeln, fürs Publikum wird es Videolesungen geben.

Das tröstet viele in der Branche aber wenig, sie klagen über wegfallende Sichtbarkeit, ist der Herbst doch die verkaufsstärkste Zeit im Buchjahr.

Erst zuletzt hatte die Leipziger Buchmesser ihren Termin nächsten März aufs spätere Frühjahr verschoben. (wurm, 9.9.2020)