Der Designer Kim Jones übernimmt bei Fendi die Damenmode.

Foto: Brett Lloyd

Er tritt bei Fendi das Erbe einer Modelegende an. Der Brite Kim Jones folgt dem 2019 verstorbenen Karl Lagerfeld bei dem römischen Modehaus als Chefdesigner. Der Deutsche hatte für das Unternehmen ein halbes Jahrhundert Haute-Couture-, Ready-to-wear- und Pelzkollektionen entworfen. Nun wird der 46-jährige Jones bei dem italienischen Unternehmen die Damenmode verantworten, Silvia Venturini Fendi wird Accessoires und Herrenmode betreuen.

Der Neue ist zwar im Gegensatz zu seinem Vorgänger kein Promi, in Sachen Disziplin aber steht er dem Mann mit dem Silberzopf in nichts nach. Wie Lagerfeld, der außerdem für Chanel arbeitete, wird auch Kim Jones mehrgleisig unterwegs sein. Für die Marke Dior, die ebenfalls zu LVMH gehört, entwirft er seit zwei Jahren vier Männermodekollektionen pro Jahr. Der emsige Mister Jones kann gut und gern als die neueste Wunderwaffe des französischen Luxuskonzerns bezeichnet werden.

Die Entscheidung für den 46-Jährigen verwundert nicht. Der ausgebildete Männermodedesigner Kim Jones, Absolvent der Londoner Modekaderschmiede Central Saint Martins, gilt als verlässlicher wie uneitler Chefdesigner, die Öffentlichkeit sucht er trotz prominenter Freunde wie David Beckham, Kanye West oder Kate Moss nicht. Auf Social-Media-Kanälen wie Instagram (dort hat er überschaubare 864.000 Follower) gibt der Brite wenig von sich preis. "Die Leute wissen, dass ich Hunde habe, gerne reise, kennen mich aber nicht wirklich", sagte er im vergangenen Jahr dem Guardian.

Kim Jones, der als Sohn eines Hydrogeologen zehn Jahre seiner Jugend in Afrika lebte, hat in den vergangenen zehn Jahren im Luxuskonzern LVMH Karriere gemacht. Verdient machte er sich dabei um die Herrenmode: Als Kreativchef bei Louis Vuitton trieb er zwischen 2011 und 2018 bei den Männern die Annäherung von High Fashion und Streetwear voran, 2017 fädelte er eine überaus erfolgreiche Kooperation mit der gehypten amerikanischen Streetwear-Marke Supreme ein.

2018 holte ihn Pietro Beccari, der frischgebackene CEO von Dior, zu dem französischen Unternehmen. Kim Jones umgarnt dort seither mit Blumenmotiven die asiatische Kundschaft, die Millennials gewinnt er mit Streetwear-Kooperationen. Der Brite hat einen Riecher für die Bedürfnisse seiner Arbeitgeber. Dass er auch was von den Frauen versteht, wird Kim Jones nun bei Fendi beweisen dürfen. (Anne Feldkamp, 9.9.2020)