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Das Fold 2 bringt einige wichtige Verbesserungen mit.

Foto: Reuters/Samsung

Der Start seines ersten Falthandys, Fold, verlief für Samsung suboptimal. Erste Tester meldeten schnell, dass der Bildschirm bruchanfällig sei. Zwei Mal besserte der Hersteller nach, bis das Gerät schließlich in den Handel startete.

Nach wie vor haben faltbare Smartphones mehr die Aura von Experimenten und Prototypen, denn von vollwertigen Alternativen zu Geräten im klassischen Formfaktor. Das möchte Samsung mit dem Nachfolger, dem Z Fold 2 5G, ändern. Und gemäß den ersten Rezensionen ist das zumindest teilweise geglückt. Eine Zusammenfassung anhand der Tests von The Verge und Tom’s Guide.

Evolution

Von radikalen Änderungen hat Samsung bei der zweiten Generation abgesehen. Es handelt sich, im eingeklappten Zustand, nach wie vor um ein Smartphone in relativ üblichem Format und einem Display mit 6,2-Zoll-Diagonale. Die Hosentaschenkompatibilität leidet jedoch deutlich unter der Dicke.

Klappt man es auf, so wird der auf der Innenseite befindliche Bildschirm zugänglich und macht aus dem Handy ein kleines 7,6-Zoll-Tablet. Als Tablet lässt es sich auch gut verwenden. Auf längere Zeit kann es aber ermüdend werden, das Fold 2 einhändig zu halten, bringt es doch stolze 282 Gramm auf die Waage.

Verbesserte Mechanik

Samsung hat sich bemüht, das Gerät stabiler zu machen. Bemerkbar ist das etwa am Scharnier. Dieses wurde verstärkt und hält das Display zuverlässig in den meisten Aufklappwinkeln. Dazu wurden auch kleine, elastische "Bürsten" im Inneren verbaut, die dafür sorgen sollen, dass sich kein Schmutz in der Mechanik ansammeln kann. Zwei kleine Puffer machen die Zusammenführung der beiden Gerätehälften weiters sanfter und leiser.

Allgemein wirkt das Fold 2 in puncto Mechanik solider als sein Vorgänger. Auch mit der restlichen Verarbeitungsqualität zeigen sich die Tester zufrieden.

In den faltbaren Bildschirm hat Samsung eine zusätzliche Glasschicht eingezogen. Dennoch fühlt man ganz klar die darüber liegende Kunststoffoberfläche auf der zusätzlich auch noch ein Schutzfilm liegt, der Kratzer verhindern soll. Die Faltstelle ist immer noch mit freiem Auge zu sehen, jedoch nimmt man sie während der Benutzung kaum bewusst war. Erst bei bestimmten Betrachtungswinkeln sticht der Darstellungsunterschied in der Mitte deutlich hervor.

Ein ergonomisches Problem ist, dass das Außendisplay, das man im Handymodus verwendet, extrem schmal ist. Es hat einen Formfaktor von 25:9, ist also noch einmal deutlich länglicher als etwa Sonys aktuelle Smartphones, die den 21:9-Faktor nutzen. Bemerkbar macht sich dies darin, dass es unangenehm ist, etwas länger auf der Bildschirmtastatur zu schreiben.

Mehr Software für den Tabletmodus

Lob gibt es für die beiden AMOLED-Displays. Diese liefern knackige Farben und auch die Unterstützung schnellerer Bildwiederholraten von bis zu 120 Hz weiß zu gefallen.

Das vorinstallierte Android-System ist als solches kaum zu erkennen. Denn Samsung hat zahlreiche Anpassungen vorgenommen, die es auf den Formfaktor zuschneiden sollen. Das erfordert eine gewisse Zeit, um sich in das Bedienkonzept einzulernen und die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten zu erforschen.

Während am ersten Fold viele Apps einfach nur wie aufgeblasene Smartphone-Programme wirkten, hat Samsung nun sowohl seine vorinstallierten Helfer verbessert und auch mit Google und anderen Unternehmen kooperiert, um deren Tools ins "Faltzeitalter" zu überführen.

Das macht sich positiv bemerkbar, egal ob man einen Mailclient verwendet oder über Google Duo videochattet. In einigen Fällen funktioniert auch Drag und Drop für Bilder und andere Dateien. Gelegentlich kommt es aber noch zu Bugs, etwa Apps, die sich plötzlich weigern, in den Tabletmodus umzuschalten. Es bleibt zu hoffen, dass viele Entwickler nachziehen und ihre Apps auch für Falthandys aufbereiten.

Kamera nicht auf Augenhöhe mit Flaggschiffen

Die Triple-Cam macht einen passablen Job. Sie liefert gute Fotoqualität, erreicht aber nicht ganz das Niveau von Samsungs anderen Flaggschiffen oder Geräten wie dem iPhone 11. Positiv angemerkt werden aber die Zusatzfunktionen von Samsungs Kamera-App, mit denen man weiteren Nutzen aus den zwei Bildschirmen zieht.

In Sachen Zoom wird nur optische 2x-Vergrößerung geboten, hier war für ein Handy dieser Preisklasse mehr erwartet worden. Und manche Features, wie die KI-gestützte, automatische Nachverfolgung von Personen nebst automatischer Anpassung des Zoomfaktors, um alle Menschen im Sichtfeld einzufangen, funktionieren noch nicht zuverlässig.

In Sachen Performance zollt das Z Fold 2 seinem starken Unterbau – es kommt Qualcomms aktuell schnellster Chip, der Snapdragon 865 zum Einsatz – Tribut. Die Akkulaufzeit ist, so man nicht ständig den 120 Hz-Modus nutzt, passabel. Das Handy unterstützt Quickcharge mit 25 Watt, ließ sich aber nur etwas langsamer aufladen, als erwartet. Mit dabei ist auch Wireless Charging, das auch einen Reverse-Modus zum Aufladen anderer Geräte mitbringt.

Fazit: Besser, aber immer noch zu teuer

In Summe stellt das Z Fold 2 5G laut Testern einen klaren Fortschritt dar. Samsung hat auf die Tester und seine Kunden gehört und viele Kritikpunkte ganz oder weitestgehend ausgemerzt. Das Fazit fällt, trotz mancher Softwareglitches und ergonomischer Defizite positiv aus.

Zu einer Kaufempfehlung will man sich aber angesichts des happigen Preises von 2000 Dollar bzw. Euro nicht durchringen. Es sind also nach wie vor die Early Adopter die primäre Käufergruppe, bis die faltbaren Smartphones deutlich billiger werden und vielleicht den Durchbruch in den Massenmarkt schaffen. (gpi, 10.09.2020)